Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 122
alles auf den Bund schieben, sondern selbst die Dinge in die Hand
nehmen sollte. Das ist die Realität, mit der wir uns auseinandersetzen sollten.
Ich möchte bewusst hier auch ein Thema aufgreifen, weil das so
weggeschoben worden ist, das ist die Frage des Transferkontos. Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wir bräuchten ein solches Transferkonto. Die Stadt
Wien soll alle städtischen Sozialtransferleistungen aufschlüsseln und mit den
Bundesleistungen koordinieren. Gefragt ist aber nicht nur eine enge Kooperation
mit dem Bund, es geht auch um eine Bündelung der Sozialtransferleistungen, es
geht um eine Einsicht in die entsprechenden Leistungen. Das Ziel ist die
Gewinnung einer Übersicht und gegebenenfalls eine Reform des
Sozialtransfersystems, das derzeit an einer extremen Unübersichtlichkeit
leidet, meine sehr geehrten Damen und Herren. (GR Godwin Schuster: Die ÖVP
im Bund verlangt ganz etwas anderes!)
Das heißt, es geht darum, dass wir die fehlende Transparenz beseitigen,
denn die fehlende Transparenz ist der Nährboden für eine Neiddebatte, und
gerade die brauchen wir nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich darf
daher gemeinsam mit meinem Kollegen Fritz Aichinger einen Antrag betreffend
Transferkonto hier einbringen. (Beifall bei der ÖVP.)
In diesem Antrag werden Bgm Häupl und die zuständigen amtsführenden
Stadträtinnen und Stadträte aufgefordert, in Kooperation mit der
Bundesregierung alle notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen für die Einführung
eines Transferkontos für Transferleistung zu unternehmen. - In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Uns geht es darum, dass in diese
Wiener Wirtschaft ein Schwung hineinkommt, aber ich möchte auch nicht
verhehlen, dass gerade, was das Zusammenleben in dieser Stadt betrifft, auch
andere Fragen eine wesentliche Rolle spielen. Ich möchte zum Schluss nur ganz
kurz auf ein Thema eingehen, das zu Recht in den letzten Tagen intensiv
diskutiert worden ist, nämlich die Frage des Anbringens von Kreuzen in
Klassenzimmern. Ich möchte daher folgenden Beschlussantrag hier einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat unterstützt die Bundesregierung beziehungsweise
den Bundeskanzler und die jeweils zuständigen Mitglieder der Bundesregierung in
ihren Bemühungen, weiter dahin gehend zu wirken, dass die Präsenz von
religiösen Symbolen im öffentlichen Raum, in öffentlichen Räumlichkeiten auch
in Zukunft möglich ist und das Anbringen von Kreuzen in Schulklassen mit einer
Mehrheit von SchülerInnen, die einer christlichen Konfession angehören, in
Übereinstimmung mit der österreichischen Verfassungsordnung und den
völkerrechtlichen Verpflichtungen gesichert ist.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hier geht es um mehr, hier geht
es um unsere Kultur. Es ist ein Antrag, der eine breite Mehrheit im Nationalrat
gefunden hat. Wien hat etliche Schulen, Wien hat etliche Kranken- und
Pflegeeinrichtungen, und ich glaube, es geht hier darum, dass wir in dieser
Stadt eine Situation des guten Zusammenlebens haben. In dieser Hinsicht ersuche
ich um Zustimmung. Wir verlangen die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was dieses Budget betrifft, so
steht es, wenn man so will, für 15 Jahre Bgm Häupl, und was ist in diesen 15
Jahren wirklich weitergegangen? Wir sehen, dass Wien die mit Abstand höchste
Arbeitslosenrate hat. (GR Franz Ekkamp: Nein, das stimmt nicht!) Natürlich haben wir die. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Franz
Ekkamp.) Das ist falsch. Wir haben im Moment zwar das Glück, dass wir zu
wenig Industrie in Wien haben, sodass sie nicht in dem Ausmaß wächst wie in
anderen Bereichen, aber wir wissen, dass es in Wien, wenn die Wirtschaftslage
wieder besser wird, auch länger dauern wird, und das ist etwas, was besonders
bedauerlich ist.
Das heißt, wir stellen fest, dass es ein Budget ist, wo eher ungeordnet
geschaut wird, das Geld auszugeben, aber wo es eine längerfristige Planung
überhaupt nicht gibt, eine langfristige Planung, die notwendig ist, eine
langfristige Planung, die dazu notwendig ist, damit in dieser Stadt wirklich
etwas weitergeht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir können einem solchen Budget
nicht zustimmen. Dieses Budget ist ein gutes Zeichen dafür, dass eine absolute
Mehrheit der SPÖ in dieser Stadt das Schlechteste für die Wienerinnen und
Wiener ist, was es geben kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Lindenmayr. Ich erteile es ihm.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Wir haben heute schon an den Ausführungen unserer
Frau Vizebürgermeisterin gehört: Wir Wiener Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten haben die richtigen Antworten auf die Herausforderungen der
Zeit, und das beweist unser Budgetvoranschlag für das Jahr 2010. Auch wenn die
Opposition völlig unsachliche Bemerkungen macht, kann das nicht darüber
hinwegtäuschen. Die Opposition hat auch heute wieder zumindest bei den ersten
drei Wortmeldungen keine sachlichen und keine vernünftigen Beiträge geliefert.
Unsere Stadtregierung bewältigt die Auswirkungen der schweren Wirtschaftskrise
weitaus besser als viele, viele andere Städte und weitaus besser als andere
Bundesländer. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hier in
dieser Stadt – und das muss man immer wieder betonen – haben diese Krise nicht
verursacht. In Wien – auch wenn mein Vorredner anderes behauptet hat – ist die
Arbeitslosigkeit in den vergangenen 14 Monaten weitaus geringer gestiegen als
in den übrigen Bundesländern und in den anderen Städten. Wir haben nämlich
rechtzeitig vorgesorgt, und zwar bereits im 4. Quartal 2008, als die
ersten Krisenanzeichen erkennbar gewesen sind. Vor allem haben wir im
kompletten heurigen Jahr vorgesorgt, und wir werden mit diesem Budget für das
Jahr 2010
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