Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 122
Unternehmungsleitungen auseinandergesetzt. Ich weiß daher sehr genau,
dass unsere Förderung wirklich dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Aber auch die Stadt Wien selbst mit ihren Unternehmungen – das
wird manchmal vergessen, und deswegen möchte ich es heute betonen – ist
eine wirkliche Innovationstreiberin und hat sich dem Thema Innovation
verschrieben. Beispiele sind der Ausbau von Fernkälte – ein wirklich
innovatives Projekt – oder das innovative Lichtkonzept, das nicht zuletzt
auf Grund der Vorschläge unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Bau der
U2 umgesetzt wurde. Diese Themen sind bei uns eine Selbstverständlichkeit,
international ist das hingegen noch gar nicht der Fall. Das zeigen etwa unsere
Niederflurstraßenbahnen.
Aber – und auch das möchte ich hier sehr deutlich sagen und
wirklich einmal darauf aufmerksam machen – auch soziale und kulturelle
Innovation sind wichtig. Ich denke jetzt zum Beispiel an das Geriatriekonzept,
das mit den dezentralen Einheiten eine wirkliche Jahrhundertreform darstellt:
Die Einrichtungen greifen architektonisch schon auf die Tatsache vor, dass
immer mehr Menschen an Demenz erkranken, und nehmen auf diese Tatsache
architektonisch Rücksicht.
Ferner nenne ich unser tolles Konzept des Museums auf Abruf, das
ebenfalls ein solches innovatives Konzept ist, um das uns viele beneiden. Ich
mache aber auch die vom Zentrum für Innovation und Technologie betreute und von
der Stadt Wien unterstützte Initiative WienWin aufmerksam, bei der es darum
geht, dass die Stadt als große Nachfragerin auftritt, um Klein- und
Mittelbetriebe bei der Einführung innovativer Produkte zu fördern, damit diese
innovativen Produkte leichter auf den Markt gebracht werden können.
Meine Damen und Herren! Sie sehen also, dass es in allen Ressorts sehr
innovative Projekte gibt, die nicht nur sozusagen auf den engeren Bereich der
Wirtschaft reduziert sind, sondern sich auch auf viele andere Bereichen
ausweiten. Das macht sich bezahlt und das macht sich vor allem auch
international bemerkbar. (Beifall bei der SPÖ.)
Entgegen dem bundesweiten Trend verzeichnen der WWFF
und die Austrian Business Agency Invest in Austria in der ersten Jahreshälfte
2009, also mitten im Krisenjahr, eine Steigerung der internationalen
Unternehmensansiedlungen in Wien. In der ersten Jahreshälfte konnte mit
gemeinsamen Anstrengungen – und bei dieser Gelegenheit sage ich ein
wirkliches Dankeschön für die exzellente Zusammenarbeit! – 54
internationale Unternehmungen neu am Standort Wien angesiedelt werden; im
Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es 45.
Sehr geehrte Damen und Herren! Stolz bin ich im Zusammenhang des
internationalen Wettbewerbs auch auf die konsequente Weiterentwicklung der
Forschungsförderung, die sich in den letzten fünf Jahren sehr steil entwickelt
hat. Wir verlieren auch beziehungsweise gerade in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten unser ambitioniertes Ziel nicht aus den Augen: Wien will 2015 die
Forschungshauptstadt Zentral- und Osteuropas sein.
Nur mit mehr Forschung und mit einer noch besseren Vernetzung von
öffentlicher Hand, Universitäten und privaten Trägern können wir den Wettbewerb
um die besten Köpfe und die innovativsten Ideen für uns, für Wien, entscheiden.
2010 wird daher auch das Forschungsbudget auf hohem Niveau fortgeschrieben.
Wir alle wissen: Forschung ist eigentlich Kernaufgabe des Bundes.
Trotzdem nehmen wir viel Geld in die Hand, etwa beim Campus Vienna Biocenter,
wo wir alleine in den kommenden Jahren über 18 Millionen EUR in
Forschungsinfrastruktur investieren werden, oder in der Muthgasse, wo wir mit
10 Millionen EUR Infrastruktur für die BOKU zur Verfügung stellen. Gleichzeitig
entsteht mit der Marxbox im 3. Bezirk eine moderne Laborinfrastruktur, und
die Kooperation mit den Universitäten und privaten Forschungseinrichtungen
sowie auch mit den Fachhochschulen wird stetig erweitert.
Auch für uns, sehr geehrte Damen und Herren, ist es nicht leicht, in
diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten diesen offensiven Weg fortzusetzen. Es
ist daher mehr als enttäuschend, dass der Bund im Gegenzug die Universitäten
aushungert und sich das Engagement des zuständigen Ministers leider noch nicht
in konkreten Aktivitäten niedergeschlagen hat. Wir wünschen uns im Bund einen
Partner bei der Erhöhung der Akademikerquote, bei der Verbesserung der
Studienbedingungen und bei der Förderung von Forschung und Wissenschaft.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden unseren Weg zum Wohle des
Standorts fortsetzen, denn nicht mehr die rauchenden Schlote beweisen die
Wirtschaftskraft unserer Stadt, sondern die rauchenden Köpfe entscheiden über
Wiens Performance im internationalen Standortwettbewerb.
Sehr geehrte Damen und Herren! Basis für diese innovations- und
forschungsorientierte Entwicklung sind Internationalität, Mehrsprachigkeit,
Weltoffenheit und ein respektvoller Umgang miteinander. Diversität beziehungsweise
Vielfalt als Chance zu begreifen, zu fördern und zu nutzen, ist daher
unverzichtbar. Sozialer Zusammenhalt, breite Bildungsangebote, höchste
Qualifikation für möglichst viele Menschen dieser Stadt, unabhängig von
Herkunft oder Geschlecht, sind somit kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung
nicht nur für eine friedliche Gesellschaft, sondern auch für eine
prosperierende Wirtschaft. Das gilt vor, während und nach einer Krise. (Beifall bei der SPÖ.)
Im Wettbewerb um die besten Köpfe können wir es uns
schlichtweg nicht leisten, auf das Potenzial der kulturellen Vielfalt unserer
Stadt zu verzichten. Das zeigen auch die Fakten. Knapp 30 Prozent der
Unternehmerinnen und Unternehmer in Wien haben einen migrantischen Hintergrund,
und sie sind fixer und wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens in unserer
Stadt. Allein im vergangenen Jahr haben Menschen aus 85 unterschiedlichen
Ländern in Wien Unternehmen gegründet und damit auch Arbeitsplätze geschaffen.
Sie bringen zusätzliche Produkte und Dienstleistungen und stärken mit
grenzüberschreitenden Kontakten den
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