Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 83
der Tourismus in Wien um 20 Prozent zurückgegangen ist und er
deshalb zusätzliche Mittel braucht. Kein Wort darüber, dass diese Subvention
für das Michael Jackson Tribute-Konzert gedacht war.
Das ist ein klarer Fall, wo ich so weit gehen würde zu sagen, da wurde
versucht, uns Abgeordnete in unserer Kontrollfunktion zu behindern oder gar zu
täuschen. Das ist ein klarer Fall, wo nicht nachvollziehbar ist, wofür eine
Subvention ausgegeben wird.
Ich möchte aber noch einen Schritt weitergehen, über den Bereich der
Subventionen hinaus. Es gibt viele Fälle, in denen wir schriftliche Anfragen
stellen, wo wir nachfragen, wie Gelder der Stadt Wien geflossen sind. Einer
dieser Fälle betrifft zum Beispiel Zuwendungen in Form von Inseraten an Medien.
Ich kann mich erinnern, ich habe vor einigen Jahren – um nicht zu sagen, vor
einiger Zeit – eine zirka 40 Seiten lange Anfrage gestellt, wo ich gefragt
habe: Wie viele Inserate der Stadt Wien bekommen eigentlich alle Medien dieses
Landes? Da habe ich wirklich alle aufgezählt, vom „Kurier" über den
„Falter" über die „Echo"-Medien und so weiter und so fort, alle.
Die Antwort war: Das sind 40 000 Fälle, und Sie werden
verstehen, liebe Frau Ringler, das können wir nicht beantworten! – Das ist die
Transparenz in dieser Stadt. Ich glaube, daran sollten Sie jetzt was ändern. Es
ist in unserem Interesse als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, zu
wissen ...
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend):
Ich bitte Sie, zur Frage zu kommen!
GRin Mag Marie Ringler (fortsetzend): ... wie
unsere Gelder verwendet werden.
Daher nochmals meine Frage an Sie: Können Sie sich vorstellen, zum
Beispiel für den Fall dieser doch sehr sensiblen Frage, wie viel Zuwendungen
einzelne Medien erhalten, in Zukunft eine Veränderung der Auskunftspolitik in
die Wege zu leiten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich weiß zwar nicht, was das mit
der ursprünglichen Frage zu tun hat, denn bei Inseratenschaltungen handelt es
sich ja zweifelsohne um keine Subventionen, und selbstverständlich um keine
Zuwendungen, sondern da wird entsprechende Information dargestellt. Ich denke,
dass sehr gesetzeskonform damit umgegangen wird.
Dass wir 40 000 Inserate – ich nehme die Zahl jetzt einmal so, wie
Sie es gesagt haben, ich weiß sie nicht auswendig im Gegensatz zu Ihnen –
entsprechend darstellen, kann ich mir persönlich nicht vorstellen, denn der
Aufwand dazu wäre enorm!
Wenn Sie sich der Mühe unterziehen, über 40 Seiten Anfragen zu
erstellen, so bleibt das selbstverständlich Ihnen überlassen, aber ich werde
meine Leute jedenfalls nicht mit unnötiger Arbeit entsprechend belasten. Das
sage ich notabene, da die Inserate auch über die Medien entsprechend
nachvollziehbar sind. Das ist ja wohl das Transparenteste, was es gibt, nämlich
wenn es in den Zeitungen steht! (Beifall bei der SPÖ.)
Zu Ihrem ursprünglichen Beispiel über die Subventionen, nämlich im
Speziellen an den Tourismusverband zu dem Michael Jackson Tribute-Konzert: Das
ist natürlich ganz schlecht, dieses Beispiel, denn hier handelt es sich in der
Tat um eine Subvention an den Tourismusverband, die – wie dort auch in den
Gremien entsprechend beschlossen – dazu verwendet werden soll, dass der Tourismus
angekurbelt wird. Und wie Sie wissen, ist der Tourismusverband ja eine mit der
Wirtschaft sehr paritätisch besetzte Organisation und Truppe.
Jetzt können wir über das auch Tacheles reden: Selbstverständlich wäre
ein derartiges Konzert, wäre es seriös vorbereitet und wäre das auch in der Tat
ordentlich organisiert worden, etwas, was mit einer weltweiten Werbung für die
Stadt Wien sehr interessant wäre. Das war es aber nicht, und daher konnte das
auch nicht stattfinden. Da ist kein Groschen, kein Cent irgendwohin geflossen!
Der Tourismusverband hat dieses Geld und wird es auch dafür ausgeben, wofür es
drinnen gestanden ist.
Da das Konzert nicht stattfindet, wird es dafür kein Geld geben. So einfach
ist gelegentlich die Welt! Da kann man das aufblasen, wie man will, es ist so.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Wir kommen nun
zur 4. Zusatzfrage. Am Wort ist Herr GR Dr Wolf.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Bürgermeister!
Es geht um Transparenz und um die
Nachvollziehbarkeit, die, wie Marie Ringler gesagt hat, in der Tat nicht
gewährleistet ist. Es gibt immer wieder Fälle, wo Subventionsakte unvollständig
sind und sich erst bei nachträglicher Recherche herausstellt, dass auch andere
Institutionen, die im Einfluss der Stadt stehen, oder andere Dienststellen der
Stadt zusätzliche Subventionen gegeben haben, also ein wirklicher Überblick ist
selbst bei fleißigster Recherche häufig nicht zu erlangen.
Ich möchte aber einen Schritt weitergehen und
die konkrete Frage stellen, ob Sie sich, wenn Sie schon einen
Subventionsbericht ablehnen, eine Darstellung der abgelehnten Subventionen
jährlich vorstellen können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Noch viel weniger! Das halte ich wohl für das
Absurdeste und für diejenigen, deren Subventionsansuchen abgelehnt wurde, das
überhaupt Unfairste! Sie können ganz sicher sein, dass es extrem gute Gründe
gibt! Von abgelehnten Subventionen, wenn sie unkorrekt waren, oder auch wenn
man inhaltliche Meinungsunterschiede dazu hat, wären Sie wahrscheinlich der
Erste, der das erfahren würde, jedenfalls aus dem Kulturbereich! Daher ist das
wahrscheinlich ohnehin für Sie das Transparenteste, was es gibt, wenn man
meint, ungerecht behandelt worden zu sein.
Ich sage hier noch einmal: Ich halte es durchaus für
möglich, dass hinter dem Vorwurf der Intransparenz einfach unterschiedliche
Auffassungen darüber stehen, was man subventionieren soll und was nicht. Es
schlägt sich auch im Abstimmungsverhalten nieder, das ist auch völlig korrekt –
nicht ein Hauch von einem Vorwurf, das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular