Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 122
nicht fragen, ob wir das machen oder nicht, weil wir es doch alle
wollen.
Dasselbe gilt für das Hausbesorger- und Hausbesorgerinnengesetz. Auch
hier ist es so, dass eine breite Mehrheit der in diesem Hause vertretenen
Fraktionen sich dafür ausspricht, dass es wieder die Möglichkeit gibt,
Hausbesorgerinnen und Hausbesorger einzuführen. Und, ja, wir wissen, dass
beispielsweise unter GemeindebaubewohnerInnen dieses Bedürfnis ebenfalls immer
wieder artikuliert wird. Wir sagen, der Bundesgesetzgeber hat endlich dafür zu
sorgen, dass rechtlich wieder Rahmenbedingungen für HausbesorgerInnen auf
Bundesebene geschaffen werden. In Wien hält uns in der Zwischenzeit niemand
davon ab, dort, wo Hausgemeinschaften im Gemeindebau sich wieder eine
Hausbesorgerin oder einen Hausbesorger wünschen, es auch tatsächlich zu
ermöglichen. Man kann ja im Rahmen von Wiener Wohnen Anstellungsverhältnisse
schaffen und Menschen beschäftigen, die entweder im Haus wohnen oder zumindest
bestimmte Zeiten haben, wo sie innerhalb des Hauses, des Baues anzutreffen sind
und als AnsprechpartnerInnen für die Bewohnerinnen und Bewohner fungieren.
Ich bringe hier ebenfalls einen entsprechenden Antrag ein und gehe
davon aus, dass auch dieser unterstützt wird, weil ich nicht erkennen kann,
welcher Grund Sie davon abhalten kann, einen Antrag zu unterstützen, wo wir an
den Bundesgesetzgeber appellieren, die Rahmenbedingungen für HausbesorgerInnen
zu modernisieren und auch so zu schaffen, dass man sich das bitte auch
aussuchen kann innerhalb einer Hausgemeinschaft, ob man denn einen wünscht oder
nicht. Auch hier sage ich: Machen wir das doch! Wozu fragen? Wozu eine Frage
stellen?
Es gibt viele Fragen, meine Damen und Herren, die es lohnt, zu fragen,
es gibt viele Fragen, die die Wiener Bevölkerung gerne beantworten möchte. Ja,
lasst uns fragen, wie man runtergehen kann mit den Mieten. Ja, lasst uns
fragen, wie man es schaffen kann, dass unsere Schulen Spitzenschulen werden und
nicht teilweise Schlusslicht sind unter den reichen Ländern Europas. Ja, lasst
uns fragen, ob die Wienerinnen und Wiener kostenlose Öffis möchten oder
zumindest eine Tarifreform, wie sie die Wiener Grünen vorschlagen, die bedeuten würde, dass die Preise
halbiert werden. Ja, lasst uns fragen, ob wir Klimahauptstadt Europas werden
möchten. Lasst uns Dinge fragen, die Substanz haben und keine „No-na-Fragen“
über Dinge, die wir hier und heute umsetzen können, wenn der Wille dafür vorhanden
ist. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Im Übrigen: Wir werden dem Budget aus diesen Gründen auch heuer nicht
die grüne Zustimmung geben. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
In der Einleitung haben Sie, Frau Vizebürgermeisterin, davon gesprochen,
dass dieser Voranschlag für das Jahr 2010 der Voranschlag für ein bedeutendes
Jahr ist – das ist richtig –, für ein entscheidendes Jahr und dass die
Wirtschaft fragil ist. Soweit folgen wir dem, was Sie gesagt haben. Nur, wo
sind die Antworten, die wir nach dieser Einleitung erwartet haben?
Tatsächlich ist dieses Budget nichts anderes als ein Fortschreiben –
und in manchen Bereichen nicht einmal dieses – der bisherigen Situation. Es
wird nicht mehr für KMUs ausgegeben, und es ist ein Budget, das wieder davon
ausgeht, dass die Gebühren höher werden. Wo sind die Prioritäten für
Investitionen? Wo wird ernstlich in die Zukunft investiert? Meine sehr geehrten
Damen und Herren, das fehlt.
Ein Zweites, meine sehr geehrte Damen und Herren: Wir haben gehört,
dass Europa aus den Fehlern des Jahres 1929 und der Wirtschaftskrise gelernt
hat. Das ist gut so. Wir haben davon gehört, dass hier antizyklisch vorgegangen
werden sollte, und ich frage mich: Wo ist die mittelfristige Planung, damit wir
nicht die Fehler der Kreisky'schen Jahre aus den 70er Jahren wiederholen und in
das wirtschaftliche Desaster der 80er Jahre hineinstolpern? (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich hoffe ... (Zwischenruf von GR Kurt Wagner.) Lesen
Sie ein bissel was über Ökonomie! Das täte Ihnen auch ganz gut. Man lernt
etwas, und man hätte eigentlich eine Verantwortung für die Bevölkerung dieser
Stadt. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Was verstehen Sie darunter?) Ja, verstehen muss
man es. Ich glaube, wir sollten uns auch sehr ernsthaft mit den Fragen
beschäftigen, und ich muss sagen, in den Ausführungen von der Frau
Vizebürgermeisterin habe ich das vermisst, gerade wenn es um den
Finanzausgleich geht.
Der Finanzausgleich ist einer, der für Wien ein sehr guter gewesen ist,
und immer zu sagen, das Schlechte ist der Bund und das Gute ist das in Wien,
das stimmt einfach nicht. Die Zeit dieser alten Töne, die man gehört hat, als
es keine Regierungsbeteiligung der SPÖ gegeben hat, die ist vorbei. Vielleicht
sollten Sie sich umstellen.
Genau das Gleiche gilt auch für den Bereich von Wissenschaft und
Forschung, meine sehr geehrten Damen und Herren. Man gewinnt den Eindruck, dass
es irgendwie einen Versuch oder vielleicht eine Kampagne gegeben hat, um gegen
Wissenschaftsminister Hahn immer wieder Attacken zu reiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Schauen wir
uns die Zahlen wirklich an. Was tut die Stadt Wien so Großartiges für
Wissenschaft und Forschung, und was tut der Bund? Wenn man sich die Zahlen
anschaut, ist das gar nicht so großartig, was Wien tut. Ingesamt gibt Wien
10 Millionen EUR aus. Wenn man den Anteil vergleicht, dann gibt Wien
3,13 Prozent seiner öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung
aus, Niederösterreich ohne Universitäten, das heißt, dass es ja schwieriger
ist, hier etwas zu investieren, 3,33 Prozent und das
Universitätsbundesland Tirol, beispielsweise, 6 Prozent. Wo ist wirklich
hier die Investition von Wien im Bereich
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