Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 83
Also das Geschenk bestand einmal darin, dass man hier
130 981 m² im Form eines Baurechts um umgerechnet 20 EUR per
Jahr abgeschlossen hat. Dafür allerdings musste sich die Volkshilfe verpflichten,
dass sie diese Liegenschaften, die nicht als Kinderheim genutzt werden, mit
Nebengebäuden, in irgendeiner Form bearbeiten wird.
Dann gab es das Geschenk Nummer 2, es war der Schenkungsvertrag im
Jahre 1982. Da hat man jetzt äußerst großzügig diese 20 EUR per Jahr auch
noch erlassen. Also man musste jetzt überhaupt nichts mehr bezahlen. Allerdings
blieb nach wie vor die Nutzung als Kinderheim mit Nebengebäuden und die Pflege
der Grünanlagen aufrecht.
Jetzt kommt das Geschenk Nummer 3, das ist jetzt die Auflösung des
Baurechtsvertrags und die ist gleich gekoppelt mit Geschenk Nummer 4. Denn
bei der Auflösung des Baurechtsvertrags bekommt jetzt die Volkshilfe
450 000 EUR dafür, dass sie einmal gerade zirka 11 000 EUR
bezahlt hat und man ihr durch dieses Geschenk, durch diesen Schenkungsvertrag,
ohnehin schon knappe 60 000 EUR an Baurechtszahlungen erlassen hat.
Dieses 4. Geschenk ist auch, dass nun die Volkshilfe dieses Grundstück mit
den Gebäuden in einem mehr als desolaten Zustand zurückstellt, das heißt, hier
hat man auch noch die Sanierung der Gebäude, die Instandhaltung und so weiter
gleich mitgeschenkt. Musste nicht sein, ist halt jetzt kaputt. Wir haben solche
Fälle öfter, dass hier das als Auflage gilt und dann kriegen wir das zurück und
das Ganze ist kaputt.
Nun ist es auch so, dass in Zukunft – im Zuge dieses
Baurechtsauflösungsvertrags und auch im Akt steht es so drinnen – es auch nicht
mehr zwingend notwendig ist, dass es für ein Kinderheim genutzt wird. Auch das
ist jetzt plötzlich gefallen, lediglich das Biotop bleibt aufrecht, wobei das
aber sehr zweifelhaft ist, denn ich meine, ich will nicht ein Grundstück mit
131 000 m² zurück haben, wo ich ein paar Quadratmeter Biotop
aufrechterhalte. Nein, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, aber das darf jetzt
die Opposition nicht wissen und es ist ja auch nicht unbedingt Gegenstand des
ganzen Vertrags, was dort tatsächlich passiert. Ich wage ja zu bezweifeln, wenn
dort eine Verbauung stattfinden soll, wie sich dann das Biotop überhaupt noch hält,
wenn das im Umfeld gestört wird. Aber das ist ja nur eine Randbemerkung.
Tatsache war, dass es bereits vor zwei Jahren eine
Flächenwidmungsänderung hätte geben sollen. Allerdings war damals unser
Klubobmann vom 13. Bezirk, der Herr Mag Kasal, mit seiner Gruppe sehr
aktiv, hat eine Menge Unterschriften gesammelt und man hat einmal das Ganze
wieder zurückgestellt, was aber nicht heißt, dass jetzt nicht, sobald es diese
Auflösung gibt, das ganze Theater wieder von vorne beginnt.
Eine interessante Rolle hat jetzt auch die ÖVP dabei gespielt,
wenngleich sie jetzt das mit Verwindungen wieder geradebiegt. Denn es war so,
dass in diesem Akt zur Baurechtsauflösung drinnen steht, dass die
Bezirksvorstehung, nämlich die ÖVP-Bezirksvorstehung, das genehmigt hat und
nichts dagegen einzuwenden hat. Die ÖVP hat das jetzt etwas relativiert, sie
wird das dann selber ausführen. Tatsache aber ist, dass hier offensichtlich die
ÖVP-Stadt Wien-Gemeinderat nicht mit der ÖVP-Bezirk gesprochen hat, denn im
Bauausschuss hat ja plötzlich die ÖVP diesem Akt in Anlehnung an den Bezirk
ebenso zugestimmt und gab dann prompt eine Presseaussendung, dass sie die
Retter dieser Abrissgeschichte sind. Was aber so sicher nicht sein kann, wenn
ich zuerst dieser Baurechtsauflösung zustimme.
Das Bundesdenkmalamt sollte ebenfalls jetzt noch das Gebäude
begutachten. Jetzt steht das Ganze nicht einmal unter Denkmalschutz und jetzt
habe ich mir überlegt, warum soll dann das Bundesdenkmalamt das wirklich
begutachten? Eben vielleicht auch, um hier, Herr Stadtrat, ich sage es jetzt
sehr salopp, einen Freibrief zu bekommen, dass diese Gebäude so desolat sind,
dass man ja wirklich gar nichts mehr damit anfangen kann und dann nur mehr der
Abbruch übrigbleibt, was aber so nicht hätte sein sollen. Das Wenigste hier
wäre nämlich gewesen, dass man aus dem Baurechtsvertrag aussteigt und die
Kosten für eine mögliche Sanierung von diesen 450 000 EUR abzieht.
Das wäre das Wenigste gewesen, denn das war ja eine Verpflichtung, die die
eingegangen sind und an die sie sich nicht gehalten haben und das hat überhaupt
keine Konsequenzen. Was jetzt ist, ist, dass wir das jetzt um wirklich teures
Geld verschenken, keine Auskunft darüber haben, was weiter passiert und dass
die Bürgermitbestimmung im 13. Bezirk absolut nicht ernst genommen wurde.
Ich glaube, das sind schon maßgebliche Gründe, mit denen ich jetzt
hoffentlich auch zu verstehen gegeben habe, warum wir dieses Geschäftsstück
ablehnen müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Frau GRin
Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben auch schon im Ausschuss darüber debattiert
und interessanterweise - wie es auch schon die Kollegin Frank erwähnt hat - hat
die ÖVP seitdem hundertprozentig ihre Meinung geändert. Es ist mir
unerklärlich, nachdem ich sehr wohl im Akt die Stellungnahme des
Bezirksvorstehers gefunden habe, auch den Hinweis auf die Nutzung für
Jugendliche. Insofern ist mir Ihr Antrag, einer davon, absolut verständlich, wo
Sie beantragen, dass diese Bezirksstellungnahme da in dem Akt vorliegen sollte.
Ich habe das da rauskopiert. Ich wüsste nicht, wo ich es sonst herhaben sollte.
Aber möglicherweise haben Sie den Akt nicht genau durchgeschaut. Wir haben ihn
eigentlich schon vor dem Ausschuss sehr genau durchgeschaut, eben deshalb, weil
wir schon seit Jahren darauf hinweisen, dass das Afritsch-Heim durchaus eine
Bedeutung hat, dass wir es auch für ein nicht nur architekturhistorisch
interessantes Gebäude, sondern daneben auch eigentlich für ein sozial- und
kulturhistorisch wertvolles Zeugnis einer Zeit halten und ich würde provokant
formulieren, wo die Sozialdemokratie noch wirklich gewusst hat, wofür sie
steht, wo es wirklich darum ging, benachteiligten Jugendlichen eine schöne
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