Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 122
stärker steigen werden als die Einnahmen. Wir sind
jetzt bei einem Minus von ungefähr Maastricht-relevanten
700 Millionen EUR und das, was ich mir erwartet habe in so einer
Situation, ist eine vorausschauende Antwort auch von dir, lieber Kollege
Strobl, wie auch von der Frau Finanzstadträtin, wie ihr in den kommenden Jahren
damit umzugehen gedenkt.
Ich hoffe, wir erhalten diese Antwort noch, macht es
doch einen entscheidenden Unterschied darin, wie es weitergeht: Ich befürchte,
dass die Stadt Wien nach der Wahl 2010 insbesondere dann, wenn es weiter eine
SPÖ-Alleinregierung oder, wie es sich abzeichnet, eine schwarz-rote Regierung
in Wien geben wird, es zu einem dramatischen Heulen und Zähneknirschen kommen
wird, wo die Kürzung von finanziellen Mitteln im Bereich der
Wirtschaftsförderung noch das Geringste sein werden. Es werden Mittel gekürzt
werden im Bildungsbereich, im Gesundheitsbereich. Es werden Mittel gekürzt
werden im Sozialbereich und im Bereich der Wirtschaftsförderung. Oder legen Sie
dar, wie Ihr Zukunftskonzept aussieht. Ich sage Ihnen unseres als GRÜNE, und
damit komme ich zum Schluss.
Auch wenn wir möglicherweise von anderen Fraktionen
dafür gegeißelt werden. ich bin dann bereit, übers Sparen zu reden, wenn
endlich einmal die Einnahmequellen erschöpft sind. Das sind sie nicht. Das sind
sie in Wien in einem sehr hohen Ausmaße schon, aber auf Bundesebene leider
nicht. Da bedarf es einer Vermögenssteuer, da bedarf es endlich einer Aufhebung
des Bankgeheimnisses und ich sage Ihnen nur einen einzigen Grund: Alleine an
Spekulationssteuer, Sie wissen, was das ist, das sind die Aktien, die man nicht
länger als ein Jahr hält, werden in Österreich jährlich
4 Milliarden EUR hinterzogen, Steuerhinterziehung des obersten
Prozents in der sozialen Hängematte, um das einmal so deutlich zu sagen. So
viel können Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind und die in
Wirklichkeit oft genug auch in Wien drum betteln müssen, dass sie sie kriegen,
in Jahrhunderten nicht verbrauchen, wie einige wenige Österreicher und
Österreicherinnen, die jährlich an der Steuer vorbeischummeln. Jetzt sage ich
Ihnen ganz bewusst: Ich hoffe, bei Ihnen einmal die Unterstützung zur Aufhebung
des Bankgeheimnisses zu finden, damit man diese Spekulationssteuer endlich auch
einheben kann. Das ist ja wirklich absurd, dass da die Menschen den Staat
permanent prellen, nur weil sie glauben, sie haben Geld, können sie sich alles
leisten. Wir brauchen diese Mittel, weil ansonsten - und ich hoffe, ich habe
das relativ nachvollziehbar ausgeführt - werden der Stadt Wien die notwendigen
finanziellen Mittel dafür ausgehen. Für uns als GRÜNE bedeutet das und ich sage
das noch einmal bewusst: Nein, ich will diese Einsparungen nicht. Würden wir
regieren und auf Bundesebene würde sich nichts ändern, dann würden wir diesen
jährlichen Gebarungsabgang in Kauf nehmen. Wir würden bewusst versuchen,
möglicherweise sogar noch mehr Mittel zu investieren, um Impulse für Wien zu
setzen. Aber diesen ganzen Spar- und Belastungsappellen, die insbesondere von
ÖVP und FPÖ kommen, denen kann ich mich nicht anschließen. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR Dkfm Dr
Aichinger, bitte schön.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben sicherlich heute über einen Voranschlag, über ein Budget zu
sprechen, das eine besondere Debatte und einen besonderen Blick in die Zukunft
zeigen soll - Worte von der Frau Vizebürgermeister. 2010 ist sicherlich noch
ein wirtschaftlich sehr fragiles Jahr. Wir werden sehen, wie es sich
entwickelt. Die Wirtschaftsforscher sagen nach einem ungefähren Rückgang von 3,5 Prozent
für 2010 grosso modo ungefähr ein Wirtschaftwachstum von vielleicht
1 Prozent voraus. Das heißt, das Budget 2010 müsste eigentlich auf das
Rücksicht nehmen. Und ein wichtiger Satz von der Frau Vizebürgermeister war für
mich: „Es ist entscheidend, ob wir Handlungsspielraum für Gestaltung haben oder
ob es ein Korsett für die zukünftigen Jahre sein wird.“ Auf das möchte ich
etwas später noch zurückkommen. Ich glaube leider, es wird eher ein Korsett
werden und der Handlungsspielraum wird nicht sehr groß sein.
Meine Damen und Herren, die Krise ist, wie wir alle
wissen, noch nicht ganz hinter uns. Alle Forscher sagen, wir sollen ganz
einfach im Jahre 2009 sowieso und 2010 den großen Sparstift nicht ansetzen. Es
geht nicht um Kaputtsparen, sondern es geht um effizienten Einsatz der Mittel.
Es geht um Einsatz der Mittel, wo Hebelwirkung erzeugt wird, wo wir ganz
einfach die Klein- und Mittelbetriebe sozusagen ankurbeln. Es stimmt, dass eine
Krise erst dann vorbei ist, wenn die KMU genug Aufträge haben und die
Auftragsbücher voll sind, wenn die Menschen wieder alle in Ausbildung stehen
und wenn hier ganz einfach auch die Menschen arbeiten. All das können wir als
ÖVP ganz einfach unterschreiben, aber da müssen wir sagen: Wie schaut denn
jetzt das Budget im Großen und Ganzen aus? Was sind denn die Maßnahmen, die
gesetzt werden und vor allem ist es nur ein Budget für 2010 oder gar nur ein
Budget bis zur Wahl und stimmt das Budget dann nicht mehr?
Ganz wenige Eckdaten zum Budget und wie wir die
Struktur sehen: Es ist richtig, wir haben weniger Einnahmen von 420 Millionen
zirka und mehr Ausgaben von 290 Millionen und das in beiden Fällen sehr, sehr
vorsichtig betrachtet beziehungsweise sehr, sehr vorsichtig geschätzt. Die
gemeinschaftlichen Bundeserträge, Abgaben, die wir als Ertragsanteile bekommen,
sind von der Frau Finanzstadträtin sicherlich sehr positiv geschätzt worden. Es
gibt hier Meinungen, dass sie ganz einfach um zirka 100 Millionen zuviel angesetzt
hat, weil die Wirtschaft im Großen und Ganzen ganz einfach nicht so gut sein
wird. Vor allem auch bei den eigenen Steuern, und da nehme ich nur zwei Dinge,
die Kommunalsteuer und die U-Bahn-Steuer heraus, und ich hoffe, das möchte ich
gleich dazu sagen, dass es eintreten wird, aber sicherlich ist das nicht die
Vorsicht, muss man ehrlich sagen, geht sie davon aus, dass wir eine
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