Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 122
Wissenschaft und Forschung, meine Damen und Herren? Es sind einfach nur
entsprechende Sprechblasen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Und auch was diese immer wieder erhobenen Vorwürfe gegen
Wissenschaftsminister Hahn betrifft. Ich weiß nicht, irgendwo ist
verlorengegangen, dass es seit drei Jahren einen Bundeskanzler der SPÖ gibt,
der in keiner Weise, egal, ob er Gusenbauer oder Faymann geheißen hat,
irgendetwas getan hat, um dem Wissenschaftsminister behilflich zu sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bundeskanzler der SPÖ haben
nicht geholfen, wenn es um die Rahmenbedingungen der Universitäten geht,
sondern haben in dieser berühmten Nacht im September 2008 dem
Wissenschaftsbudget einen unheimlichen Rucksack umgegurtet, unter dem dieses
leidet. Aber es sind auch andere Fragen, die hier eine Rolle spielen. Warum ist
der Wissenschaftsminister beispielsweise nicht mehr unterstützt worden? Er hat
viel mehr getan, als überhaupt von Seiten der Rahmenbedingungen für ihn
vorgesehen gewesen wäre. Er hat am 30. Oktober dieses Jahres einen
Dreischrittplan mit 34 Millionen EUR aus der Portokasse entsprechend
bezahlt und sie in andere Bereiche gegeben, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Und wo haben Bundeskanzler Faymann oder Bundeskanzler Gusenbauer irgendeinen
Beitrag geleistet, damit sie mehr Budget bekommen, meine sehr geehrten Damen
und Herren? Das ist eine Doppelbödigkeit, und die SPÖ hat offensichtlich den
alten Posthornton irgendwo einfrieren lassen. Das ist die Realität. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich frage mich auch, was die Stadt wirklich so Großartiges im Bereich
Arbeitsplätze getan hat, wie wir es aus den ersten Worten der Frau
Vizebürgermeisterin entnommen haben. Wenn man etwa die Situation der
Entwicklung der Arbeitsplätze vergleicht – ich habe mir die Zahlen jetzt gerade
während der Rede so angeschaut – und hinsichtlich der Arbeitsplätze von einem
Faktor 100 im Jahr 1997 ausgeht, dann liegt Oberösterreich im Jahr 2008 bei
117,6. Wie schaut die Situation in Wien aus? Auch Ausgangslage 1997 mit 100 und
2008 lediglich 103,2. Was ist in dieser Zeit tatsächlich geschehen, was hat
Wien tatsächlich in Richtung Arbeitsplätze getan, was hat Wien in den letzten
Jahren hinsichtlich Arbeitsplätzen getan? Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es gibt nichts Unsozialeres, als dass man sich nicht um die Arbeitsplätze in
dieser Stadt kümmert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn Sie die Zahlen dieses
Budgets ansehen, dann stehen sie im Zeichen eines roten Minus: 800 Millionen
EUR Defizit. Wenn man noch den Schuldenstand von 2010 hernimmt, dann sind es
über 2,2 Milliarden EUR. Und wo ist die mittelfristige Planung, die
hier notwendig wäre? Wo ist jene Planung, die in Richtung antizyklischer
Ausgleich geht, meine sehr geehrten Damen und Herren? Die Finanz- und
Wirtschaftskrise hat Wien voll getroffen, und nun braucht es eine aktive
Wirtschafts- und Finanzpolitik und nicht ein weiter Fortwurschteln, wie wir es
bei diesem Budget erleben.
Wir brauchen Perspektiven. Wir brauchen Perspektiven für diese Stadt,
wir brauchen Perspektiven in Richtung Arbeitsplätze, wir brauchen mehr als nur
Brot und Spiele, wie wir das in dieser Stadt durch den Bürgermeister hier
erleben.
Mehr sehr geehrten Damen und Herren! Schauen wir uns die Wirtschafts-
und Auftragslage der Wiener Unternehmen an! Wir brauchen eine Finanzpolitik der
Wirtschaftlichkeit, der Wirtschaftsfreundlichkeit, eines
wirtschaftsfreundlichen Klimas und der Wertschöpfung. Das vermissen wir bei
diesem Budget, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir brauchen Arbeit, denn Arbeit schafft Lebensqualität. Der Rahmen
hiefür müsste durch dieses Budget gegeben werden. Wir sehen, dass Wien – und
ich habe vorhin darauf hingewiesen – im Bundesländervergleich, sowohl was die
Arbeitslosenrate als auch das Wirtschaftswachstum betrifft, seit Jahren
zurückbleibt. Gerade in der Wirtschaftskrise merkt man das umso mehr, obwohl
Wien gar nicht mehr so viel Industriearbeitsplätze hat wie andere Bundesländer
in Österreich.
Wir brauchen eine mittelfristige Budgetplanung, aber, meine sehr geehrten
Damen und Herren, wie schaut es denn aus für die Jahre 2011 bis 2013? Wie
schaut es aus, wenn dieser Finanzausgleich abläuft, meine sehr geehrten Damen
und Herren? Das sind viele, viele Fragen, und wo sind die Antworten?
Der Bürgermeister stellt sich diesen Themen aber gar nicht. Wir hören
von ihm dazu überhaupt nichts. Wozu wir etwas hören, ist, dass er sich nach 15
Jahren im Amt auf einmal mit dem Thema direkte Demokratie befasst. Es wäre
vielleicht interessant, wenn er das eine oder andere hernähme von dem, was sein
Vorgänger Helmut Zilk hinterlassen hat im Forum Stadtverfassung, wo das eine
oder andere drinsteht.
Wir als Wiener Volkspartei waren es in den letzten Jahrzehnten, die
immer für direkte Demokratie eingetreten sind, aber wir sehen das in einem
gesamten Konzept, das notwendig wäre. Gerade in einer Zeit, in der die Gefahr
des Auseinanderfallens zwischen „denen da oben" und „denen da unten",
zwischen einer Bürokratie und der Bevölkerung besteht, wäre es eigentlich
notwendig, dafür Ansätze zu finden, was hinsichtlich einer stärkeren
Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, etwa im Planungsverfahren, eine Rolle
spielen sollte. Gerade die modernen Mittel der Elektronik würden es ja
ermöglichen, dass man die Bürger hier ganz anders einbezieht.
Es ist keine Frage, dass es Themen gibt, über die man auch
Volksbefragungen durchführen kann, nur das, was wir jetzt erlebt haben in den
letzten Tagen, dass die SPÖ „No-na-Fragen“ stellt – ungefähr so, ob im Sommer
die Sonne scheinen oder ob es im Winter manchmal schneien soll oder Ähnliches
–, das ist eigentlich nicht das Verständnis von direkter Demokratie, das wir
uns vorstellen und von dem wir ausgehen, dass wir die Bevölkerung, die
Wienerinnen und Wiener tatsächlich mitnehmen können. (Beifall bei der ÖVP.)
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