Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 122
genug Fragen, die zu stellen wären, etwa über die Einführung einer
gemeinsamen Stadtwache oder die Reform der Wiener Parkraumbewirtschaftung oder
eine Wiener Bildungsreform oder hinsichtlich dessen, wie die Mängel bei
Spitälern und Pflegeheimen beseitigt werden sollten, damit wir tatsächlich auf
jenen modernen Standard kommen, den wir bräuchten, und, und, und.
Mehr sehr geehrten Damen und Herren! Das Mindeste wäre eigentlich, dass
man das gemeinsame Gespräch dazu zwischen den Parteien führt. Es war nicht unsere
Fraktion, es waren die Grünen,
die hier einen Vorschlag gemacht haben betreffend die Einbeziehung auch anderer
Parteien und eines Grünen Tisches, aber das ist einfach so vom Tisch gewischt
worden.
Das, meine Damen und Herren, ist nicht das Verständnis, wie man im Jahr
2009 mit dem Thema direkte Demokratie umgehen sollte. Lesen Sie nach bei dem,
liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, was Helmut Zilk vor fast 20 Jahren
hiezu ausarbeiten hat lassen, auch von Experten. Leider ist es so, dass seit dem
Ausscheiden der Volkspartei aus der Regierung nichts mehr, kein einziger Deut
in Richtung einer Weiterentwicklung der Demokratie und der direkten Demokratie
in dieser Stadt stattgefunden hat. Auch deshalb ist es notwendig, dass diese
Alleinherrschaft der SPÖ demnächst zu Ende gehen muss! (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Um noch einmal zurückzukommen auf
die Situation der Wirtschaft. Wo ist die Joblokomotive Wien angesichts des
geringsten Wirtschaftswachstums? Wo sind die Visionen, die Ideen, meine sehr
geehrten Damen und Herren? Und warum nimmt man sich nicht beispielsweise ein
Vorbild an der Situation anderer Bundesländer, etwa Oberösterreich? Ich habe
schon mehrmals darauf hingewiesen. (GR
Godwin Schuster: Jetzt werden wir schön langsam lustig!) Ich glaube, das
ist nicht eine Frage des Lustigwerdens, sondern es ist eine Frage des Ernstes,
des Ernstes, wie man umgeht mit dem Anliegen, tatsächlich die
Wirtschaftssituation weiterzubringen und die Arbeitsmarktsituation zu verbessern.
(GR Godwin Schuster: Sind Sie der Experte
der ÖVP?) Beschäftigungszuwachs, Wirtschaftswachstum müssten in Zukunft
wieder im Vordergrund stehen. Gerade in der Krise sind wir hier entsprechend
gefordert.
Bgm Häupl hat vor 15 Jahren bei seiner Antrittsrede die
Vollbeschäftigung als erklärtes Ziel verkündet. Bgm Häupl hat gesagt: „Sie
werden verstehen, dass es auch für mich als Sozialdemokrat in der
wirtschaftlichen Entwicklung in allererster Linie darum geht, die
Vollbeschäftigung in unserer Stadt zu sichern.“
Was ist daraus geworden 15 Jahre später? 15 Jahre später können
wir feststellen, dass Wien mit Abstand – und zwar seit Jahren! – die
schlechteste Situation am Arbeitsmarkt hat und auch die schlimmste Situation,
was die Wirtschaftsentwicklung generell betrifft.
Mehr sehr geehrten Damen und Herren! Was geschieht hier? Was geschieht
bei diesem Budget? Was ist in diesem Jahr geschehen, was ist in den letzten
Jahren geschehen? Es gibt eine Fülle von Versäumnissen, ob das jetzt der
Prater-Vorplatz ist, das Konjunkturpaket, Michael Jackson und Ähnliches. Was
ist hier wirklich geschehen? Hier vermissen wir die Linie, hier vermissen wir
die Ideen, die eigentlich notwendig wären, damit es in dieser Stadt aufwärts
geht. (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist davon die Rede gewesen, dass für den Mittelstand etwas
geschieht. Viel war nicht drinnen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
bräuchten weitaus mehr Motivation für die Leistungsträger, und es geht auch
darum, dass die, die etwas einbringen in das System, entsprechend motiviert
werden. Das vermissen wir, das sehen wir auch hier wieder, dass das nicht der
Fall ist.
Stattdessen haben wir es immer mit Gebühren zu tun und mit der
Situation, wie etwa die Stadt mit ihren Wirtschaftsbetrieben umgeht. Man hat
den Eindruck, ein wesentlicher Faktor ist, dass man hier entsprechende
Mega-Sponsoring-Möglichkeiten hat, dass Wien Energie seine Gelder in alles
mögliche Sponsoring gibt, aber wo ist der Nutzen für die Wienerinnen und
Wiener, wo ist der Nutzen für diejenigen, die jetzt die entsprechende Energie
beziehen? Da fehlt es, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da verlangen
wir nach neuen Antworten.
Wie gesagt, das Notwendigste wäre eine effiziente, leistungsfähige und
schlanke Verwaltung und nicht höhere Gebühren. Was wir uns vorstellen könnten –
und dazu haben wir heute in den rund 50 Minuten, die die Frau
Vizebürgermeisterin gesprochen hat, viel zu wenig gehört –, was die
Wirtschaftsregion Wien gerade in der Wirtschaftskrise betrifft. Es geht um eine
Wirtschaftsregion, die sich über vier Mitgliedsländer der Europäischen Union
erstreckt. Sie ist übrigens die einzige in Europa, die wirtschaftlich so stark
ist und über die Grenzen des Eisernen Vorhangs hinausgeht, nur haben wir den
Eindruck, alle anderen haben weit mehr Interesse daran als Wien, ob das jetzt
Niederösterreich betrifft oder ob das jetzt die Slowakei oder Ungarn betrifft.
Wie schaut es aus mit einem Ausbau des CAT nach Bratislava, eine
Förderung der Erhöhung des Taktes des Wiener Twin City Liners, einem Ausbau der
Infrastruktur im Norden und Osten? Wie schaut es mit weiteren
Infrastrukturprojekten gerade für den Wiener Hafen aus?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hier gäbe es
vieles, was wir diskutieren sollten, was von uns hier eingebracht wird, beispielsweise
die Breitspur bis nach Wien. Das ist ein interessantes Projekt, über das wir ja
im Sommer lesen konnten. Wo sind hier die Initiativen Wiens, dass hier der
Anschluss an das russische Breitspursystem geschaffen wird? Das ist auch eine
ökologische Frage, weil wir damit einen Beitrag dazu leisten könnten, dass der
Transitverkehr stärker auf die Schiene verlagert wird. Wo sind hier die
Ansätze? Wir vermissen Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Godwin Schuster: Jetzt verstehe ich Sie überhaupt nicht mehr!
Da wird das meiste investiert! Ja, merken Sie die Realität nicht?) Diese
Realität merken wir, und wir glauben, dass hier einfach viel mehr von Seiten
Wiens geschehen sollte und dass man nicht nur
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