Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 83
verweigere ich mich nicht – das habe ich noch nie gemacht –, wenn ich
etwas Sinnvolles dazu beitragen kann.
Es geht daher nicht darum, ob ich mich auf dieses Gespräch vorbereite,
ich bin hinreichend vorbereitet, sondern es geht darum auszuloten, was das
Ergebnis eines solchen Gesprächs sein kann. Denn nur dann hat es letztendlich
auch einen Sinn.
Runde Tische hat es in der Republik genug gegeben, gerade auch in der
jüngeren Vergangenheit oder auch eine Spur weiter zurückliegend. Über das
Ergebnis kann man dann höchst geteilter Meinung sein, wobei ich den Verdacht
hege, dass wir beide jedenfalls gar nicht so unterschiedlicher Meinung in der
Beurteilung dieser Runden Tische und Gespräche an den Runden Tischen in der
Republik sein werden.
Noch einmal: Ich verweigere das Gespräch nicht, aber es muss einen Sinn
haben, und es muss das Ergebnis tatsächlich gut vorbereitet sein.
Was nun die Frage der Alternativen betrifft, so kann alles das Ende
eines solchen Gespräches sein!
Wenn das nunmehr so eine tolle Inbesitznahme durch die anrainende
Bevölkerung ist, worüber man auch diskutieren könnte, dann frage ich mich,
warum das jetzt aufgefallen ist und die letzten Jahrzehnte nicht. Denn frühere
Bebauungen sind ja auch schon sehr lange weg, um das einmal so zu formulieren.
Es ist ja auch kein Zufall, dass man bei der ganzen Leitbilddiskussion genau
diesen Teil ausgenommen hat, weil die Formulierung auch drinnen steht, dass
bestehende Flächenwidmungen durch diese Leitbilddiskussion nicht geändert
werden sollen.
Ich kann verschiedene Dinge nicht so ganz nachvollziehen, aber das ist
im Prinzip auch belanglos. Jetzt geht es darum, einen Konflikt zu entschärfen.
Was ich dazu beitragen kann, das will ich tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage
wird von GR Dr Wolf gestellt. – Bitte.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ich habe Ihr Bekenntnis zu dem Bauprojekt zur Kenntnis genommen und
auch erfahren, dass Sie sich als Mediator zur Verfügung stellen, um diesen
Konflikt zu lösen. Das ist natürlich für einen Bürgermeister ein bisschen
wenig. Es gibt geltende Genehmigungen, es gibt privatrechtliche Verträge und es
gibt eine Gruppe von Personen, die sagen: Nein, nicht hier, suchen wir einen
anderen Platz!
Was werden Sie tun, um die Verwirklichung des auch von Ihnen als gut
bezeichneten Projektes tatsächlich durchführen zu lassen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich habe den Begriff des Mediators nicht erwähnt, weil ich weiß, was
ein Mediator ist. Ich habe betont – auch hier und jetzt –: Ich bin in dieser Frage
inhaltlich gesehen Partei, weil ich für dieses Projekt bin und es für
vernünftig halte. Jemand, der eine dezidierte Position in einem solchen Streit
hat, kann wohl schwer Mediator sein. Was ich angeboten habe, ist, durch
Gespräche diesen Konflikt aufzulösen, wenn es sinnvoll ist, wenn man meint, ich
kann etwas beitragen.
Was ich dezidiert nicht will, ist, dass durch Polizeiräumungen dann
dieses Projekt entsprechend umgesetzt wird, sozusagen unter den Schildern der
Polizei. Und da kann man natürlich über vieles reden. Da wird man mit mir
sicherlich nicht darüber reden können, dass ich nun Maßnahmen treffe und die
Sängerknaben erst recht wieder durch ganz Wien mit Bussen herumfahren lasse.
Der Sinn der Sache ist ja auch die Örtlichkeit, es ist ja nicht nur die Frage
des Projektes schlechthin und an sich.
Wir werden aber schauen, was wir beitragen können. Wir werden das
selbstverständlich mit jenen, die heute draufgekommen sind, dass das so ein
toller Ort ist, an dem man für Kinder etwas machen kann, besprechen, wie auch
natürlich mit den Sängerknaben, solange die das Ganze mitmachen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. – Die
3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mahdalik gestellt. – Bitte.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Es ist sehr löblich, dass Sie das Gespräch suchen, sich zur Mediation –
oder wie Sie es sonst nennen wollen – anbieten. Man kann schwerlich etwas in
Besitz nehmen, was einem nicht gehört, ohne das Recht zu brechen. Genau das ist
in diesem Fall passiert. Es ist in der Lobau auch schon passiert. Wir sind
ebenfalls dagegen, dass mit Polizeigewalt gegen die 30 Besetzer, die
teilweise personenident mit den damaligen Lobaubesetzern sind, vorgegangen
wird. (GR Mag Rüdiger Maresch: Wie immer keine Ahnung!)
Man sollte so wie seinerzeit bei der schlussendlich kläglich
gescheiterten Lobaubesetzung vorgehen, nämlich dem Recht mit Besitzstörungs-
beziehungsweise Schadenersatzklagen zum Durchbruch zu verhelfen. Ich sehe auch
nicht genau, wo die Lösung bei den Gesprächen liegen sollte, die Sie nach
Meinung der Kollegin Gretner mit den Besetzern führen sollten.
Die Lösung ist da: Es gibt eine Baugenehmigung, es gibt die
Flächenwidmung. (GRin Dipl-Ing Sabine Gretner: Gibt es nicht!) Wir
befinden uns auf dem Boden des Rechtsstaates. Ich glaube nicht, dass Gespräche
etwas ändern könnten.
Wenn dieses Beispiel Schule macht – wir haben in einem Jahr
Gemeinderatswahl! –, machen Sie bald nichts anderes mehr, als sich mit den
gleichen 30 Leuten zusammenzusetzen, die einmal dort, einmal da irgendein
Grundstück, das ihnen nicht gehört, besetzen.
Jetzt frage ich Sie daher, ob das zur Regel wird, dass Sie mit den
Rechtsbrechern Gespräche führen. (GRin Dipl-Ing Sabine Gretner:
Das ist ein Schwachsinn! GR Mag Rüdiger Maresch: Geh bitte!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitter, Herr
Bürgermeister.
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