Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 122
setzen. Und ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass Kopenhagen sich
zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von 15 Jahren ab jetzt eine CO2-neutrale
Stadt zu sein mit einer Strategie, die im Übrigen von jedem Einzelnen von Ihnen
eingesehen werden kann, weil sie im Internet veröffentlicht worden ist, und die
sich wirklich auch sehen lassen kann. Kopenhagen ist eine Stadt, die zwar einen
hervorragenden Anteil hat, was zum Beispiel den Radverkehr betrifft, wo man
aber sagt, es reicht nicht. Deshalb bauen sie dort die Radwege massiv aus, weil
sie nämlich nicht möchten, dass ein Radweg in beide Richtungen genutzt wird,
sondern sie haben sich zum Ziel gesetzt, auf jeder Seite der Fahrbahn je einen
Radweg zu haben, der tatsächlich auch nur in eine Richtung befahren wird, damit
der Radverkehr beschleunigt wird und noch attraktiver gemacht wird. Es ist eine
Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von 15 Jahren ab jetzt ihren
Strombedarf aus erneuerbaren Energieträgern abzudecken. Es ist eine Stadt, die
sich sehr viel vorgenommen hat und die im Übrigen hinsichtlich ihrer Bevölkerungsgröße
ja durchaus auch mit Wien vergleichbar ist, nicht jedoch hinsichtlich ihrer
Budgetzahlen, muss man dazusagen, denn die Stadt war ja schon vor einigen
Jahren mit sehr, sehr, sehr großen finanziellen Schwierigkeiten und Engpässen
konfrontiert, und so gesehen sind wir finanziell viel, viel, viel besser dran
als beispielsweise Kopenhagen.
Ich verstehe nicht, wieso. Was hält uns davon ab, uns genauso ein Ziel
zu setzen und zu sagen, ja, wir möchten investieren, wir möchten sinnvoll
investieren? (Beifall bei den Grünen.)
Wir möchten in unsere Wirtschaft so
investieren, dass wir innerhalb von 20 Jahren erreichen, dass alle unsere
Gebäude bestens wärmegedämmt sind und so saniert sind, dass wir unseren Heizungsbedarf
auf ein Minimum reduzieren, vielleicht sogar gegen null in vielen, vielen
Fällen.
Ja, wir möchten investieren, wir möchten so
investieren, dass wir auf jedem Dach, wo es sinnvoll und bautechnisch möglich
ist, Solaranlagen haben.
Ja, wir möchten investieren, wir möchten so
in den öffentlichen Verkehr investieren, dass auch in Wien viel mehr Menschen
mit dem Rad fahren.
Und sogar eines noch: Wir möchten den
mutigen Weg gehen und die Tarife der Wiener Linien nicht verteuern, sondern
drastisch vergünstigen. Bitte, die SPÖ hat ja in der Debatte der letzten Tage
im Zusammenhang mit einer Volksbefragung vorgeschlagen, unter anderem zu
fragen, ob die Öffis nicht gratis zur Verfügung stehen sollten für alle
Wienerinnen und Wiener. Das ist eine gute Idee, aber ich möchte bescheidener
sein, ich möchte einmal vorschlagen: Lasst uns die Tarife halbieren, lasst uns
eine Tarifreform durchführen, mit der es möglich ist, den ganzen Tag um
1 EUR zu fahren, wo eine Monatskarte 10 EUR, eine Jahreskarte
100 EUR kostet. Ja, das wäre ein Motiv, das wäre auch ein starkes
finanzielles Motiv für viele Wienerinnen und Wiener, das Auto zu Hause zu
lassen und auf die Öffis umzusteigen.
Und weil wir schon von der Entlastung der
mittleren Einkommen sprechen, so kann ich sagen, eine solche Tarifreform würde
eine Entlastung für junge Familien mit sich bringen, sie würde aber auch eine
sinnvolle, moderne verkehrspolitische Maßnahme darstellen und auch eine
Klimaschutzmaßnahme, die die Stadt dringend braucht.
Ja, meine Damen und Herren, einmal mehr:
Wenn wir investieren, dann sollten wir es so tun, dass wir uns sicher sind,
dass diese Investitionen nicht nur hier und heute erfolgen, sondern im Rahmen
einer Langzeitperspektive auch mit sich bringen, dass die Stadt die Nase vorne
hat: die Nase vorne hat in moderner Verkehrspolitik, die Nase vorne hat im
Klimaschutz, die Nase vorne hat auch bei der Entlastung mittlerer Einkommen und
junger Familien.
Und wenn wir schon dabei sind, über
Maßnahmen zu diskutieren, die tatsächlich eine massive Entlastung für mittlere
Einkommen mit sich bringen würden, so möchte ich einmal mehr einen Appell an
alle in diesem Haus vertretenen Fraktionen richten: Runter mit den Mieten! Es
kann nicht sein, dass wir tatenlos zusehen, wie in einem Jahr der Wirtschaftskrise und der kaum
vorhandenen Inflation die Mieten um 6 Prozent hinaufgehen. Sie wissen und
ich weiß es auch, dass schuld daran ein äußerst intransparentes und schlecht
gemachtes Mietrecht ist. Leider haben wir nicht die Möglichkeit, in diesem Haus
dieses Mietrecht zu reparieren, aber wir können eines tun: Wir können uns an
den Bund wenden und können dringend und bitte hoffentlich einstimmig
einfordern, dass dieses Mietrecht endlich korrigiert wird.
Zu diesem Zweck bringe ich auch einen Antrag ein und hoffe sehr auf
breiteste Unterstützung, der zum Ziel hat, zum einen dieses intransparente
Richtwertsystem so zu korrigieren, dass es eine Obergrenze gibt im Zusammenhang
mit den Richtwerten, sodass es auch für die Mieterinnen und Mieter leichter
überprüfbar ist, wie sich ihre Miete zusammensetzt und ob ihre Höhe tatsächlich
gerechtfertigt ist oder nicht, und der zweitens auch zum Ziel hat, die
Befristungen so in den Griff zu bekommen, dass die Mieterinnen und Mieter auch
etwas davon haben. Denn die dreijährigen Befristungen, so wie sie derzeit
funktionieren, bringen auch noch mit sich, dass neben den intransparent hohen
Kosten für die Mieten auch ständig Kosten für insbesondere junge Familien
anfallen, die ständig umziehen müssen, die wieder neue Provisionen zahlen
müssen, die wieder drei Monatsmieten Kaution hinterlegen müssen und die
meistens nach jedem Umzug mit noch mehr und noch höheren Mietkosten zu kämpfen
haben.
Runter mit den Mieten, meine Damen und Herren! Ich bringe den Antrag im
Namen der Grünen ein und baue auf
Ihre einstimmige Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte in der verbleibenden Zeit auf das Schulsystem zu sprechen
kommen, auf das Schulsystem in der Stadt Wien, in der, wie wir wissen, nahezu
50 Prozent der Kinder, die derzeit mit der Volksschule beginnen, eine
andere Muttersprache haben als Deutsch.
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