Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 122
gleichbleibende Beschäftigung, hohe Beschäftigung
haben, was sie selbst eigentlich im Großen und Ganzen nicht bestätigen konnte.
Was meine ich damit? Das ist hier ein sehr positiver Ansatz, um zu zeigen, wie
das denn ausschaut.
Bei den Ausgaben sind für mich vielleicht auch zwei
große Globalzahlen von entscheidender Bedeutung. Die Ausgaben für Personal
inklusive Pensionen in diesem Budget zwischen 2009 auf 2010 steigen um
4,2 Prozent, das heißt, hier ist eine große fixe Masse, wenn ich so sagen
darf, die um 4,2 Prozent steigt. Bei Verwaltungsbedarf, Bürobedarf,
laufende Transferzahlungen, Wirtschaftsförderung, Kapitaltransfer steigt das
Budget nur um 0,7 Prozent. Was meine ich damit? Wir haben eben in Zukunft
wesentlich weniger Gestaltungsspielraum. Wir werden in einem engeren Korsett
drinnen sein, wenn da nicht endlich auch längerfristige Maßnahmen, eben eine
mittelfristige Budgetvorschau und längerfristige Maßnahmen gesetzt werden. Es
wird eben ganz einfach in der nächsten Zeit weniger Handlungsspielraum geben
und es wird ganz einfach immer schwieriger werden, hier auch Handlungsspielraum
zu finden. Es gibt leider heuer kein zweites Konjunkturpaket. Auch das wurde
heute bereits erwähnt, im Gegenteil. Das Konjunkturpaket von 100 Millionen
wurde bis jetzt nur zu zwei Drittel verbraucht und es wurde auch gesagt, und
ich sage es ganz bescheiden, dass die Wirtschaftsförderung für die Klein- und
Mittelbetriebe im Prinzip überhaupt nicht erhöht wird, das ist eine Frage der
Betrachtung, sondern eher zurückgenommen wird. Das ist eben kein Signal an die
100 000 Wiener Unternehmer und Unternehmerinnen, die vor allem immer
wieder Arbeitsplätze schaffen, die ganz einfach der große Polster sind, wo es
hier im Großen und Ganzen Arbeitsplätze gibt und der kleine Handel, Gewerbe
oder auch der Tourismus und die vielen Dienstleister davon wenig profitieren.
Es wäre daher notwendig, die Wirtschaftsförderung
etwas besser aufzusetzen. Wirtschaftsförderung müsste, und auch das haben Sie
erwähnt, Frau Vizebürgermeister, innovativ sein, denn nur mit innovativen
Produkten, mit innovativen Ideen, mit neuen Ideen kommt man weiter. Wir wissen
ganz genau, in so einem Fall würde Stillstand Rückschritt bedeuten. Sie sollen
kreativ sein und sollen vor allem auch nachhaltig sein. Wie gesagt, diese
Wirtschaftsförderung hätte, wenn sie breit gestreut wäre und wenn sie ganz
einfach abzuholen wäre, eine viel bessere Wirkung und eine größere
Hebelwirkung.
Und wenn ich ganz kurz einen Sidestep machen kann:
Sie haben angekündigt und das stimmt, dass Sie voriges Jahr einen
Konjunkturgipfel gemacht haben. Aber was mich heuer im Herbst ein bisschen
verwundert, Frau Vizebürgermeisterin, ist Folgendes: Wir beschließen jetzt morgen,
oder besser gesagt, Sie beschließen morgen ein Budget und für die
Wirtschaftsförderung, für eine neu aufgesetzte Wirtschaftsförderung beginnen
wir erst nächste Woche darüber zu reden, was es für neue innovative Ideen gibt
oder setzen wir uns zusammen, was könnten wir machen. Ich glaube, es wäre ganz
gut gewesen, wenn man die Opposition etwas vorher eingeladen hätte, auch Ideen
beizubringen und diese Gespräche nicht erst für nächste Woche angesetzt hätte,
wo das Budget für 2010 eigentlich schon beschlossen ist. Oder ist es gar kein
Ganzjahresbudget, wie ich bis jetzt eigentlich schon nachgewiesen habe? (Beifall
bei der ÖVP.)
Dass Sie diese Zahlen, sage ich einmal, auch eher in
Skeptizismus sehen, muss ich eines sagen, dass im Anhang des Budgets oder des
Voranschlags natürlich jedes Jahr eine Ermächtigung drinnen ist, wie viel der
Magistrat, der Vizebürgermeister und die Finanzstadträtin ganz einfach hier
Schulden aufnehmen können. Und da muss ich schon dazu sagen, dass das jetzt
eigentlich eine extreme Erhöhung wurde. 2009 war die Ermächtigung 500 Millionen
und jetzt für 2010 sind es 1,2 Milliarden. Das heißt, hier wird eine
Ermächtigung ausgesprochen, wo noch sehr, sehr viel Spielraum drinnen ist, was
beweist, dass Ihre Zahlen wahrscheinlich eher an der Untergrenze von den
derzeit 800 Millionen Defizit sind. Ich glaube, dass die Wirtschaft eines
ordentlichen Kaufmannes sich andere Zahlen sozusagen gewünscht hätte.
Wie werden wir mit dem Defizit umgehen? Wie werden
in Zukunft die Schulden zurückbezahlt werden? Wie werden wir wieder auf einen
richtigen Pfad kommen? Da gibt es ganz einfach zwei oder drei wichtige Dinge.
Das eine ist, dass wir wieder Wirtschaftswachstum erzeugen. Über das
Wirtschaftswachstum können natürlich wieder mehr Steuereinnahmen hereinkommen
und damit kann hier ganz einfach ab dem Jahre 2012/2013 das wieder
zurückgeführt werden, um 2013 auch wieder alle Kriterien des EU-Defizits zu
erreichen. Aber da muss man sich etwas einfallen lassen. Da muss man die
Strukturen ändern. Da muss man ganz einfach mittelfristig, langfristig
überlegen, wo man im Großen und Ganzen den Hebel ansetzt und wo hier ganz
einfach eingespart wird.
Das eine ist, wie gesagt, in dem Fall Erhöhung der
Wettbewerbsfähigkeit, Erhöhung der Schaffung von Möglichkeiten, dass die
Betriebe leistungsstärker werden, denn es ist zwar sehr, sehr gut, dass wir
eine Mercer-Studie haben, wo wir in der Lebensqualität an erster Stelle sind.
Aber bei der Wettbewerbsfähigkeit, muss man schon sagen, sind wir leider noch
nicht dort. Da haben wir noch ganz schönen Aufholbedarf. Da können wir uns ganz
einfach noch steigern. (Beifall bei der ÖVP.)
Die zweite Variante, das Budget längerfristig oder
in einer mittelfristigen Weise in Ordnung zu bringen, ist, natürlich auch die
Ausgabenseite anzuschauen und nicht, das möchte ich auch an dieser Stelle
betonen, so wie die GRÜNEN ganz einfach nur so lange auf der Einnahmenseite die
Schraube zu drehen, wie es der Kollege Margulies gesagt hat, bis die
Einnahmenquellen versiegt sind. Also wenn das ein Ansatz ist, muss ich ehrlich
sagen, den Ansatz verstehe ich nicht. Ich glaube, man sollte zuerst wirklich
nachdenken, wo kann man ganz einfach ausgabenseitig wirklich einsparen
beziehungsweise ausgabenseitig das Budget wieder in Ordnung bringen. (Aufregung
bei GR Dipl-Ing Martin Margulies.)
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