Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 122
(Heiterkeit bei GRin Mag Waltraut Antonov.) Welcher Budgetposten steigt
in Krisenzeiten auf ein Niveau, welches noch nie erreicht wurde? Ich bin
überzeugt, Sie erraten es beim ersten Mal, ein Niveau, das noch nie erreicht
wurde? Richtig, die Werbeausgaben der Stadt Wien! Wir befinden uns in einem
Wahljahr. Der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien hat mit knapp 47
und ein paar Zerquetschte Millionen Euro mehr Geld zur Verfügung als jemals
zuvor, um gerade im Wahljahr in Lobpreisungen über die Wiener SPÖ einher zu
fallen und diese auf Werbeplakaten, in Zeitungsinseraten und wo auch immer hoch
zu jubeln, weil es die Wiener und Wienerinnen nicht bemerken.
Na ja, schauen wir mal, ob es was nutzt. Ich glaub’
nicht. Ich glaub’, dass mittlerweile wirklich genug Menschen die Nase voll
haben von dieser Mischung aus Paternalismus und „Ich habe immer recht“. Und es
ist tatsächlich an der Zeit, bei den kommenden Wahlen 2010 insofern die Weichen
anders zu stellen, dass klar gestellt wird, dass Wirtschaftsförderung, und
jetzt komme ich gerne auch auf den Punkt zurück, notwendig ist, aber dass es
entscheidend ist, in welche Richtung wir die Wirtschaft fördern. Und einer
dieser Punkte und ich glaube, es war ein Kollege oder eine Kollegin aus der ÖVP,
die sich über Maria Vassilakou und die Radwege lustig gemacht hat. Der Kollege
Walter war das. (GRin Mag Maria Vassilakou: Sportlich, sportlich! –
Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Er hat gemeint, dass es die größte Sorge der
GRÜNEN ist, für Radwege einzutreten (GRin Mag Maria Vassilakou: Er fährt ja
so oft Rad! - Aufregung bei der ÖVP.) Kollege Walter, als Synonym für eine
andere Art des Wirtschaftens, für nachhaltiges Wirtschaften, als Synonym dafür,
dass es jetzt darum geht, vor allem in umweltfreundliche Wirtschaft zu
investieren, dass es darum geht, die Verkehrsbelastung für ein lebenswertes
Wien auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren durch den Ausbau natürlich auch
von öffentlichen Verkehrsmitteln und, liebe Frau StRin Brauner, nicht nur
U-Bahnen (GR Mag Wolfgang Jung: Taxis.), nein, auch Straßenbahnen, zum
Beispiel. Erinnern Sie sich, wann hat die Stadt Wien die letzte
Straßenbahnlinie neu gebaut? (GR Mag Wolfgang Jung: Am Ring? – Heiterkeit
bei FPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Nicht alles, was eine Schleife ist, ist eine
Linie, um es auf den Punkt zu bringen. (Heiterkeit und Beifall bei den
GRÜNEN.)
Aber man kann den öffentlichen Verkehr auch
günstiger regeln als nur durch ständig neue U-Bahn-Bauten. Jedenfalls ist es
gerade in Wien notwendig, und das wäre ein massiver wirtschaftlicher Impuls und
geht, wie gesagt, über den U-Bahn-Bau hinaus, sinnvolle verkehrspolitische
Maßnahmen zu setzen, die dazu beitragen, dass - und das sage ich jetzt ganz
bewusst – es dann auch für den Wirtschaftsverkehr leichter ist, durch Wien zu
kommen. Und glauben Sie mir, selbst wenn wir immer wieder über City-Maut reden,
es würde sich der Wirtschaftsverkehr wahrscheinlich freuen, wenn sich von A
nach B innerhalb von einer Stunde eine halbe Stunde Zeitersparnis ergibt, weil
das immer noch billiger wäre als die City-Maut. Man muss schon einmal darüber
nachdenken, was zum Beispiel die City-Maut für wirtschaftliche Aspekte haben
kann. Da ist es nicht nur die Frage, was es kostet, sondern was es bringt. Und wenn
dadurch Wien zu einer stauarmen Zone wird, dann ist das nicht nur gut für die
Bevölkerung, sondern selbstverständlich auch für den Wirtschaftsverkehr. In
diesem Sinne ein weiteres Argument, das für die City-Maut spricht.
Letzter Punkt noch, wo ich glaube, dass eine
Parallelität, ohne das jetzt wirklich aufrollen zu wollen, zum Skylink-Skandal
durchaus sinnvoll erscheint, weil das, was man aus Skylink lernt, ist: Nicht
alle Summen, die ausgegeben werden, beleben auch die Wirtschaft. Weil wenn man
das Doppelte dafür zahlt, als was es tatsächlich wert ist, dann fließt in der
Regel das Geld in die Taschen einiger weniger, aber belebt nicht wirklich die
Wirtschaft. Und genau da sollte man auch in Wien, glaube ich, und das zeigen
die verschiedensten Kontrollamtsberichte immer wieder, das Geld, die
vorhandenen budgetären Mittel sinnvoller nutzen. Wir müssen gemeinsam und ich
hoffe, dass das ein gemeinsames Ziel ist, daran arbeiten, dass es insbesondere
bei der Vergabe von größeren Projekten nicht zu Kostenexplosionen kommt, denen
keine Leistungssteigerung gegenüber steht, dass diese in Hinkunft transparenter
abgewickelt werden und dass somit die zur Verfügung stehenden finanziellen
Mittel auch sinnvoller eingesetzt werden. Gerade im Bereich der Wirtschaftspolitik
ist mir das ein ganz besonderes Anliegen.
Und jetzt erlaube ich mir eine letzte Bemerkung zum
Kollegen Strobl: Es ist nicht Kaffeesud Lesen, wenn man versucht, die budgetäre
Entwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich und somit auch in
Wien vorherzusagen. Das, was stimmt, ist, dass man dramatische Kriseneinbrüche
möglicherweise nicht vorhersagen kann. Aber es ist unwahrscheinlich oder so gut
wie unmöglich, dass in Österreich in den kommenden Jahren die Wirtschaft um
5 Prozent, um 7 Prozent, et cetera wächst. Es ist angesichts der
gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Lage auf der gesamten Welt, aber
insbesondere in Europa davon auszugehen, dass es zu einem Wirtschaftswachstum
möglicherweise nächstes Jahr in einer Größenordnung von 1,5 bis 2 Prozent
kommen kann und sich dieses Wirtschaftswachstum auch in den Jahren 2011 und
2012 nicht dramatisch erhöhen wird. Dies bedeutet, die Arbeitslosigkeit geht
nicht zurück und dies bedeutet, sofern es nicht zu einer Veränderung in der
gesamten Steuer kommt, in der gesamten Verteilung sozusagen aus welchen Steuern
welche Mittel eingenommen werden, ist auch nicht damit zu rechnen, dass im
Bereich der Körperschaftssteuer erheblich mehr Mittel als 2009 und 2010
eingenommen werden und im Bereich der Lohnsteuer ohne Rückgang der
Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig minimalen Lohnabschlüssen, all das wird
leider durch die jetzige Bundesregierung auch prognostiziert, davon auszugehen
ist, dass die Ertragsanteile der Gemeinde Wien in den kommenden Jahren nur minimal
steigen werden. Anders ausgedrückt, für die kommenden vier Jahre ist davon
auszugehen, dass die Ausgaben
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