Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 83
wie Schloss Schönbrunn. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das
ist doch lächerlich, wenn Sie sich jetzt darüber aufregen!) Meine Damen und
Herren, das ist nicht lächerlich. (Aufregung bei der SPÖ.)
Herr Stadtrat, Sie hätten vorher mit der Frau StRin Brauner reden
sollen und nicht jetzt im Nachhinein Ihre guten Ideen kundtun. Ich lade Sie
herzlich ein oder ich würde mir wünschen, wenn Sie bei solchen Projekten das in
Zukunft mit Ihren Kollegen in der Stadtregierung beraten, wenn es ums Geld
geht.
Meine Damen und Herren! Zum StR Schicker, da habe ich mir da noch eines
aufgeschrieben, diese Divergenz. Auf der einen Seite hat er sich vor drei Tagen
berechtigterweise darüber ausgelassen, dass am Ring teilweise gesperrt wird und
dort der Rasen gerollt wird, weil der Verkehr mutwillig blockiert wird. Da hat
er sich wirklich aufgeregt. Auf der anderen Seite hat er innerhalb von
24 Stunden die Westeinfahrt sperren wollen! Also wo ist da die
Verhältnismäßigkeit, meine Damen und Herren?
Und nun noch zum Akt beziehungsweise abschließend zur Kunst im
öffentlichen Raum. Kollege Woller hat ja hier klargelegt, um welchen Irrtum es
sich handelt mit den 800 000. Mag schon so stimmen, Herr Kollege. Nur ich
frage mich ernsthaft, ich bin kein Kulturexperte, ich bin zu der Rede gekommen,
weil es mir einfach Spaß macht, weil mich das interessiert (Heiterkeit bei
der SPÖ.), aber ich frage mich: Wieso zahlt Wiener Wohnen
400 000 EUR und Planung und Verkehr 400 000 EUR? Wenn die
das bezahlt haben, verstehe ich es sogar, weil dort macht es ja Sinn, dort
findet das ja statt. Wozu brauche ich aber dann – das hat mir auch niemand so
richtig erklären können – überhaupt noch die MA 7 zum Einreichen? Nur aus
formalen Gründen? Es ist nicht transparent, Herr Kollege. Dann hätte er dort
das Geld genommen, das ist eine reine Verschiebung. Ich gebe zu, das war ein
Irrtum vom Kollegen, weil der Akt auch nicht sehr transparent geschrieben war
und genau um das geht es ja auch in der Kulturdebatte.
Meine Damen und Herren! Machen Sie diese Fehler nicht mehr,
irgendjemanden, der daherg’rennt kommt, zu glauben, Millionen Konzerte oder
Millionen Stars einzuladen. Machen Sie den Fehler nicht mehr, der Fehler ist
passiert. Als Oppositionspartei kann ich mich nur freuen. Für Wien tut es mir
wirklich leid. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Schreuder. Ich erteile es ihm.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
In einer Kulturdebatte, in einer so genannten Kulturdebatte, die
unkultivierteste und niveauloseste Diskussion, die ich seit Langem in diesem
Haus erlebt habe, das zu erleben (GR Ernst Woller: Also das hat wirklich weh
getan!), ist dem Haus weniger würdig als das Wort, für das die grüne
Klubobfrau und meine Kollegin Vassilakou einen Ordnungsruf bekommen hat.
Offensichtlich und da sollten wir wirklich noch einmal darüber nachdenken, kann
man hier an diesem Rednerpult alles behaupten. (Aufregung bei GR Ernst
Woller.) Man kann auch die Unwahrheit sagen und wenn man diese Unwahrheit
entlarvt, dann bekommt man einen Ordnungsruf. Ich frage mich wirklich, was ist
würdiger diesem Haus gegenüber: Dieser Ordnungsruf oder hier die Unwahrheit zu
sagen, und genau das, Herr Kollege Woller, haben Sie getan. Sie haben Ihre Rede
damit begonnen, dass Sie glauben, im falschen Film zu sein. (GR Godwin
Schuster: Er hat wortwörtlich den DDr Schock zitiert! Wortwörtlich!) Ich
kann mit denselben Worten meine Rede einleiten: Ich glaube auch, dass ich im
falschen Film bin, weil so etwas von Themenverfehlung wie Ihre Rede habe ich
überhaupt auch noch nie erlebt!
Was wir hier nämlich führen und was die Opposition hier führt, Herr
Kollege Woller, ist eine Demokratiedebatte und zwar eine Demokratiedebatte am
Beispiel der Kultur. Und Sie gehen hier raus - (Beifall bei den GRÜNEN und
von den GRen Dkfm Dr Fritz Aichinger und Dr Franz Ferdinand Wolf.) danke -
und behaupten, wir würden die Kultur schlechtreden! Das ist einfach ungerecht,
das tut man nicht, weil wir haben über etwas ganz anderes gesprochen. Und ich
glaube, auch dieses merkwürdige Farbspielchen - Sie sehen ja nur noch eine
graue Masse vor sich vor lauter Absturz der SPÖ in allen Bundesländern. Sie
sehen irgendwie, sie wollen nicht zuhören, sie wollen keine Debatte führen. Und
ich interpretiere Ihre Rede als Gesprächsverweigerung und als nichts anderes,
denn worum geht es? Ein Beispiel:
Ein Botschafter eines EU-Staates hat mir einmal Folgendes erzählt: Es
ging um eine Veranstaltung, um einen Akt, ich weiß jetzt nicht mehr genau,
worum es ging, da spielte auch dieses Land, sein Land, eine große Rolle und er
wusste, er hatte erfahren, das wird in einem Ausschuss behandelt. Und er, von
seiner Heimat natürlich in Demokratie geschult, dachte, ich gehe jetzt in
diesen Ausschuss, hör mir das an und bin einmal neugierig, was die Fraktionen
so miteinander besprechen. Worauf ich ihm sagen musste: Es tut mir leid, Herr
Botschafter, Sie können nicht in diesen Ausschuss gehen, weder in Wien als auch
in der Republik. Sie sind nicht öffentlich. Und das ist doch zum Beispiel die
Geschichte, über die wir auch sprechen. Wir beschließen im Kulturausschuss eine
Unmenge Akten. Da geht es um ganz kleine Beträge 2 000 EUR, 3 000 EUR
und 4 000 EUR, und kein Mensch, niemand in dieser Stadt erfährt
jemals, was mit diesen nicht üppigen, aber doch Steuermitteln passiert ist. Sie
werden nicht veröffentlicht (GR Godwin Schuster: Wer darüber spricht, soll
sich informieren!), man erfährt es nicht, es kommt nirgendwo vor. (GR
Godwin Schuster: Es stimmt einfach nicht! – GR Ernst Woller: Ja und
Straßenumbenennungen?)
Zum Akt ... (GR Ernst Woller: Und wie ist das mit
Straßenumbenennungen? Straßenumbenennungen sollen öffentlich sein?) Na ja
Straßenumbenennungen werden beispielsweise nur im Ausschuss beschlossen und
Ausschussbeschlüsse werden nicht veröffentlicht, so einfach ist es, und der
Ausschuss ist auch nicht öffentlich. Jetzt können wir über Demokratie
diskutieren: Ja oder nein. (Aufregung bei GRin Inge Zankl und GR Ernst
Woller.)
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