Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 83
Umgebung zu bieten, einen tollen Ort, wo man sich treffen kann. Sogar
internationale Treffen haben dort stattgefunden.
In den letzten Jahren wurde diese Anlage zumindest teilweise dann noch
als Flüchtlingsheim genutzt. Also das Areal war quasi zweigeteilt. Das
Afritsch-Heim Hauptgebäude hat man leider verfallen lassen. Wie gesagt, darauf
haben wir in den letzten Jahren auch schon oftmals hingewiesen. Und in dieser
anderen Anlage, wo eher so Bungalows sind, sind Flüchtlingsfamilien
untergebracht worden. Ich habe dort auch die Volkshilfe vor Ort besucht und
habe auch ein Gespräch geführt. Im Ausschuss hat mir der Herr Stadtrat gesagt,
das sei nicht geeignet, weil eben die Verkehrsanbindung so schlecht ist. Das
stimmt, die Verkehrsanbindung ist leider wirklich nicht besonders. Der Bus
fährt alle 15 bis 20 Minuten. Wenn man den verpasst, geht man bis zur
Straßenbahn eine halbe Stunde, würde ich sagen. Aber die Volkshilfemitarbeiter
dort vor Ort haben mir gesagt, dass auch solche Anlagen notwendig sind, also
welche, die jetzt nicht so zentral liegen, sondern auch welche, wo es eben in
der Nähe Naturraum gibt, wo man eben vor allem Kinder und Familien unterbringt,
die traumatisierte Fälle sind. Beispielsweise sind in dieser Anlage relativ
viele tschetschenische Familien untergebracht und wie ich auch weiß, sind auch
die Kinder in der örtlichen Schule in der Hermesstraße sehr gut integriert.
Also da gibt es überhaupt kein Problem, im Gegenteil, sehr gute
nachbarschaftliche Verhältnisse. Umso unerklärlicher ist es mir, dass die
Volkshilfe dieses wertvolle Areal aufgibt. Ich nehme an, ich glaube, der Herr
Kollege Hatzl ist bei der Volkshilfe tätig und wird sich vielleicht dafür
eingesetzt haben oder hat auch die Stadt Wien realisiert, dass das einfach eine
äußerste wertvolle Liegenschaft ist, eine Liegenschaft sicher in einer der
teuersten Wohngegenden Wiens, Grünruhelage, Blick auf den Lainzer Tiergarten,
was wünscht man sich mehr? Offensichtlich hat man festgestellt, dieses
Grundstück ist im Besitz der Stadt Wien, man könnte damit durchaus ein Geschäft
machen. Das geht auch aus dem Akt hervor. Es gibt hier schon so Bewertungen,
einerseits natürlich, um zu bewerten, wie hoch diese Baurechtsvereinbarung der
Volkshilfe abzulösen wäre, andererseits, was man quasi da rausholen könnte.
Was mich jetzt da zutiefst verunsichert, ist die Anmerkung - es gehören
ja auch Sportflächen und große Grünareale dazu -, ob man eben auch vielleicht
eine etwaige Veräußerung dieses Sportareals oder Gartenflächen, wie es da
drinnen heißt, mit einbezieht. Also da gibt’s zwei unterschiedliche Varianten.
Bei der einen Variante sind 6 Millionen EUR zu lukrieren, bei der
anderen mit den größeren Grünflächen 9 Millionen EUR, genau „mit
Gartenzone“ heißt es da, in einem Bestbieterverfahren. Und was mich hier
besonders stört, wir haben es ja vor Kurzem bei der „Stadt des Kindes“ erlebt,
auch eine kulturhistorisch äußerst wertvolle Anlage, auch mit einer sehr großen
sozialdemokratischen Geschichte dahinter, einst ein Vorzeigeprojekt, und dort
hat man sich eben für den Teilabriss entschieden. In diesem Fall, nachdem die
Anlage schon so verfallen ist, kann man davon ausgehen, ist auch hier schon in
der Bewertung drinnen, was der Abbruch kosten wird.
Man verliert also nicht nur diese Anlage, man hat sich hier auch
überhaupt noch keine Gedanken gemacht, was man mit diesem Areal eigentlich
machen will, um der Geschichte zu entsprechen, die dieser Ort hat. Man macht
sich nur mehr Gedanken, wie viel Geld man noch lukrieren kann. Bei der „Stadt
des Kindes“ damals war zumindest in den Ausschreibungsbedingungen und dann für
den Bauträgerwettbewerb doch noch ein gewisser sozialer Anspruch drinnen. Man
hat sich dann in meinen Augen leider für einen falschen Bieter entschieden, wo
es sich ja dann auch letztlich herausgestellt hat, dass der das mit dem
Angebot, das er damals im Verfahren gemacht hat, gar nicht umsetzen kann. Ich
denke, diesen Fehler darf man auf keinen Fall ein zweites Mal machen.
Wir sprechen uns dafür aus, dass dieser Baurechtsvertrag heute nicht so
einfach aufgelöst wird. Nachdem wir die Mehrheitsverhältnisse im Hause kennen
und auch das Ausschussergebnis und auch die Diskussionen im Wohnenausschuss
eindeutig waren, verlangen wir zumindest in einem Beschluss- und
Resolutionsantrag, dass die bestehenden Grün- und Sportflächen geschützt und
erhalten werden und dass sichergestellt wird, dass vorab geprüft wird, welche
soziale Nutzungen man auf dem Areal unterbringen könnte und wie man
sicherstellen könnte, dass diese Idee und dieser Geist dieses Ortes weiterleben
und dass das dann die Grundlagen für etwaige Weiterentwicklungen bilden soll.
Natürlich ist auch das Verkehrsthema an diesem Ort sicher eines, das man vorab
noch ordentlich untersuchen muss. Und nachdem im Wohnenausschuss auf diese
Fragen keine konkreten Antworten gegeben werden konnten, sondern nur: Ja, wir
werden uns bemühen. Ich hoffe, dass Sie sich wirklich bemühen, dass es, wenn es
dazu kommt, ortsverträglich mit einer sozialen, mit einer öffentlichen Note im
Geiste der Anlage passiert und meinen, dass diese Auflösung hier so
überfallsartig und hauruck-aktionsmäßig unverständlich ist.
Wir werden deswegen diesem Antrag sicher nicht zustimmen und
appellieren an Sie, diese Anlage zumindest wertschätzender zu behandeln, als es
bisher geschehen ist. Leider muss ich sagen, ist auch eine Stellungnahme des
Bundesdenkmalamtes drinnen. Es war auch einmal auf der Liste der
schützenswerten Gebäude und man hat dieses Gebäude von der Liste genommen und
hat jetzt letztlich sogar auf eine ordentliche Dokumentation verzichtet, was
mir gänzlich unverständlich ist und wo ich auch dem Denkmalamt den Vorwurf
machen muss, dass ich meine, so sollte man mit unseren Bauwerken nicht umgehen,
noch dazu, wenn sie so eine Bedeutung hatten, vor allem eben im Hinblick auf
die soziale Idee. Es ist sicher einzigartig in Wien.
Wie gesagt, dem Beschluss- und Resolutionsantrag
bitte ich zuzustimmen. Den Anträgen der ÖVP, wie gesagt, dieser komischen
Behauptung da können wir nicht zustimmen. Einem Antrag werden wir zustimmen, da
geht es um die öffentliche Nutzung. Das entspricht in
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