Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 83
verstehen, das eine ist, dass man, glaube ich, das Beste tun muss, um
das Wien Museum so umzusetzen und das andere ist, dass das Beste immer auch
Zeit braucht, man es sehr gewissenhaft machen muss und schlussendlich beim
Stadtrat hier die Verantwortung liegt. Somit können wir diesem Antrag nicht
zustimmen, weil einfach die Punkte des Zeitplans, die mit 2009 und 2010
beziffert sind, in der Gewissenhaftigkeit, mit der wir das machen wollen,
natürlich anzustreben sind, aber ich glaube, dass die Qualität und das
Bestmögliche sozusagen immer vor festgelegten und von Anfang an festgesetzten
Zeiten stehen sollen.
Deswegen bitte ich um Zustimmung zum Akt. Dem Antrag können wir so
nicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich lasse jetzt über den
Antrag der Berichterstatterin abstimmen.
Wer für das Geschäftsstück ist, den bitte ich um Zeichen mit der Hand.
- Hier gibt es die Zustimmung von allen vier Fraktionen. Der Antrag ist
einstimmig angenommen.
Wir kommen nun zum Beschlussantrag der ÖVP. Wer für diesen
Beschlussantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Hier kann ich
die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN feststellen. Der Antrag hat nicht die
erforderliche Mehrheit.
Wir kommen zur Postnummer 92, Generalsanierung Zentralfeuerwache.
Berichterstatter ist Herr GR Strobl. – Bitte schön.
Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Herr Vorsitzender!
Meine Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Dipl-Ing Margulies. - Bitte sehr.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der heute vorliegende Akt wurde schon am Vormittag in „orf.at“
angekündigt: „Gibt es in Wien einen neuen Bauskandal?" Ich sage jetzt ganz
offen, ob es sich um einen Bauskandal, einen Vergabeskandal, einen
Planungsskandal, einen Budgetierungsskandal oder was auch immer handelt, wird
sich so oder so in den kommenden Wochen und Monaten herausstellen.
Ich hoffe, dass es mir gelingt, Sie innerhalb der nächsten paar Minuten
anhand der dargestellten Fakten davon zu überzeugen, dass es sinnvoll
erscheint, dem gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen von der ÖVP
einzubringenden Antrag, betreffend eine Prüfung der Kostenexplosion der
Sanierung der Zentralfeuerwache durch das Kontrollamt zuzustimmen. Wir haben
heute gehört, dass wir schon für das Jahr 2009 mit rund 400 bis 500
Millionen EUR weniger Einnahmen als budgetiert und für das Jahr 2010 mit
800 Millionen EUR weniger Einnahmen rechnen müssen. Ich frage mich daher
tatsächlich, ob es der Wiener Sozialdemokratie egal ist, dass es bei eigenen
Bauprojekten prozentuell zu einer stärkeren Kostenexplosion kommt als beim
Skylink-Skandal.
Im
Jahr 2004 wurde im Gemeinderat die Generalsanierung der Zentralfeuerwache
beschlossen. Damals ist in dem Akt gestanden, dass es in der Art und Weise, wie
das gemacht worden ist, möglich ist, die exakten Kosten zu ermitteln. Diese
wurden dem Gemeinderat vorgelegt: 16,8 Millionen EUR. Was folgte, war
eine Zeit lang nichts. Das passiert öfters. Das ist das Faszinierende an
Beschlüssen, es passiert dann oft einmal ein paar Jahre lang nichts.
Dann
ist man daraufgekommen, man will ein ganz anderes Projekt. Ich habe mir dann
den Akt angesehen, der im Jahr 2007 beschlossen wurde. Es steht zwar ein
bisschen darin, dass sich das Projekt erweitert und verändert hat, aber auf jeden
Fall waren es dann plötzlich gleich einmal 21 Millionen EUR mehr,
Gesamtsumme: 39 Millionen EUR. Jeder hier im Haus steht zu unserer
Feuerwehr, auch die GRÜNEN. Jede Fraktion hier im Haus hat im Jahr 2007 der
Begründung im Akt geglaubt und zugestimmt.
Jetzt,
zwei Jahre später, kommt ein Überschreitungsantrag um weitere
12 Millionen EUR, wo im Antrag steht, dass es nicht einmal gröbere
Umplanungen seit dem letzten Beschluss gegeben hat, sondern wo viel mehr die
Kostenüberschreitung damit begründet wird, dass der Papst auf Besuch gekommen
ist, dass die Ausführung des Kellers in einer säulenfreien Ausführung einfach
teurer geworden ist, dass die Baukosten explodieren und so weiter. Aber das
Faszinierende daran ist, der größte Teil dieser Kosten war bei der
Beschlussfassung des Nachtrages im November 2007 bekannt.
Liebe
KollegInnen von der Sozialdemokratie, eine Frage habe ich tatsächlich, wenn
Ihnen die Kosten bekannt sind. Das gibt es sogar schriftlich. Ich stehe dazu,
dass die Tiefgarage säulenfrei ausgeführt wird, wenn die Feuerwehr das sagt. Im
Jahr 2006 sagt der Architekt, das kostet um 420 000 EUR mehr. Im Jahr
2006! Und das muss im Jahr 2009 als Begründung herhalten, warum die Kosten um
12 Millionen EUR explodieren?
Der
Papstbesuch war im September 2007. Im November 2007 wurde übrigens die
Überschreitung beschlossen. Das war abgerechnet. Das muss im Jahr 2009 dafür
herhalten, dass es zu Überschreitungen kommt?
Eine
Preisindexanpassung des Projekts verzögert sich angeblich nur um ein halbes Jahr.
Wir werden es noch sehen, aber es verzögert sich angeblich nur um ein halbes
Jahr. Im Jahr 2007, wenn man den Akt liest, steht drinnen, das ist alles super
geprüft und das sind die Kosten, ganz einfach zusammengefasst. Plötzlich
tauchen Preisindexanpassungen in der Größenordnung von
3 Millionen EUR netto auf?
Diese Antworten blieben mir leider die Frau
Finanzstadträtin und der zuständige Abteilungsleiter der MA 34 im
Finanzausschuss schuldig. Aber vielleicht kann das entweder der Herr
Berichterstatter oder ein Kollege oder eine Kollegin der Sozialdemokratie
beantworten. (GR Günter Kenesei: Oder die
Frau Stadträtin!) - Oder die Frau Stadträtin, aber ich sehe sie gerade
nicht, was nicht heißt, dass sie nicht da ist. Vielleicht sitzt sie irgendwo
hinten, aber ich sehe sie gerade nicht. - Die Frau
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular