Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 83
und Mietern, was besonders gut gefällt, beziehungsweise wo es Nachteile
gibt. Da wird es auch entsprechende Konsequenzen bei den Bauträgerwettbewerben
geben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr
Vizebürgermeister. – Damit ist die 3. Frage ausführlich beantwortet
worden.
Wir kommen zur 4. Frage (FSP – 03623-2009/0001 – KGR/GM).
Sie wurde von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt und ist an den Herrn
Bürgermeister gerichtet. [Vor fast vier Wochen am 28. August zeigten Sie,
Herr Bürgermeister, sich im Zusammenhang mit dem Konflikt am Augartenspitz laut
einer Meldung auf der Internetseite orf.at vom 28. August gesprächsbereit.
„Jetzt kommt etwas Bewegung in den Streit: Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ)
will nun mit den Besetzern ein Gespräch führen. Wann es zu dem Gespräch kommen
wird, steht noch nicht fest. Man wolle sich ja gut darauf vorbereiten und keine
Show abziehen, hieß es aus dem Büro des Bürgermeisters.“ Wann wird das gut
vorbereitete Gespräch stattfinden?]
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Natürlich könnte ich auf Ihre Frage, wann das gut vorbereitete Gespräch
stattfinden wird, antworten: Wenn es gut vorbereitet ist. Aber im Ernst: Ich
habe mich als Gesprächspartner angeboten, weil ich weiß, was ich will, und ich
weiß, was ich nicht will.
Ich weiß, was ich will: Ich halte dieses Projekt, das für diesen
Konzertsaal für die Wiener Sängerknaben geplant ist, für ein sehr vernünftiges
Projekt, für ein gutes Projekt, für eines der wesentlichsten kulturellen
Aushängeschilder unserer Stadt. Ich befürworte dieses Projekt.
Was ich nicht will, ist, dass versucht wird, gesellschaftliche
Konflikte, die dort auch stattfinden, mit der Polizei zu lösen. Davon halte ich
gar nichts. Man kann solche Fragen, solche Probleme nur durch Gespräche
auflösen.
Wir sind dort nicht Grundeigentümer, wir sind nicht Projektwerber. Es
gibt eine gültige Flächenwidmung dort, die dieses Projekt ermöglicht. Es wäre
auch kein Widmungsverfahren notwendig. Das Einzige, wo die Stadt Wien noch
etwas damit zu tun hat, ist bei den Baubewilligungen, wenn man das so sagen
will, sonst bei nichts.
Ich denke daher, dass es vernünftig ist, ohne großes mediales Drumherum
und tunlichst auch ohne Fremdeinmischungen Gespräche zu führen, wenn es
nützlich ist. Ich dränge mich hier nicht auf. Ich habe da keine Eitelkeiten.
Wenn ich etwas dazu beitragen kann, dass es dabei zu einer vernünftigen und
friedlichen Lösung kommt, dann mache ich das gerne. Ich nehme aber auch zur
Kenntnis, wenn man meint, ich sei hier Partei, weil ich dieses Projekt
befürworte, und es habe eigentlich keinen Sinn, mit mir zu reden.
Das Gesprächsangebot gilt für alle, selbstverständlich auch für die Eigentümer,
selbstverständlich auch für die Bauwerber. Wenn ich etwas beitragen kann zu
einer friedlichen Lösung, dann bin ich dabei, ansonsten muss ich das auch zur
Kenntnis nehmen und wir beschränken uns auf die Rolle der Baubehörde.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage
wird von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus):
Ich gehe davon aus, dass es noch keinen Termin gibt, es wurde quasi Ende August
schon angekündigt. Deswegen stellte ich auch meine Frage bezüglich „gut
vorbereiteten", weil Sie ja damals gemeint haben, Sie wollen sich gut
vorbereiten. Ich habe gedacht, innerhalb eines Monats könnte es schon so weit
sein, dass Sie die Sache von allen Blickrichtungen gut betrachtet haben und das
Gespräch suchen.
Ich interpretiere Ihre Antwort jetzt so: Das Gespräch wird von Ihnen
nicht gesucht, sondern Sie würden, wenn man auf Sie zukommt, beispielsweise zu
einem Runden Tisch mit allen Beteiligten bittet, dann gerne daran teilnehmen.
Jetzt zu meiner Frage und zu diesem Projekt, wovon Sie sagen, Sie
stehen dahinter, es ist wichtig: Ich glaube auch, dass es eine gute Idee ist,
einen Konzertsaal für die Sängerknaben zu bauen. Allerdings halte ich es für
eine der schlechtesten Ideen, es genau an diesem Ort zu machen.
Wir wissen alle, in ganz Wien gibt es etliche Bauplätze, die nicht in
einem denkmalgeschützten Park sind, die nicht an einem Ort sind, wo es einfach
schon engagierte Bürger gibt, die diesen Ort bespielen, in Besitz genommen haben,
kulturelle Veranstaltungen machen, für Kinder etwas bieten. Eigentlich müsste
jede Stadt froh sein, dass es solche Orte gibt, wo Menschen selbst aktiv
werden.
Deswegen meine ich und frage Sie: Werden Sie beispielsweise StR
Schicker auffordern, nach anderen Standorten zu suchen, wo auch die
Sängerknaben mehr davon hätten, weil sie schöner bauen könnten, weil sie
wirklich eine Geste machen könnten? Sie müssten sich nicht hinter einem
denkmalgeschützten Gebäude verstecken und hineinducken, abgesehen von den
ganzen Verkehrsproblemen, die das in diesem Gebiet mit sich bringt.
Werden Sie also die Planungsabteilungen auffordern, geeignetere
Standorte aufzulisten? Beispielsweise bräuchte das Nordbahnhof-Gelände, das
ganz in der Nähe ist, dringend einen kulturellen, touristischen Impuls. Es gäbe
auch geeignete Bauwerke, die verfallen, wo man nicht genau weiß, wann man sie
nutzen soll, beispielsweise die Sophiensäle et cetera.
Werden Sie also die Planungsabteilungen auffordern, diese aufzulisten
und ernsthafte Gespräche mit den Sängerknaben dahin gehend zu führen, ob sie
sich nicht vorstellen könnten, an einem Alternativstandort einen großzügigen,
schönen Konzertsaal zu errichten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst noch
einmal zurück zu der Gesprächssituation: Es ist in der Tat richtig. Ich habe
den Medien entnommen, dass man das Gespräch mit mir suchen will, und da
verwahre ich mich nicht und
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