Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 122
Und wenn man dann Vorschläge dazu macht, heißt es
immer „Njet“. Frau Vizebürgermeisterin, Sie haben ja gesagt, wir müssen in der
Krise zusammenstehen. Ja, das müssen wir. Aber dann sind Sie auch so fair und
hören Sie sich gute Vorschläge der Opposition an und seien Sie bereit, auch den
einen oder anderen mit einzubauen, weil es sonst nicht gehen wird. Ich kann
nicht sagen, wir machen miteinander, aber entscheiden tu ich eh alles alleine.
Beim Konjunkturgipfel haben Sie zwar die Sozialpartner eingeladen, aber ich
kann mich nicht erinnern, dass zum Beispiel einer der Klubobleute dabei gewesen
ist. Es wäre fair gewesen, es wäre gut gewesen, auch die politische Seite mit
einzubinden und vielleicht wäre der eine oder andere sinnvolle, konstruktive
Vorschlag für die Stadt, für die Wienerinnen und Wiener, mit dabei gewesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Was ist mit den Eliten, mit den Leistungsträgern?
Haben Sie keine Scham davor, wir brauchen sie, Exzellenzzentren im
Wissenschaftsbereich, im Forschungsbereich und auch Ja zu einer
Risikokapitalbeschaffung.
Und jetzt komme ich auf die Kollegin Vassilakou, denn ich habe es
amüsant gefunden, dass in der Generaldebatte des Budgets der Stadt Wien der
Ausbau der Radwege ein Schwerpunkt war. Das finde ich nett und finde ich
lustig. Ich frage mich nur, wie wir im Winter die Wirtschaftsgüter transportieren
werden? Haben wir dann wie in Asien hinten ein Wagerl dran, wo wir es dann
mitführen? Also seid’s mir nicht böse, aber das ist aus meiner Sicht (Heiterkeit
bei GR Mag Rüdiger Maresch.) kein sinnvoller Umgang mit Wirtschaftsverkehr.
Von unserer Seite ein klares Ja zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, auch
zum Bahnhof, auch wenn dort manche Dinge nicht so laufen, wie sie laufen
sollten. Ja zum Wiener Umfahrungsring und zwar schnell und rasch. Ja auch zum
Flughafen und Ja zum Ausbau der Donauschifffahrt und „Ja“ zur
Breitspuranbindung nach Russland und damit nach China. Das sind Dinge, die
heute Vision sind, aber wir müssen sie machen. (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Na geh!) Wenn wir sie heute nicht machen, werden unsere Kinder
und Kindeskinder daran zugrunde gehen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ja,
aber aus anderen Gründen zugrunde gehen, entschuldigen Sie!) Das Radl muss
man nicht neu erfinden, Kollege Margulies!
Das Beispiel Hamburg, um Ghettoisierungstendenzen entgegenzuwirken, wo
man junge Menschen - und jetzt komme ich wieder zu den Studentinnen und
Studenten - gerade in solchen Gegenden, wo sich dann Szene, Lokale, Geschäfte
entwickeln, mit Unterstützung wohnen lässt. Das kann man in Wien auch probieren
und wenn es ein Pilotversuch ist und da muss man nicht weit fahren, nicht weit
schauen, dann findet man das heute durchaus auch in den modernen Medien in der
Recherche.
Wirtschaftliches Grunddenken, Frau Vizebürgermeisterin! In der
Grundschule zu fördern, was es heißt, einen Betrieb zu führen, wie ein
Wirtschaftskreislauf funktioniert, was ein Umsatz, was ein Gewinn ist, wie
Steuern funktionieren, das wären Dinge, um die jungen Menschen in dieser Stadt
zu fördern und zu fordern. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Lernen müssen aber
sie!) Ist auch gut, warum nicht? Ist auch gut. Das eine schließt ja das
andere nicht aus, aber es gibt nicht nur das eine und das andere nicht.
Und jetzt sage ich Ihnen noch zwei, drei Ideen, die diese Stadt aus meiner
Sicht schon lange machen hätte können und vielleicht wird sie es irgendwann
einmal tun.
Wir haben in dieser Stadt Liegenschaften, vom Wohnbau angefangen über
den Wirtschaftsförderungsfonds, den KAV, die Wiener Linien, die Stadtwerke, die
Holding. Kein Mensch weiß, welche Grundstücke das sind, welche Qualität sie
haben, was man damit in Zukunft machen will. Warum scheuen Sie sich davor,
diese zusammenzuführen, sie zu clustern und zu sagen: Okay, das sind
Grundstücke für Betriebsansiedlungen, das sind Grundstücke nur für den Wohnbau
verbunden mit den modernen Planungsinstrumenten? Wovor fürchten Sie sich? Die
MA 69 macht Liegenschaftsmanagement und trotzdem haben der KAV und die
Wiener Stadtwerke ihre eigenen Grundstücke. Mit welchem Grund? Welche Argumente
gibt es dafür? Ich sehe keine. Was ist mit der Infrastruktur? 2005 ist mit Pomp
und Trara der ehemalige Generaldirektor des ORF mit Glasfaserausbau gekommen.
Was ist passiert? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Wiener Stadtwerke
Glasfaserausbau machen und auch die Holding gemeinsam mit UPC. Konkurrenzieren
wir uns jetzt intern in der Stadt mit den Unternehmen in dem Bereich oder wozu
ist das gut? Ich weiß es nicht.
Was ist mit den ganzen
ausgegliederten Betrieben? Wer hat einen Überblick? Wo ist die politische
Kontrolle? Der Bund hat einen Ausgliederungsbericht gemacht. In Wien haben wir
bis heute keinen.
Und ein Letztes, weil der Tourismus auch immer wieder angesprochen
worden ist. Da ich selber aus einem Tourismusland komme, weiß ich, was Tirol
und auch andere Länder an Förderungen erhalten. Ich weiß auch eines, dass Wien
das, was der Bund bereitstellt, bis heute nicht abgeholt hat. Und ich weiß aber
auch, dass gerade die Betriebe Bedarf danach hätten. (VBgmin Mag Renate
Brauner: Wird das auf der Bundesebene evaluiert?) Ja, das wissen wir und
jetzt sage ich noch etwas dazu, Frau Vizebürgermeisterin: Nachdem wir auch
wissen, dass in Wien viele Lokale gerade auch in Misssituationen sind, wäre es
auch eine Frage, wie man dafür eine Stadthaftung machen kann, um stärker zu
Förderungen zu kommen, zu Krediten, weil die damit oftmals das Problem haben
und das wissen Sie. Wir müssen es nur machen.
Zum Schluss, meine sehr geehrten Damen und Herren der Sozialdemokratie,
ein Satz von Konrad Adenauer, der einmal gesagt hat: „Alles, was die
Sozialisten von Geld verstehen, ist die Tatsache, dass sie es von anderen haben
wollen und das ist zu wenig.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist der
Herr GR Strobl. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
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