Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 83
Jahr ganz bestimmt wieder ein tolles zweiwöchiges Jüdisches Film
Festival geben.
Ganz kurz noch zur Rolle Wiens in Sachen Film und Filmförderung: Wir
sind da wirklich federführend. Das anerkennt sogar die Frau Präsidentin Jank,
die in letzter Zeit den Platz der Wiener Wirtschaft zum Thema der Kinoförderung
immer wieder sehr positiv betrachtet. Sie setzt auf den Filmbrancheneffekt. Wir
haben da eine sehr große Zustimmung und das zu Recht, finde ich, denn Wien
setzt sich für Kino wirklich auch mit unserer Vienna Film Commission, mit der
vom Herrn Stadtrat neu gegründeten Institution, sehr für die siebte Kunst ein.
Zum Abschluss, wie immer, vielleicht noch ein kleiner Tipp, wenn Sie
ins Kino gehen wollen: Derzeit läuft eine Dokumentation von Georg Misch, zum
Teil unter schwierigen Bedingungen in Saudi-Arabien gedreht, über Muhammad
Assad. Das ist jener jüdische Araber, nach dem von Wien auch ein Platz vor der
UNO vor nicht allzu langer Zeit benannt wurde. Der Film heißt: „Der Weg nach
Mekka".
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Akt. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Eine weitere Wortmeldung liegt mir nicht vor. Die Frau Berichterstatterin hat
das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Susanne Bluma:
Ich verzichte auf das Schlusswort.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Damit kommen wir zur Abstimmung.
Wer für das Geschäftsstück ist, den bitte ich um ein Zeichen in der
Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei allen Fraktionen fest. Das Poststück ist
einstimmig angenommen.
Wir kommen zur Postnummer 31 der Tagesordnung, Subvention an die
Kunst im öffentlichen Raum. Die Redner haben sich streichen lassen. Wir kommen
daher sofort zur Abstimmung. - Wer ist für das Geschäftsstück? - Hier stelle
ich die Zustimmung bei SPÖ und GRÜNEN fest. Das Geschäftsstück ist mehrstimmig
angenommen.
Postnummer 33 der Tagesordnung, Abschluss einer
4-Jahresvereinbarung mit der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft und dem Ludwig
Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung. Berichterstatterin ist Frau Mag
Straubinger. Ich bitte, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger: Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. - Bitte schön.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Wir werden diesem Geschäftsstück nicht zustimmen. Ich möchte kurz
erklären, warum.
Als Vorwort noch: Wir sind natürlich dafür, dass es Forschungen im
Bereich der Kriegsfolgen-Forschung gibt. Aber bei diesem Projekt erscheint
einiges etwas unklar beziehungsweise nicht ganz nachzuvollziehen.
Der Projektantrag ist ein Antrag auf eine Vierjahressubvention in der
Höhe von 300 000 EUR. Wir haben uns mit einigen HistorikerInnen in
dieser Stadt besprochen, was sie denn zu diesem Forschungsprojekt meinen.
Durchgängig war die Reaktion eher skeptisch. Sie haben gemeint, das, was hier
als Forschungsgegenstand in einem Vierjahresprojekt beantragt wird, wäre ihrer
Einschätzung nach eine Diplomarbeit, vielleicht noch eine Dissertation, aber
sie bezweifeln, dass die Erforschung des Treffens von Chruschtschow und Kennedy
1961 in Wien wirklich ein Vierjahresforschungsprojekt sein kann, dass das
wissenschaftlich so viel hergibt und es nicht „etwas unterdimensioniert
sei", war das Originalzitat eines Historikers.
Vielleicht ist es wirklich sehr umfangreich, dieses Treffen zu
untersuchen, wenn sich zwei Herren hier 1961 getroffen haben, trotzdem ist die
Finanzgebarung dieses Projekts eher undurchsichtig, denn es soll in Summe
905 000 EUR ausmachen. Die Stadt Wien vergibt Beiträge von
300 000 EUR. Es ist weiters im Antrag angeführt, dass man bei anderen
Stellen angesucht hat, nämlich bei der Bundesstelle um 395 000 EUR
und auch bei sonstigen Sponsoren. Das heißt, es ist noch nicht einmal klar, ob
die Finanzierung gesichert ist. Man stellt sich die Frage, ob dieses
umfangreiche Forschungsprojekt, von dem hier offensichtlich ausgegangen wird,
wirklich finanziert wird und ob es dann zustande kommt, wenn die anderen
Finanzierungsgeber hier nicht mitziehen.
Wenn man sich dann die Kosten ansieht, ist es doch verwunderlich, dass
es von den WissenschafterInnen, von Historikern als unterdimensioniertes
Forschungsprojekt bezeichnet wird, wenn man 727 000 EUR
Personalaufwand hat, also auszugeben gedenkt. Da stellt sich dann schon die Frage,
was mit diesen Geldern gemacht werden soll, wie viele Personen sich mit diesem
Treffen von Chruschtschow und Kennedy in der Stadt Wien beschäftigen und wie
sinnvoll es wirklich ist, von 900 000 EUR bei einem Forschungsprojekt
727 000 EUR in Personalaufwand zu stecken.
Weiters ist nicht ganz nachzuvollziehen, warum die Forschung eigentlich
darin besteht, dass man Dokumentenbände herausgibt. Das heißt, es werden dann
wahrscheinlich in Russland Kopien von Dokumenten angefertigt, die es
wahrscheinlich auch dort gibt. Es ist auch gut so, wenn man sich in russische
Archive begibt. Diese Dokumente werden dann gesammelt und in Bänden aufgelegt.
Zu hinterfragen ist, ob das dann schon reicht, als große wissenschaftliche und
forscherische Leistung, dass es einen Begleitband geben soll. Das ist auch
schön. Der Sammelband in Englisch auch. Aber wo ist bei diesem Antrag wirklich
die Kriegsfolgen-Forschung, weil dieses Projekt unter diesem Aspekt eingereicht
beziehungsweise hier um Subvention angesucht wurde. Es gibt überhaupt keine
Ideen, zumindest nicht diesem Akt zu entnehmen, wie die Vermittlung von diesem
Forschungsergebnis passieren soll, um auch die Öffentlichkeit über dieses so
wichtige Treffen in Wien zu informieren.
Wenn man sich das dann im Vergleich zu anderen
Projekten, die in diesem Bereich, also
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