Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 83
mich noch sehr gut an einen großen Konflikt, den wir im Kulturausschuss
hatten, als es um den damals noch sehr skandalumwitterten Rabenhof ging und
außer dem Rahmenbetrag Gelder an den damals schon sehr problematischen Rabenhof
gegangen sind und auch ... (GR Ernst Woller: Das ist schon so lange her!)
Bitte, ich erinnere mich. (GR Ernst Woller: Das ist Jahre her!) Ja, ja, das
stimmt. (GR Ernst Woller: Wenn nicht gar Jahrzehnte!) Nein, Jahrzehnte nicht!
Nein, nein, bitte nicht. Ich bin noch nicht Jahrzehnte im Gemeinderat. Ich
weiß, dass es nicht so lange her ist, aber ich erinnere mich noch, ich saß dort
im Gemeinderatsausschuss, und wir haben einen Rahmenbetrag diskutiert. Ich habe
dort den Beamten angeschaut, der jetzt nicht mehr dort arbeitet, und habe
gefragt: Wird aus diesem Rahmenbetrag für den Rabenhof Geld fließen? Und dann
war das eigentlich immer so, wenn man dort auf das Gesicht geschaut hat, dann
hat man eigentlich die Antwort schon gehabt. Also es war immer besser, auf das
Gesicht, auf die Miene zu schauen, also die eigentliche Antwort zu hören. Und
tatsächlich hat sich im Nachhinein herausgestellt, sie haben Geld aus diesem
speziellen Rahmenbetrag bekommen, und das ist auch nicht in Ordnung gewesen. So
etwas kommt immer wieder vor und ist ein Problem.
Was Kunst im öffentlichen Raum betrifft, kann ich mich der Kritik
anschließen, denn dass das auf besonderen Wunsch von Dr Michael Häupl
geschieht, ist, sagen wir mal, bezeichnend. Nichtsdestotrotz, wir werden dem
Akt zustimmen, und ich glaube – aber ich vermute, das wird jetzt noch jemand
von der SPÖ aufklären –, das mit den 800 000 EUR von da und dort, das
ist ein Missverständnis, das sind nicht 1,6 Millionen EUR. Wobei ich
das gar nicht so schlecht finden würde, wenn die Kunst im öffentlichen Raum 1,6
bekommen würde, das fände ich auch okay, ich fürchte aber, es handelt sich
tatsächlich um ein kleines Missverständnis.
In jedem Fall, sehr geehrte Damen und Herren, diese Stadt braucht
jedenfalls dringend mehr Transparenz, und mehr Transparenz heißt – da bin ich
ganz bei der ÖVP –: ein ordentlicher Subventionsbericht, der sich über alle
Ressorts erstreckt, Nachvollziehbarkeit, was mit unseren Steuermitteln
passiert. Ich habe das heute schon in der mündlichen Anfrage gefragt, und es
ist wirklich ärgerlich, dass in dieser Stadt Anfragen nicht ordnungsgemäß
beantwortet werden.
Ich habe mir wirklich eine große Mühe gemacht. 40 Seiten! Haben Sie
schon einmal eine schriftliche Anfrage mit 40 Seiten geschrieben? Das ist
viel Zeit, selbst mit Copy and Paste. Also 40 Seiten Anfrage, wo alle
Medien erfasst waren, die mir nur irgendwie untergekommen sind, und ich wollte
wissen: Wie viel haben die Gegenleistungen an Inseraten bekommen? Diese Anfrage
wurde mit einem schnöden Zettel abgewiesen: Das muss man verstehen, es sind
40 000 Fälle, das kann man nicht. Also ich sage Ihnen was. Ich hoffe
sehr, dass der PID genau weiß, wem er wie viel Geld gibt, und dass er diese
Liste ganz einfach ausdrucken kann. Ich hätte sie mir gerne durchgeschaut.
Es ist nicht transparent, so wie es der Herr Bürgermeister heute gesagt
hat, dass man eh sieht, bei wem die Stadt Wien schaltet, denn es wird ja
wahrscheinlich unterschiedliche Anzeigenpreise geben. Wir haben das auch in der
Vergangenheit schon öfter kritisiert, dass etwa ziemlich schmuddelige,
fremdenfeindliche Blätter auch Anzeigen bekommen, und da würden wir sehr gerne
wissen, wie viel Geld da hineinfließt. Ich vermute, ohne dass ich es weiß, dass
es wahrscheinlich ein bisschen mehr ist, als jetzt der durchschnittliche
Mediaplaner in diese Zeitung hineinstecken würde.
Das heißt, es geht an den Kern der Frage: Was passiert mit unseren
Steuermitteln? Das ist wichtig, das interessiert die Leute und das interessiert
uns als Opposition, weil wir nicht zulassen wollen, dass mit diesen Geldern
Schindluder getrieben wird. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Wolf. – Momenterl! Ich muss erst Ihre Zeit
einstellen. Jetzt, bitte.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich bin vom bisherigen Verlauf der Debatte hingerissen. Die Opposition
formiert sich, um die Regierungsverantwortung zu übernehmen. Wir sind alle
einer Meinung – über alle ideologischen Grenzen hinweg. Ich würde mich
fürchten, Herr Hora (Beifall bei der ÖVP.), oder zehn Sekunden auf’s Nachdenken verschwenden und
vielleicht draufkommen, dass hier Missstände sind, die alle Gruppierungen
dieses Hauses, die nicht SPÖ sind, massiv stören, und daher kritisieren wir
gemeinsam diese Dinge.
Es kann doch nicht sein, dass die Subventionen derart vergeben werden
im Kulturbereich, wie meine Kollegin und mein Kollege es schon dargestellt
haben. Es wird hier planmäßig Verwirrung betrieben. Ich glaube auch, dass der
Kollege Ebinger falsch liegt mit seiner Vermutung, dass nicht
800 000 EUR Subvention vergeben würden für die Kunst im öffentlichen
Raum, sondern 1,6 Millionen. Tatsächlich sind das Umbuchungen, nur, er ist
Opfer genau Ihrer Buchungstricks, Ihrer Verschleierungen und der mangelnden
Transparenz. (Beifall bei der ÖVP.)
Es
gibt keine Transparenz im Subventionsbereich, und ich sage Ihnen jetzt ein paar
Beispiele dafür.
Sie
lassen immer wieder Rahmenbeträge beschließen, Rahmenbeträge, von denen es
heißt, die würden dann für verschiedene kulturpolitische Zwecke verwendet
werden. Daneben gibt es ganz konkrete Subventionsansuchen zu Einzelprojekten,
Einzelinstitutionen et cetera. Und dann stellt sich heraus, wenn man das Ganze
näher anschaut – auf Hinweis des Herrn Bürgermeisters, sinngemäß etwa,
recherchieren Sie halt ein bisschen –, dass teilweise Institutionen aus
Rahmenbeträgen und aus gewidmeten Beträgen finanziert werden.
Und da frage ich schon: Wo ist da die Transparenz?
Der Ausschuss und der Hohe Gemeinderat beschließen Subventionen in Höhe von
300 000 EUR, zum Beispiel, und dann stellt sich heraus, dass die
Institution 450 000,
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