Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 83
600 000
oder 700 000 EUR bekommt. Das ist nicht transparent, das ist
Tricksen, das ist Verschleiern, das ist der Versuch, die Opposition, die
kontrollieren soll, hinters Licht zu führen. Und das ist abzulehnen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Es
geht in der Tat um Steuergelder, und da sind wir penibel. Dieses spätfeudale
System, das hier eingerissen ist bei der Subventionsvergabe, wird abgeschafft
werden, sobald die nächsten Mehrheitsverhältnisse es gestatten. Sie sind
offenbar nicht in der Lage, es zu ändern.
Die
Gewährung von Subventionen hat in vielen Fällen den einzigen Zweck, Stadträte
und Regierungsmitglieder glücklich zu machen. (Beifall bei der ÖVP.) Man
sieht hier die Frau Stadtrat (Der Redner
stellt ein Foto auf das Rednerpult, auf dem VBgmin Mag Renate Brauner und
Jermaine Jackson zu sehen sind.), die in einer Pressekonferenz einem
Schwadroneur Geld zugesagt hat, sich danach bemüht hat, das Geld auch
aufzustellen, wie man in Wien sagen würde, und dann den Antrag an den
Gemeinderatsausschuss gestellt hat, das Geld flüssig zu machen. Aber zuerst war
die Zusage der Frau Stadtrat, und man sieht ja, wie sie sich freut. Das Foto
ist ja eine tolle Geschichte. Endlich darf ich 600 000 hergeben, und der
Jermaine Jackson ist freundlich zu mir. Super! Wenn das die Subventionspolitik
dieser Stadt ist, dann gute Nacht! (Beifall bei der ÖVP.)
Kollegin
Ringler hat sehr minutiös nachgewiesen, wie dieser Akt gelaufen ist, und dass
sich erst auf Nachfrage herausgestellt hat, dass das zur Finanzierung von
Marketingmaßnahmen für das Konzert vorgesehen war. Wir jedoch haben unter der
Bedingung zugestimmt, dass tatsächlich ein Leistungsvertrag abgeschlossen wird.
Nach dem reinen Text, der dem Ausschuss vorgelegt wurde, ist das nicht zu
ersehen. Da ist all das drinnen, was Marie Ringler vorgelesen hat, das heißt,
eine Subvention der Bemühungen, den Tourismus besser in Schuss zu bringen, der
unter der Krise leidet.
Wenn
dem so ist, frage ich Sie, warum Sie den Akt zurückziehen. Geht es dem
Tourismus jetzt gut und braucht er die 600 000 nicht mehr? Oder floppt der
Tourismus wie anderes in Wien auch? Wenn dem so ist, dann geben Sie dem
Tourismus die 600 000 – nicht für einen Schwadroneur, nicht für einen
offenbar nicht professionell genug seienden Veranstalter, sondern für
vernünftige Marketingmaßnahmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber
die Subventionen werden in der Tat häufig nach Gutsherrenart vergeben. Das hat
sich ja gezeigt und es wurde auch bereits diskutiert, dass eine GmbH, die in
einiger Entfernung zu den Dienststellen der Stadt Wien steht, in offizielle
Akte hineinschreibt – das wurde zitiert: „auf besonderen Wunsch von
Bürgermeister Dr Michael Häupl.“ Und das Ganze macht eine angeblich
international zusammengesetzte Jury.
Ich
erspare mir jetzt, sozusagen den kulturpolitischen Aspekt oder den ästhetischen
Aspekt dieser Ausstellung auch noch anzusprechen. Da wurden nämlich ein paar
Statuen lieblos zum Hrdlicka-Denkmal vor der Albertina gestellt und zerstören
eigentlich das, was das Denkmal bezweckt und will. Aber das ist eine andere
Diskussion.
Auf
besonderen Wunsch des Herrn Bürgermeisters, Sie wünschen, wir spielen – das ist
offenbar hier das Prinzip. Transparenz, Kontrollmöglichkeiten für die Vergabe
und Verwendung von Steuergeldern gibt es nicht.
Ich
sage Ihnen ein anderes Beispiel: Das Ensemble für Städtebewohner, eine
lobenswerte Kulturinitiative, die viel Geld bekommt von der Stadt – im Jahr
2005 waren es 100 000 EUR Subvention laut eigener Darstellung auf der
Homepage –, hat um das Geld fünf Projekte verwirklicht.
Im Jahr 2006 hat die gleiche Institution 275 000 EUR bekommen
und zwei Projekte gemacht. Und im Jahr 2007 hat diese Institution
275 000 EUR Subvention bekommen und laut Homepage kein Projekt
gemacht. Da fragt man sich schon: Was ist geschehen mit dem Geld? Kein Projekt
ausgewiesen, vielleicht ein Irrtum, aber von wegen Transparenz.
Aber es stellt sich heraus, dass Markus Kupferblum, ein eigenes Thema
mit der Kulturförderung und Kulturbürokratie dieser Stadt, dass der aus den
Mitteln des Ensembles für Städtebewohner in diesem Jahr 130 000 EUR
bekommen hat. Es mag alles korrekt gewesen sein. Ich unterstelle hier nichts,
nur wenn Sie das als Transparenz bezeichnen, wenn Sie das als Nachvollziehbarkeit,
wenn Sie das als präzise Verwendung von Steuermitteln bezeichnen, dann kann ich
Ihnen, fürchte ich, nicht mehr helfen! (Beifall bei der ÖVP.)
Offenbar ist das System: Wer in der Huld ist, bekommt viel Geld und wer
nicht in der Huld ist, bekommt keines. Wer in der Huld ist - der Name Adi
Hirschal ist, glaube ich, heute noch nicht gesagt worden -, bekommt Geld, der
bekommt Subventionen auf Grund des Beschlusses des Kulturausschusses, dann
Subventionen aus Rahmenbeträgen und dann Subventionen vom Forstamt der Stadt
Wien sicherheitshalber auch noch. Das nennen Sie Transparenz. Wir nennen es
Verschleiern und Tricksen. Andere, die nicht in der Huld stehen, bekommen kein
Geld oder müssen entwürdigend betteln, um Geld zu bekommen.
Ich lese Ihnen jetzt eine E-Mail des Vereins Romanodrom vor. Ich lese
es vor, wie es geschrieben ist:
„Sehr geehrter Herr Dr Dressler! Wir lassen uns entschuldigen, falls
wir Sie belästigen, jedoch wir stehen unter Zeitdruck und können unsere Arbeit
nicht fortsetzen. Abgesehen davon, auch die Finanzen vom Bund und Nationalfonds
sind gebunden an Ihren Förderungsbeitrag. Wir bitten Sie noch einmal um rasche
Unterstützung, um die Theaterinszenierung und das Roma-Kulturfestival planen
und umsetzen zu können. Wir hoffen auf baldige Antwort und verbleiben mit
freundlichen Grüßen Obrad Jovanovic."
Die Geschichte endet damit, dass ich dem Gemeinderat
die Unglaublichkeit erzählt habe, dass eine Institution, eine Volksgruppe, die
unter Druck steht, keine 10 000 EUR für ein Kulturfestival bekommen
soll und habe den ablehnenden Brief des Kulturamtes zitiert. Der Herr Stadtrat
hat damals gesagt: Stimmt nicht, die bekommen ihr Geld. Stimmt, er hat es ihnen
drei Tage
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular