Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 83
heute leider anscheinend immer noch ein Kampf, und es sind immer auch
die SozialdemokratInnen, die ganz vorne, an vorderster Front stehen, um das,
was sie erreicht haben, auch zu verteidigen. (Beifall bei der SPÖ. – StRin
Dr Monika Vana: Stellen Sie sich doch nicht her, als wären Sie die
Einzigen! Das ist ja unglaublich!)
Ich denke, es waren vor allem aber auch fast alle unsere Mütter und
Großmütter, die dafür gekämpft haben, dass Frauen heute ein
Selbstbestimmungsrecht in dieser Frage haben, ein Selbstbestimmungsrecht, das
natürlich auch für mich unantastbar ist, und ich gehe davon aus, dass es auch
für die meisten hier im Saal unantastbar ist und auch so bleiben muss.
Frau Kollegin Pilz, als Information, damit einfach auch allen klar ist
– weil vielleicht auch die Information nicht bei allen so da ist –, wie es bei
uns in Wien tatsächlich ausschaut. In Wien können in allen Spitälern außer im
AKH und im Donauspital – das stimmt, dort kann man das nur nach medizinischer
Indikation machen, aber sonst in allen Wiener Spitälern –
Schwangerschaftsunterbrechungen durchgeführt werden können und auch
durchgeführt werden. Sie haben sogar dankenswerterweise die Zahlen hier
erwähnt, und Sie haben auch Salzburg erwähnt. Und es war auch dort – da
schließe ich jetzt wieder am Anfang an – eine Gabi Burgstaller, ich glaube, wir
können uns alle noch gut an diesen harten Kampf erinnern, die es durchgesetzt
hat, dass endlich auch in Salzburg in einem öffentlichen Spital
Schwangerschaftsunterbrechungen durchgeführt werden können, und ich finde, auch
dafür gehört ihr heute noch ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ.)
Es
gibt in Wien natürlich auch finanzielle Unterstützung für jene Frauen, wo es nur
daran scheitert, dass sie es sich nicht leisten können. Auch das hat Wien.
Im Übrigen möchte ich nur auf das von Ihnen heute sehr wohl auch
gepriesene Wegweisungsrecht hinweisen, welches wir 2005 hier in diesem Raum
beschlossen haben. Damals war es allerdings leider so, dass nur zwei Grüne mitstimmen konnten, als wir
diesen ganz wichtigen Schritt 2005 hier beschlossen haben. Es war zumindest ein
kleiner Schritt, auch wenn wir wissen, dass er nicht ausreichend ist. Aber dass
nur zwei Grüne zugestimmt haben,
ich hoffe, daran können Sie sich zumindest noch erinnern. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wegen des Tierschutzes! Die
Kollegin Pilz hat damals mit dem Tierschutz argumentiert!) Ich habe mich,
bevor ich es hier erwähne – denn ich sage nie was, wo ich mir nicht ganz sicher
bin, dass es stimmt –, noch einmal erkundigt, und es war so. (Beifall bei
der SPÖ.)
Wir haben heute schon viel gehört, und ich möchte das jetzt auch ein
bisschen so in Richtung ÖVP sagen, denn der Herr Kollege Ulm hat hier sehr
lange referiert, und es hat mich, ehrlich gesagt, ein bisschen gestört, dass er
hier fast ausschließlich juristisch auf dieses Thema, das doch ein stark
emotionales Thema ist, eingegangen ist. Ich möchte noch einmal betonen, dass es
unzumutbar ist, was hier in Wien und auch in anderen Gegenden in Europa und auf
der ganzen Welt zum Teil noch passiert. Es gibt Situationen außerhalb unserer
Grenzen, die noch viel schärfer sind. Ich glaube, es wäre gut – und deshalb
auch eine bundesweite Lösung, die auch greift –, dass wir hier vorgreifen,
bevor es sozusagen auch hier bei uns vielleicht noch zu Zuständen kommt, wie
wir sie beispielsweise auch aus den USA kennen.
Ich habe auch eigene Erfahrungen insofern gemacht, als auch ich einmal
einen Termin mit der Leiterin des Ambulatoriums hatte, um die furchtbare
Situation zu besprechen. Ich konnte es mir vorher nicht ganz vorstellen, aber
selbst wenn man dort hineingeht als eine Frau, die jetzt nicht sozusagen in
dieser furchtbaren Situation ist, eine Abtreibung vornehmen lassen zu wollen,
sondern wenn man einfach nur hineingeht, wird man bedroht, es werden einem
Plastikembryos vors Gesicht gehalten. Es war eine ganz furchtbare Situation für
mich. Also ich konnte mir da erst so richtig vorstellen, was es eigentlich für
ein Psychoterror sein muss, wenn man in dieser furchtbaren Ausnahmesituation
als Frau ist, da hineinzugehen und derart mit Psychoterror belästigt und unter
Druck gesetzt zu werden.
Wie Sie ja wissen, haben auch die Frauenhäuser eine Beratungsstelle am
Fleischmarkt – nicht direkt dort, aber unmittelbar in der Nachbarschaft –, und
ich kann Ihnen berichten, dass natürlich auch die Mitarbeiterinnen bei uns
immer wieder ganz furchtbare Dinge erzählen, die am Fleischmarkt stattfinden.
Ich sage es nicht als Erste, ich glaube, das haben fast alle gesagt:
Natürlich ist es unsere Aufgabe, Frauen in diesen schwierigen
Ausnahmesituationen zu schützen, denn keine entscheidet sich leichtfertig, und
auch jenen einmal den Spiegel vorzuhalten, die Teil der Kirche sind, oder den Extremen,
die vor Ort stehen, dass es, wenn es ihnen um Menschen geht, ja ganz abstrus
ist, dass sie hier Menschenrechte derart verletzen und Menschen in derart
furchtbare, unerträgliche Situationen bringen.
Was stimmt, ist natürlich – und darauf haben wir auch immer großen Wert
gelegt und Initiativen gesetzt –, dass man so früh wie möglich anfangen muss,
hier präventiv aktiv zu werden, dass natürlich Aufklärung und Information an
erster Stelle stehen.
Die leidige Diskussion rund um den berühmten Sexkoffer kennen wir alle.
Auch ich bin dafür, dass alles unternommen wird, um einen, natürlich
altersadäquaten, ordentlichen Aufklärungsunterricht an den Schulen
voranzubringen. Ich freue mich auch, dass wir hier in Wien wieder einen
wichtigen Schritt setzen werden und auf Initiative der
Frauengesundheitsbeauftragten und des Wiener Bildungs-Servers im Oktober,
soweit ich informiert bin, einen quasi zeitgemäßen Sexkoffer präsentieren
werden, für den in zeitgemäßer elektronischer Form ganz, ganz wichtige Materialien
produziert wurden, die den Lehrerinnen und Lehrern für einen modernen
Aufklärungs- und Sexualunterricht in den Schulen zur Verfügung gestellt werden
oder wozu sie Zugang haben.
Herr Kollege Ulm – ich habe es schon angesprochen –,
auch ich hätte es gerne gehabt, dass hier natürlich auch von Seiten der ÖVP ein
wirkliches Bekenntnis kommt, dass offensichtlich das, was derzeit möglich ist,
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