Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 83
schon. (GR
Kurt Wagner: Sie reden nicht mit den Leuten!) Nein, überhaupt nicht, wir
reden ja mit den Leuten, wir machen ja Bedarfserhebungen. Na, sicher machen wir
das! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Nein, Entschuldigung! Ich glaube, Sie sehen
das alles ein bisschen falsch. Das ist einfach deshalb, weil Sie schon zu lange
am Ruder sind. Sie sind eigentlich komplett blind und horchen nicht mehr zu,
was Bedarf in dieser Stadt ist!
Ich sehe gerade, meine Zeit ist am Ende, ich
muss aufhören. Ich danke trotzdem! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Ekkamp. Ich erteile es ihm.
GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Vorsitzende!
Geschätzte Damen und Herren!
Ich habe durchaus Verständnis für das Thema
der ÖVP, ein Sommerlochthema, mit dem man gut gewisse Pausen füllen kann (Zwischenrufe bei ÖVP und GRÜNEN.) Ich habe auch
Verständnis ... (Anhaltende
Zwischenrufe bei ÖVP und GRÜNEN.)
Bitte, ich habe Ihnen zugehört, ich erwarte mir auch einen Respekt, wenn
ich rede, um meine Argumente vorzubringen. (GR
Dr Wolfgang Ulm: Da musst du ein bisschen klarer reden!) Ich habe auch
Verständnis, dass man das thematisieren muss, sonst hätte man ja wahrscheinlich
in der eigenen Fraktion Probleme, denn Plakate kosten eine Menge Geld und das
muss man ja auch rechtfertigen beziehungsweise begründen.
Ich will mich, meine sehr verehrten Damen
und Herren, auch nicht einmischen in die Politik der Opposition. Ich war
vorigen Freitag nicht hier, aber es wurde hier bereits eine gemeinsame
Oppositionspolitik für 2010 ausgerufen. Also wenn das der erste Vorgeschmack
ist, da kann ich nur sagen: Gute Nacht, Wien! Mehr sage ich dazu nicht. (Beifall
bei der SPÖ. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Worüber ich aber verwundert bin, meine sehr
verehrten Damen und Herren, ist die Wirtschaftspartei ÖVP. Über die bin ich wirklich
verwundert. Ständig fordert sie die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, ständig
fordert sie die wirtschaftliche Überprüfung von Maßnahmen – ich denke zum
Beispiel an die Spitäler; ich kann mich noch gut erinnern, wie wir in der KFA
gesessen sind, ich kann mich gut erinnern, wie es war, als es zum Beispiel um
die Krankenkassen gegangen ist, die übrigens in der Zeit unter ÖVP-Dominanz mit
Beihilfe der FPÖ fast ruiniert worden wären –, und jetzt stellt man sich ganz
einfach her und sagt, so wie das der Herr Wissenschaftsminister Hahn getan hat,
3 bis 6 Millionen sind in Wahrheit ein Klacks, das kostet ganz einfach
nichts.
Nebenbei bemerke ich ... (Zwischenruf von GR Günter Kenesei.)
Lass mich ausreden! Ihr könnt ja selber anscheinend nicht rechnen. Ein Kollege
kommt hier heraus und redet von einer Million. Ich habe da die Presseaussendung
vom 8. Juli. Der Herr Wissenschaftsminister – jetzt gehe ich davon aus,
dass der studiert hat – schätzt, dass das Ganze 3 bis 6 Millionen kostet!
Aber in Wahrheit, meine sehr verehrten Damen und Herren, müsste man ein
bisschen weitergehen und rechnen.
Verschwiegen wird dabei, dass das nur reine
Betriebskosten sind. Verschwiegen wird dabei – ich will nicht unterstellen,
dass Sie das bewusst machen, aber vielleicht können Sie es nicht besser – die
Erweiterung des Fuhrparks – das wurde heute schon angesprochen –, wenn wir die
U-Bahn rund um die Uhr fahren lassen wollen. Fünf Linien haben wir, und ein
U-Bahn-Zug kostet 10 Millionen. (GRin
Dr Sigrid Pilz: Wieso braucht man da mehr Züge?) Auf jeder U-Bahn
wahrscheinlich. Da brauche ich kein Studium dazu, da braucht man nur
nachzuzählen, und redet mit Experten! Fünf Linien, das sind fünf Züge, das
kostet noch einmal 50 Millionen. Plus die teuren Instandhaltungskosten!
Die sind heute auch schon angesprochen worden.
Meine Damen und Herren! Diese Vorgangsweise
ist nicht seriös, insbesondere wenn sie mit sexistischen Argumenten und
Darstellungen beworben wird. Das ist der falsche Weg, und den lehnen wir
Sozialdemokraten in Wien aufs Schärfste ab. (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr Matthias Tschirf: Bei euch wird
das bald gar nichts mehr kosten!)
Eine weitere Aussendung, die zeigt, wie man
in der Öffentlichkeit agiert. Der Vergleich macht sicher. Hamburg ist angesprochen
worden, bleiben wir dabei. (GR Günter
Kenesei: Berlin!) Ich sag dir von Hamburg etwas. Wenn eine U-Bahn zum
Beispiel gut funktioniert, dann ist das ja messbar an den Fahrgastzahlen. Das
ist messbar.
Vergleicht man Hamburg mit einem ein bisserl
größeren Streckennetz und mehr Kilometern als Wien – es besteht auch schon seit
1924 –, so hat Hamburg im Jahr 2008 knapp 190 Millionen Fahrgäste gehabt. Weil
wir von der Qualität reden! Wissen Sie, was Wien gehabt hat 2008?
500 Millionen! Da ist der Qualitätsunterschied. (GR Günter Kenesei: Das ist ja ein Argument mehr, dass sie fahren
soll!)
Verschwiegen wird, dass die U-Bahn in
Hamburg wesentlich ungünstigere Taktfrequenzen fährt als in Wien. Wir fahren
die halben Taktfrequenzen, also viel schneller! (GR Günter Kenesei: Das ist auch ein gutes Argument, dass sie fahren
soll!) In den Morgen- und Abendstunden, zum Beispiel, haben wir einen
20 Minuten-Takt.
Verschwiegen wird aber auch, dass in Hamburg
zum Beispiel, wenn die U-Bahn in der Nacht fährt – es stimmt schon, sie fährt
am Wochenende –, die Nachtautobusse, die von Montag bis Donnerstag fahren,
nicht fahren, denn auch die Hamburger Regierung – schwarz-grün – muss ja
wirtschaftlich nachhaltig kalkulieren.
Meine Damen und Herren! Ich denke, wir haben
ein gutes System mit der Nightline. 95 Prozent der Bevölkerung werden
recht günstig und auch sicher erreicht. Wenn man nur die U-Bahn fahren lassen
würde, dann hätten wir 35 Prozent erreicht. Das ist sicher ein Nachteil,
wie auch schon von Hamburg zitiert, und es spricht eine eigene Sprache.
Wien hat tolle, moderne
öffentliche Verkehrsmittel, und wir werden diesen Weg auch im Sinne der
Wienerinnen und Wiener weitergehen. (Beifall bei der SPÖ. –
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