Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 83
später telefonisch zusagen lassen. Aber hier sieht man, wie
Subventionen in dieser Stadt funktionieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Noch ein Beispiel: Das Jüdische Theater Austria, 10-Jahre-Jubiläum. In
den 10 Jahren seit Bestehen hat das Jüdische Theater Austria keinerlei
Basisförderung vom Kulturamt erhalten, weder für den laufenden Betrieb
inklusive der Produktionstätigkeit noch für das Personal oder das Büro. Und nun
plant dieses Jüdische Theater, eine einmalige Institution, für das
Nachkriegs-Wien, sage ich’s verhüllend, ein Projekt, das den Namen trägt
„Gedainkst, Erinnerung und Aufbau“. Es ist ein zweijähriges Programm, das
einerseits des Beginns des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren gedenkt,
gleichzeitig aber auch die interkulturelle Erneuerung in Österreich feiert. Der
Programmstart war für September 2009 anberaumt, musste jedoch auf Grund der
Ablehnung des Antrags im April verschoben werden. Inzwischen ist das gesamte
Projekt gefährdet oder zumindest wird es, wenn es stattfindet, in einer
abgeschminkten Variante stattfinden. Hier fragt man sich: Nach welchen
Kriterien werden eigentlich Subventionen vergeben? Nach welchen Überlegungen
werden Subventionen vergeben? Wirklich nur nach den Kriterien, die das Foto
zeigt oder geht es auch um inhaltliche Dinge?
Wir bringen daher einen Beschluss- und Resolutionsantrag ein und
unternehmen den nächsten Versuch betreffend einen Subventionsbericht der Stadt
Wien. Wir meinen, dass dieser Sumpf trockengelegt werden muss. Wir meinen, dass
hier ein Bericht alle Subventionen aus allen Bereichen der Stadt Wien auflisten
soll. Wir wollen Transparenz. Wir meinen, dass das die Stadtregierung der
Bevölkerung, den Steuerzahlern schuldig ist. Und wir wollen auch eine
Auflistung der Ablehnung von Subventionen.
Ich habe Ihnen einige Beispiele hier dargelegt, wo nicht
nachvollziehbar ist, warum hier Subventionen verweigert werden. Ist es die
Bürokratie? Ist es der politische Wille? Wir wissen es nicht, wir wollen es
wissen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu dem Antrag werde ich
dann kommen. Zum Wort gemeldet ist der Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Als Erstes möchte ich mich einmal in aller Form bei der Opposition
bedanken, dass sie heute wieder das Schwerpunktthema Kultur gewählt hat. Sie
wissen ja, ich rede gerne zur Kultur. Es gibt ja auch wahnsinnig viel zu sagen,
viel Positives zu sagen und daher bin ich wirklich glücklich, dass ich heute
wieder zur Kultur reden kann, zum Kultursommer, und es gibt ja wirklich viel
Positives zu berichten.
Blicken wir auf die letzten Monate zurück. Die Wiener Festwochen hatten
185 000 BesucherInnen, eine Auslastung von 91 Prozent der aufgelegten
Karten. Und die Wiener Festwochen wirken auch nachhaltig. Jetzt nach den Wiener
Festwochen gehen die Eigenproduktionen der Wiener Festwochen auf internationale
Tour, sind weltweit zu sehen. Christoph Marthalers „Riesenbutzbach" wurde
in Neapel, in Athen, in Avignon gezeigt, geht nächstes Jahr nach Tokyo.
Peter Sellars „Othello" war schon in Bochum, ist dieser Tage in
New York zu sehen.
Wir blicken zurück auf ein tolles Jazzfest im Sommer, auf ein
grandioses „Tanzfestival Impuls“, das wieder einen Monat lang die
Tanzbegeisterung in Wien angefacht hat, das die Tanzelite, alle
Tanzbegeisterten, Tausende nach Wien gebracht hat und Wien wieder zur
Tanzhauptstadt, auch international, gemacht hat.
Wir blicken zurück auf Filmfestivals, ein neues Festival am Karlsplatz.
Ein Festival, das aus dem Kulturleben dieser Stadt nicht mehr wegzudenken ist,
ist am Rathausplatz, 650 000 Besucherinnen und Besucher! Die Wienerinnen
und Wiener lieben das Filmfestival am Rathausplatz zumindest gleich wie unsere
Gäste aus dem In- und Ausland.
Wir blicken zurück, Sie nicht, weil Sie schauen es sich ja nicht an,
aber wir blicken zurück auf großartige erste Premieren im Theater an der Wien:
Händel-Oratorium „Susanna", ein grandioser Erfolg, Benjamin Brittens
„Death in Venice", ein grandioser Erfolg. Wir haben eine neu adaptierte
Musical-Fassung von „Rudolf" im Raimund Theater erlebt und eine fulminante
Rückkehr von „Tanz der Vampire" nach 12 Jahren in die Stadt des
Entstehens in einer neuen Wiener Fassung im Ronacher.
Aber wir brauchen auch nicht so lange zurückzublicken: Vor wenigen
Tagen das 18. Mal „Literaturfestival rund um die Burg“. Die Wienerinnen
und Wiener haben es gestürmt, die Zelte waren voll, tagsüber, abends und in der
Nacht, ein großartiges Festival, entspricht auch ganz dem künstlerischen Erfolg
der österreichischen Schriftsteller und Autoren international. Ein Foto habe
ich besonders schön gefunden, da wird ein Foto vom Sommer im MuseumsQuartier
gezeigt, das Literaturfestival „O-Töne", eine Lesung von Wolf Haas:
3 000 Menschen sitzen im Hof des MuseumsQuartiers und hören sich eine
Lesung an. Das ist eine Demonstration der Wienerinnen und Wiener für die Kultur
in dieser Stadt und Sie stellen sich da heraus und sagen das, was Sie gesagt
haben. (Aufregung bei den GRen Ing Mag Bernhard Dworak und Günter Kenesei.) Ich
glaube, ich bin im falschen Film.
Nun, die Wiener Kultur feiert fulminante Erfolge,
auch international. Vor wenigen Tagen, Herr Dworak, Sie sind immer so für das
Wien Museum. Schauen Sie sich das an (GR Ernst Woller zeigt eine Seite einer
japanischen Zeitung.), das ist eine Seite über die große Ausstellung „Kunst
von Wien um 1900“, die große Schau des Wien Museums in Tokyo. Das ist eine
Seite in der größten Zeitung von Japan in Millionenauflage. Die Frau
Landtagspräsidentin Klicka hat das eröffnet, die Ausstellung mit den größten
Kunstwerken von Schiele und Klimt aus dem Wien Museum wird in Tokyo, in Osaka,
in Sapporo und Fukuoka gezeigt. Der Herr Bundespräsident wird in wenigen Tagen
mit einer großen Wirtschaftsdelegation
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