Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 122
und einer leichten Erholung sind wir mehr denn je der kraftvollen
Unterstützung des Aufschwunges, der Stärkung der Unternehmungen und der
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen verpflichtet. Im Voranschlag 2010, sehr
geehrte Damen und Herren, stehen daher Einnahmen von 10,65 Milliarden EUR
Ausgaben in der Höhe von 11,45 Milliarden EUR gegenüber.
Lassen Sie mich vor dem Hintergrund jüngster medialer Debatten einige
Worte zu den Einnahmen sagen beziehungsweise ein bisschen Nachhilfe –
unter Anführungszeichen – zum Thema Finanzausgleich geben: Das
Steueraufkommen des Bundes, sehr geehrte Damen und Herren, wird zu einem ganz
wesentlichen Teil – und Sie als Wiener Abgeordnete wissen das
natürlich – in Wien erwirtschaftet, nicht zuletzt als Ergebnis der sehr
erfolgreichen Förderung des Wirtschaftsstandortes und der ebenfalls sehr
erfolgreichen Förderung von Betriebsansiedlungen.
Im Zuge der Ausschüttungen werden die Ertragsanteile auf den Bund, der
mittlerweile 70 Prozent des gesamten Kuchens einbehält – wie ich bei
dieser Gelegenheit betonen möchte –, und auf alle Länder, Städte und
Gemeinden, die sich mit dem Rest begnügen müssen, aufgeteilt, und zwar auf
Grund gesetzlicher Regelungen und nicht – wie man manchmal den Eindruck
hat, wenn man die Diskussionen von Bundesseite verfolgt – auf Grund eines
herablassenden Geschenkes. Wie der Name „gemeinschaftliche Bundesabgaben“ schon
zum Ausdruck bringt, geht es hier ex lege um einen Rechtsanspruch, den die
Länder, Städte und Gemeinden haben. Während in Wien also ein großer Teil dieses
allgemeinen Steueraufkommens erwirtschaftet wird, erhalten wir bei der
Ausschüttung durchschnittlich 22,8 Prozent der Antragsanteile der Länder
und Gemeinden, also nur dieses knappe Drittel, das ich vorher erwähnt habe.
Fakt ist zusätzlich, dass diese Einnahmen – also die
präliminierten Ertragsanteile – durch die Weltwirtschaftskrise um 492,9
Millionen signifikant sinken werden. Trotzdem versuchen wir als Konjunkturmotor
Österreichs, mit einer offensiven Budgetstrategie auch im Jahr 2010 deutlich
Impulse zu setzen und halten unser sehr hohes Ausgabenniveau.
Der Preis, den wir dafür zahlen – und das sage ich bewusst, denn
jede Medaille hat zwei Seiten – sind ein höherer Abgang und eine höhere
Neuverschuldung. Konkret resultiert aus der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ein
administrativer Abgang in Höhe von ganz genau 798,7 Millionen EUR.
Hier sei noch einmal betont, dass diese Differenz im Laufe des
disziplinierten Vollzuges nach Effizienzsteigerungen und
Rücklagenauflösungen – wie wir das auch in den vergangenen Jahren bewiesen
haben – möglichst konsequent reduziert werden soll, denn diese hohen
Investitionen gehen Hand in Hand mit einer sparsamen und immer effizienteren
Verwaltung, für die wir bereits mehrfach gelobt wurden, nicht zuletzt vom Staatsschuldenausschuss.
Entsprechend dieser sehr konsequenten, sparsamen und effizienten
Politik der vergangenen Jahre hat Wien einen Schuldenstand von
1,75 Milliarden mit Ende 2009 und liegt damit trotz des starken
Wirtschaftseinbruchs deutlich unter den Werten der Budgetjahre zu Anfang des
Jahrzehnts. Wir haben hier konsequent zurückgezahlt. Dadurch liegt die
Pro-Kopf-Verschuldung in Wien mit 870 EUR deutlich unter dem Bundesschnitt
beziehungsweise unter der Verschuldung anderer Bundesländer, wobei der Vergleich
Wiens mit anderen Ländern in Wirklichkeit in dieser Form falsch ist, denn wenn
man Wiens Verschuldung mit jener anderer Bundesländer vergleicht, müsste man
konsequenterweise und logischerweise Wien als Land und Kommune im Hinblick auf
alle Schuldenstände der Gemeinden in den Bundesländern vergleichen, und da läge
Wien überhaupt absolut an der Spitze.
Abschließend einige Worte zum ausgewiesenen Maastricht-Defizit: Auch
dieses Defizit steigt logischerweise, allerdings auch deswegen – und das
möchte ich bei dieser Gelegenheit auch gleich anmerken –, weil die
Berechnungsmethoden von Eurostat, also den statistischen Ämtern der
Europäischen Union, geändert wurden. Bislang galt der
Investitionskostenzuschuss im Krankenanstaltenverbund als Maastricht-neutral,
nunmehr wird eine Summe von 223 Millionen EUR bei diesem Budgetvoranschlag zum
ersten Mal in das Maastricht-Defizit mit eingerechnet. Das Maastricht-Ergebnis
liegt daher 2010 bei einem Prognosewert von minus 699,9 Millionen EUR, womit
wir erstmals keine Punktlandung im Sinne des innerösterreichischen
Stabilitätspaktes schaffen. Dazu ist zu bemerken, dass sich die
Maastricht-Vorgaben nicht ausschließlich auf ein Jahr beziehen, sondern auf
eine längere Periode von mehreren Jahren, und da hat Wien durch die
erfolgreiche Politik und durch das mehrfache Übertreffen von
Maastricht-Überschüssen in den vergangenen Jahren einiges vorgelegt. Das heißt,
über die Periode hinaus halten wir sehr wohl diese Maastricht-Vorgaben ein,
sehr geehrte Damen und Herren!
Dieses Budget ist der Förderung von Wachstum und damit der Genesung des
schwer angeschlagenen Arbeitsmarktes verpflichtet. Das ist sozusagen eine
Prämisse, die sich durch den gesamten Voranschlag und durch all unsere
Überlegungen durchzieht, und deswegen behalten wir trotz des jetzt
beschriebenen Einnahmenrückganges und der entsprechenden Rahmenbedingungen, die
ich darzustellen versucht habe, 2010 die im heurigen Jahr eingeschlagene
Offensivstrategie bei den nachfragewirksamen Ausgaben bei, also etwa bei Ausgaben
im Nahverkehr, bei Gebäudesanierungen, bei Instandsetzungs- und
Wartungsarbeiten für Straßen und Leitungen oder beim Ankauf von Maschinen und
Fahrzeugen. Solche nachfragewirksamen Ausgaben sind in einer so vielfältigen
Stadt wie der unseren sehr breit gefächert.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir erreichen 2010
dasselbe Niveau wie 2009, was ein Rekordniveau von 4,4 Milliarden EUR
bedeutet. – Wichtig zu betonen ist dabei, dass wir dieses Niveau
beibehalten, obwohl Wien Kanal – und das ist die zweite Änderung, auf die
ich Sie
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