Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 122
wenig Lohn erhält, dass sie um Sozialhilfe
ansuchen muss, nicht die Ausgleichszulagenbezieherin, nicht der Dreher an der
Werkbank, nicht die Kanzleibedienstete, nicht der kleine Gewerbetreibende ums
Eck, der ums geschäftliche Überleben kämpft, haben an jenen Schrauben gedreht,
die die Finanz und in weiterer Folge die Weltwirtschaft ins Desaster gestoßen
und die Armut erhöht haben. Die waren es nicht. Im Gegensatz zu den kalten
Gewinnmaximierern, Turbokapitalisten und Tafelsilberverscherblern von Blau und
Schwarz sagen wir, der Wirtschaft kann es nur dann gut gehen, wenn es den
Menschen gut geht. (Beifall bei der SPÖ.)
Manche reden über Sozialpolitik, sprechen über
Transferkonten und meinen damit nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, nämlich
die Ärmeren. Wir müssen aber vor allem auch jene in die Diskussion einbeziehen,
die die großen Gewinner des Zockens ohne Grenzen gewesen sind und die dafür
schon wieder einen neuen Anlauf nehmen. Es ist nicht nachvollziehbar, wie die
Auflistung der Sozialleistungen pro Haushalt mehr Gerechtigkeit und mehr
Leistungsbewusstsein bringen soll. Das von der ÖVP vorgeschlagene und von der
FPÖ unterstützte Transferkonto sorgt nicht für mehr Gerechtigkeit, sondern nur
für mehr Verwaltungsaufwand. Die ÖVP führt mehr Transparenz und das Verhindern
von Missbrauch als Argumentation für ein Transferkonto an. Wenn man den
Menschen vorrechnet, wie viel Geld sie bekommen, trägt das noch keinen einzigen
Schritt zu mehr Transparenz bei, denn die Menschen wissen sehr gut, welche
Sozialleistungen sie in Anspruch nehmen, sie müssen ja auch jede einzelne
beantragen. Für jede einzelne Transferleistung, sei das von Bund, Land oder
Gemeinde, gibt es ganz klare Regeln. Weder bekommt man etwas zu Unrecht noch
doppelt oder dreifach. Missbrauch kann schon jetzt bekämpft und hintangehalten
werden. Ein Transferkonto würde daran nichts ändern.
Der Skandal ist nicht bei den so genannten kleinen
Leuten zu suchen, die auf jeden Cent angewiesen sind, sondern bei jenen, die
die von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bereits kassierten Sozialversicherungsbeiträge
nicht abliefern, nämlich den Unternehmen, die Schwarzgelder auf Konten in noch
immer Steueroasen horten, die schon wieder zu spekulieren begonnen haben und
die für die erzielten Gewinne de facto weder Steuern noch einen sonstigen
Beitrag zum Sozialstaat leisten. Transferleistungen sind nicht nur die
Familienbeihilfen, Sozialhilfe oder künftig die Mindestsicherung, sondern
letztendlich auch Förderungen für die Wirtschaft und die Landwirtschaft in
ihren vielfältigsten Formen. Es ist eigentlich sehr beschämend, dass gewisse
Konservative und Ewiggestrige meinen, die Ursache für die steigenden
Staatsdefizite und die Finanzkrise bei den Ärmsten der Armen zu orten und
versuchen, diese gegen die Wohlhabenden auszuspielen. Wir brauchen kein
Transferkonto für die Armen, wir brauchen ein Vermögenskonto der Reichen und
Spekulanten! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme zum
Gesundheitsbereich. Dieser spiegelt auch dieses Selbstverständnis wider. Das
Wiener Gesundheitswesen funktioniert. Das wissen auch jene 20 Prozent der
Patientinnen und Patienten in den Wiener Spitälern, die aus anderen
Bundesländern kommen und sich hier behandeln lassen, weil sie wissen, hier ist
State of the Art, wie es anderswo in der Medizin in ganz Österreich nicht oder
zumindest nicht in der ausreichenden Anzahl vorhanden ist. Auch das kann man
nicht unter den Tisch fallen lassen, wie das die Opposition so gerne tut. Das
künftige Krankenhaus Nord in Floridsdorf ist so ein Beispiel. Das Vorhaben wird
von der Opposition mit allen Mitteln, ohne Rücksicht auf Fakten,
heruntergemacht. Ich kann Ihnen versichern, dieses richtungsweisende Projekt
wird unter Berücksichtigung sämtlicher gesetzlicher Auflagen und
Kostentransparenz umgesetzt werden. Das Krankenhaus Nord wird ein Spital nach
modernsten medizinischen und menschlichen Standards. Bei allem
Kostenbewusstsein, das wir selbstverständlich wahrnehmen, werden wir sicher
nicht an der Qualität der medizinischen Versorgung der Menschen in dieser Stadt
sparen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern begnügt sich Wien nicht mit dem
Fortschreiben von Bestehendem, sondern macht sein Gesundheitssystem für die
Zukunft fit und vor allem finanziell leistbar. Wir machen und gestalten,
während andere nur nörgeln!
Wenn Sie mit offenen
Augen durch Wien gehen, sehr geehrte Damen und Herren, werden Sie unschwer
feststellen können - ich komme jetzt zu einem anderen Kapitel -, dass das
Kulturangebot hier besonders breit gestreut ist und praktisch alle Sparten
abdeckt. Auch im Kulturbereich ist nichts von dem, was Sie seit Jahren in
dunklen Wolken zeichnen, eingetreten. Im Gegenteil, die Kultur- und Kunstszene
in Wien lebt in all ihren Ausformungen trotz besonders ökonomisch schwieriger
Rahmenbedingungen und Umfeldbedingungen so bunt, schillernd und vielfältig, wie
nie zuvor. Wien ist und bleibt unter sozialdemokratischer Kulturpolitik weiter
die Kulturmetropole, nicht nur Österreichs, sondern weltweit. In Wien gibt es
keinen Stillstand, kein zurück ins Gestern, sondern ständige Weiterentwicklung
mit Blick in die Zukunft.
Wien fährt gut mit der
Politik der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Das unterstreichen 90
Jahre rotes Wien. Nicht zufällig haben die Wienerinnen und Wiener immer die SPÖ
mit großem Vertrauen ausgestattet. (GR Mag Wolfgang Jung: Das war einmal!) Die
Wienerinnen und Wiener wissen, dass diese Partei gemeinsam mit ihnen die
Probleme löst und gute Lebensumstände schafft. Wir treten für ein friedliches
Zusammenleben aller Bevölkerungsschichten ein, unabhängig von unterschiedlichem
gesellschaftlichen Status und unabhängig von der Herkunft. Viele der in den
letzten Jahrzehnten zugewanderten Neowienerinnen und -wiener leisten einen
wertvollen Beitrag sowohl zur Steigerung der gesamten Wertschöpfung der Stadt
als auch zur kulturellen Bereicherung. Wir betonen und fördern das Gemeinsame,
das Verbindende zwischen den Menschen und nicht das Trennende, nicht das
Gegeneinanderausspielen, Appelle an Separation, Ausgrenzen, das Schüren von
Vorurteilen bis hin zum Rassismus. Das sind keine Beiträge zur Lösung von
Problemen und zum
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