Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 122
klein, vom Kindergarten bis zur Forschung.
Gesundheit ist unser höchstes Gut. Die medizinische Versorgung hat
ihren Preis. Wir halten das hohe und international bewunderte Niveau des Wiener
Gesundheitswesens.
Die Liste ließe sich noch ergänzen. Ich tue das nicht, denn die
Erstellung dieses Budgets hat schon sehr viel an Unterlagen und Grundlagen
gebracht, und wir haben sehr viel, worüber wir diskutieren können.
Einmal mehr wende ich mich an Sie alle, auch an die Damen und Herren
der Opposition. Lehnen Sie bitte nicht kategorisch alles ab, was von der
Mehrheitsfraktion stammt! Gerade jetzt in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit
sollten wir zusammenstehen! Ich ersuche Sie daher um Sachlichkeit und
Konstruktivität und bitte Sie, gemeinsam im Interesse der Wiener und
Wienerinnen auf Basis dieses vorgelegten Budgetvoranschlags zu arbeiten. –
Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister!
Ich danke für die Einleitung der heute und morgen vor uns liegenden
Debatten zum Budget 2010.
Bevor ich die Debatte zu den Postnummern 1 und 2 eröffne, weise ich
darauf hin, dass in der Präsidialkonferenz für die Budgetdebatte die Reihenfolge
der zu behandelnden Geschäftsgruppen festgelegt sowie die Redezeit vereinbart
wurden.
Für die Generaldebatte hat der Erstredner jeder Fraktion eine maximale
Redezeit von 25 Minuten. Den nachfolgenden Rednern steht eine maximale Redezeit
von 20 Minuten zur Verfügung. Die Redezeit für die Spezialdebatte beträgt für
die Erstredner jeder Fraktion maximal 25 Minuten, für jede weitere Wortmeldung
wurden maximal 15 Minuten vereinbart. – Ich betone das Wort maximal
deshalb, weil wir in der Fraktionskonferenz auch besprochen haben, dass diese
Zeit nicht unbedingt ausgenützt werden muss.
Ich eröffne die Debatte über die Postnummern 1 und 2 der Tagesordnung.
Als erster Redner ist Herr GR DDr Schock zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm
dieses.
GR DDr Eduard Schock (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Meine Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Da kommt eine Finanzstadträtin heraus und spricht zehn Minuten über die
Wirtschaftsförderung mit lauter Floskeln und Worthülsen wie etwa
„Jahrhundertwerk“, „Innovationsspitze“ und so weiter und erwähnt den Begriff
„Klein- und Mittelbetriebe“ sieben oder acht Mal.
Schaut man sich dann das Budget an, dann sieht man: Heuer sind 52
Millionen EUR für die Wirtschaftsförderung budgetiert, und im nächsten
Jahr werden es 40 Millionen EUR, also um 12 Millionen EUR
weniger sein. Diese 12 Millionen EUR an Förderung würden tatsächlich
den Klein- und Mittelbetrieben zugute kommen, meine Damen und Herren, aber Sie
bejubeln diese Kürzung auch noch!
Frau Stadträtin! Ich meine, es ist der falsche Weg, mitten in einer
Wirtschaftskrise vor allem die Wirtschaftsförderung zu kürzen. Reden Sie nicht
nur, handeln Sie auch und tun Sie etwas für die Wiener Wirtschaft! (Beifall
bei der FPÖ.)
Die Frau Stadträtin hat auch nicht erwähnt, wer dieses Budget bezahlt,
nämlich die Steuerzahler. Bei den Bädertarifen sind es plus 17 Prozent,
beim Strom plus 20 Prozent, bei den Fahrscheinen plus 20 Prozent,
beim Parkpickerl plus 29 Prozent, beim Müll plus 27 Prozent, beim Gas
plus 29 Prozent, beim Kanal plus 35 Prozent und beim Kurzparken plus
50 Prozent.
Meine Damen und Herren! Sie belasten einen durchschnittlichen Haushalt
in Wien mit zusätzlich 90 EUR pro Monat, und die Menschen spüren das!
Schauen wir uns auch an, wie es in diesem Zusammenhang mit Ihren
Wahlversprechen ausschaut. Da sollten wir nicht vergessen, dass der
Bürgermeister noch im Vorjahr das Wahlversprechen gegeben hat, die Strom- und
Gaspreise nicht zu erhöhen, und zwar hat er dieses Versprechen genau am
28. Mai gegeben, nur zwei Wochen vor der Wahl. Gleich nach der Wahl war
dieses Versprechen, wie Sie sich erinnern werden, plötzlich jedoch überhaupt
nichts mehr wert! Da sind die Strompreise und die Gaspreise erhöht worden.
Und es war auch interessant, dass Wien Energie dann nicht versucht hat,
die Kunden in einem liberalisierten Markt trotzdem etwa durch mehr Kundendienst
zu halten. Nein! Man hat mit blanken Drohungen agiert, auch daran werden Sie
alle sich noch erinnern. Es kam ein Brief an alle Haushalte mit dem schönen
schwarzen Kasten, in dem Wien Energie gedroht hat, den Menschen mitten im
Winter, im Jänner, den Strom und das Gas abzudrehen. Das heißt, die SPÖ macht
den Menschen Angst. Man greift sogar im wirtschaftlichen Bereich zur
Einschüchterung.
Auch darum, meine Damen und Herren, sind neue Mehrheiten so notwendig
und ist ein Wechsel in Wien notwendig. Es wäre die erste Aufgabe eines neuen
Bürgermeisters, diese Gewinne der Wiener Stadtwerke – und es waren zuletzt
immer noch 80 Millionen EUR – an die Kunden und Steuerzahler
weiterzugeben.
Meine Damen und Herren! Ein freiheitlicher Bürgermeister würde die
Strompreise um 10 Prozent und die Gaspreise um 20 Prozent senken und
vor allem endlich diese Einschüchterung der Menschen in Wien beenden! (Beifall
bei der FPÖ. – GR Mag Thomas Reindl: Ich möchte sagen: Da spricht das
Traummännlein!)
Aber es sind viele Reformen liegen geblieben, eine Verwaltungsreform
beziehungsweise die Einführung von Doppik anstelle der Kameralistik.
Außerdem nenne ich die Wiener Stadtwerke neu. Es gibt hier jedenfalls
ein umfangreiches Arbeitsprogramm. Wir haben lange vorgeschlagen, einen
kommunalen Komplettanbieter für Strom und Gas, aber auch für Fernwärme, Wasser
und Kanal mit allen Synergieeffekten zu schaffen.
Was braucht Wien noch? – Es braucht eine Einkommensobergrenze im
stadtnahen Bereich. Es kann ja nicht sein, dass es eine Einkommenspyramide
gibt, die aber in den Betrieben der Stadt überhaupt nicht gilt!
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