Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 83
davon, dass sie in der Pressekonferenz nicht erläutern konnte, wofür
diese 600 000 EUR ausgegeben werden. Es wurde davon gesprochen, dass
Reisekosten finanziert werden, dass Unterstützungen für die Veranstalter
finanziert werden, aber, wie Sie wissen, stand im zurückgezogenen Akt kein Wort
davon.
Es wäre aber viel wichtiger, den Tourismus in Wien zu fördern. Mein
Kollege Wolf hat bereits davon gesprochen, denn die 600 000 EUR
könnte der Wiener Tourismus durchaus mehr verwenden, als es jetzt ausschaut.
Wir wissen alle, dass die Nächtigungszahlen nicht sehr berauschend sind, dass
die Umsatzerlöse bei den Hotels drastisch zurückgehen, nicht nur um 3,
4 Prozent, sondern um bis zu 20 Prozent werden hier derzeit
Umsatzrückgänge gesehen und erwartet.
Wir haben heute einen Antrag betreffend die Verhandlung der Stadt Wien
mit dem Bund bezüglich Bundesförderung für den Wiener Tourismus eingebracht.
Es stellt sich schon die Frage, warum zum Beispiel pro tausend
Nächtigungen in Oberösterreich Unterstützungen für die Hotelbetriebe von knapp
700 EUR aufscheinen und in Wien dies umgekehrt nur mit 100 oder
120 EUR unterstützt wird. Hier könnte sich die Frau Vizebürgermeisterin
durchaus einen weißen Fuß bei den Wiener Tourismusbetrieben machen.
Aber
wir wissen auch, dass dieser Akt sehr schnell durch alle Instanzen gegangen
ist, und zwar so schnell, wie ich es einmal in den letzten vier Jahren erlebt
habe, und zwar beim Palais Kabelwerk. Zum Kabelwerk hat es gestern eine tolle
Pressekonferenz gegeben. Wir haben schon im Ausschuss gesagt, dass wir gegen
diesen Akt sind. Wir wissen, dass dort leider Dilettanten am Werk sind und wir
fürchten uns davor, dass das ein Grab ohne Ende, nämlich ein Subventionsgrab
ohne Ende, sein wird. Derzeit stehen nämlich noch 1,2 Millionen EUR
von den 5 Millionen EUR, die damals beschlossen worden sind, zur
Verfügung. Dass, wie in der Pressekonferenz gesagt wurde, jährlich
300 000 EUR in den nächsten drei oder vier Jahren hergegeben werden,
glaube ich Ihnen nicht. Denn wenn jetzt schon für drei Monate
314 000 EUR ausgegeben werden, dann kann ich mir vorstellen, dass
700 000 bis 800 000 EUR pro Jahr voraussichtlich der
Ausgabebetrag sein wird, die das Palais Kabelwerk brauchen wird. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wären
Sie dort gewesen, wüssten Sie, wie es richtig gesagt wurde!) - Es war
wunderschön. Ich werde auch am 1. Oktober zum Thema Roter Oktober gerne
kommen, schaue mir das höchstpersönlich gerne an. (GR Dr Herbert Madejski:
Dann sind wir zwei!)
Aber,
Herr Stadtrat, haben Sie heute die „Presse" gelesen? (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: War das jetzt eine Prüfungsfrage?) Die Frage
stellt sich, ob Sie - Zitat Barbara Petsch – „Wartehallen für Arbeitslose"
finanzieren wollen. Ich gehe sicherlich nicht generell mit dem Artikel von Frau
Petsch konform, aber genau das sind auch unsere Überlegungen, die dazu geführt
haben, dass wir diesem Akt nicht zugestimmt haben. Es gibt keine
Bedarfsprüfung. Sie wissen das. Sie fördern eine freie Szene - das wissen Sie
auch - mit viel Geld, ohne dass wirklich Kontrollen vorgeschrieben werden. Es
wurde auch das Palais Kabelwerk nicht ausgeschrieben, weder in der Führung noch
in der Finanzierung. In wirtschaftlicher und in künstlerischer Hinsicht
befürchten wir wirklich Schlimmes! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Wie sähe denn eine Bestandsprüfung konkret aus?)
Nun, man könnte durchaus mehr erheben, was in der Vorstadt sozusagen
möglich ist. (GR Dr Herbert Madejski: Das
soll ja zentral sein!) Es gibt eine deutliche Überbesetzung, aber das
wissen Sie besser als ich. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Sie melden sich zum Wort und sagen etwas! Deswegen
frage ich Sie!) Ich bin ja nur Abgeordneter der Opposition und habe darauf zu
schauen, was mit dem Geld der Steuerzahler getan wird. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wie sähe eine Bestandsprüfung
aus?) Ich kann mir durchaus vorstellen, wir können dann später darüber
diskutieren. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Nicht später! Jetzt!)
Damit komme ich abschließend zum Subventionsbericht. Bis heute haben
wir für gewisse Sachen keine Information, was mit den Rahmenbeträgen passiert.
Dass dann aus den Rahmenbeträgen und aus den normalen Akten, die im Gemeinderat
bewilligt werden, noch zusätzliche Finanzierungen bewilligt werden, finden wir
einfach nicht transparent. Wir werden den Akt Kabelwerk nicht zustimmen und
kritisieren die Art und Weise, wie die 600 000 EUR für das
Jackson-Konzert zustande gekommen sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Zankl hat sich
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Inge Zankl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zuerst einmal eine Information für den Kollegen Madejski, weil es ist
ganz einfach mit der Kunst im öffentlichen Raum. Weil Sie sich gewundert haben,
dass die Kunst im öffentlichen Raum vom Wohnen und von der Planung mit Geld
versorgt wird: Das kommt von dem alten Begriff Kunst am Bau, wo es in den
Gemeindebauten in den 50er Jahren Usus war, dass in jedem Gemeindebau ein
Kunstwerk sein sollte (GR Dr Herbert
Madejski: Das macht eh Sinn!), ob es ein Mosaik oder ein Brunnen war. Jetzt
wurde das auf neue Beine gestellt und heißt jetzt Kunst im öffentlichen Raum,
weil natürlich auch Vorplätze von U-Bahnen oder Parks dabei sind und das modern
ausgestaltet werden soll. Deswegen werden diese beiden Beiträge von den anderen
Geschäftsgruppen der Kultur zur Verwaltung übergeben. - Nur zum besseren
Verständnis.
Noch etwas ist mir bei dieser Debatte aufgefallen,
auch ein Zitat von Kollegen Madejski. Er hat gesagt, der Slogan lautet:
„Hauptsache, man steht in der Zeitung." - Das Gefühl habe ich bei den Oppositionsparteien,
weil wir haben alle in gutem Glauben gehandelt, diese 600 000 EUR an
zusätzlicher Tourismusförderung zu beschließen. Dass aus dem Konzert nichts
geworden ist,
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