Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 122
auch stärker angesprochen worden und ich spreche es nicht so stark an,
die lebenswerteste Stadt ist nach wie vor noch Wien, über das kommen wir nicht
hinweg. Aber der Schuldenstand, das hat heute die Frau Vizebürgermeisterin
gesagt, wird Ende des Jahres in Wien 1,54 Milliarden EUR erreichen.
Das heißt, wenn man die jetzige Situation hernimmt, werden wir ungefähr bei
zirka 900 Millionen EUR sein. Wenn man das vorher noch hernimmt und das
Budget hernimmt, dann werden wir wahrscheinlich bei 870, 880 EUR pro Kopf
sein. Wissen Sie, wie in Hamburg die finanzielle Situationen ist? Wissen Sie
das? Pro Sekunde, Sie brauchen nur ins Internet gehen, ein Zuwachs von
335 EUR. 335 EUR für so eine Millionenstadt, die ähnlich groß ist wie
Wien in der Einwohnerzahl, auch in der Wirtschaftsleistung, beim
Bruttoinlandsprodukt ein bissel vor uns, das ist nicht viel. Wissen Sie die
Pro-Kopf-Verschuldung in Hamburg? 12 600 EUR aktuell. Und wissen Sie
den Gesamtschuldenstand von Hamburg? Bei einer ähnlichen Budgetgröße von Wien -
die haben 11,5 Milliarden EUR, wir haben 10,5 Milliarden EUR - 22,328
Milliarden EUR in Hamburg! (Aufregung bei GR Günter Kenesei.) Das
ist in Hamburg! Und da sage ich, und die ÖVP weiß scheinbar, wie es geht, das
kann de facto nicht das Vorbild für Wien sein. Und die haben auch wenig
Spielraum. Sie setzen auch weniger Investitionen an. Nur ein Beispiel: In
Hamburg sind die Investitionen ... (Aufregung bei der ÖVP.) Ich
habe Ihnen gerade gesagt, das Budget, die Budgetgröße ist vom Vorjahreszeitraum
von 750,Millionen EUR heuer auf 462,Millionen EUR gesunken und
die ... (Aufregung bei GRin Mag Barbara Feldmann und GR Robert Parzer.
– GRin Nurten Yilmaz: Die schließen Polizeiposten!) Es ist eine
schwarz-grüne Regierung, nicht bös sein, seit neun Jahren, nicht bös sein. Da
können Sie sich nicht davonstehlen, das geht so nicht!
Hamburgs Finanzen melden „Land unter", meine sehr verehrten Damen
und Herren, und Schwarz-Grün denkt an einige Maßnahmen: Personalabbau um zirka
10 Prozent - das sind dort 7 500 Menschen, die den Job verlieren
werden! (GR Günter Kenesei: Wer war denn vorher in der Regierung?) Mehrleistungen
der Eltern bei der Kinderbetreuung! Über das alles denken sie im Sozialbereich
nach. Schließung bei Feuerwehr und Polizei und Aushungern der Kultur! Man
sieht: „Mehr privat, weniger Staat" war und ist sehr erfolgreich. (GR
Günter Kenesei: Die SPD hat regiert!)
Es war teilweise auch hier jahrelang die Doktrin - jetzt sind Sie ein
bisschen leiser geworden, gerade die Volkspartei ist ein bisschen leiser
geworden: „Mehr privat, weniger Staat." Das war immer die Doktrin. Aber
denken wir nur an ein paar Okkasionsverkäufe, wie es in der Bundesregierung
zugegangen ist: Denken wir an die ATW, wie sie verschleudert worden ist - was
bestätigt worden ist! Und denken wir auch an den Verkauf der 60 000
BUWOG-Wohnungen! Der Rechnungshof, nicht ich, hat bescheinigt, dass sie viel zu
billig verkauft worden sind. Viel zu billig - in Wirklichkeit sind sie also
hergeschenkt worden!
Denken Sie auch daran - ich werde das nicht vergessen -, dass die ÖVP
damit in eine Wahl gegangen ist, dass sie die Wiener Gemeindewohnungen
verkaufen wollte. Aber Sie wissen alle, dass die Wiener Gemeindewohnungen ein
preisdämpfender Stabilisator für die Mieten in dieser Stadt sind. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Hamburg - wir haben das gesehen, wir haben es dort diskutiert
- hat Mieten zwischen 15 und 20 EUR im Durchschnitt. Ich glaube, dieses
Niveau wollen wir hier nicht. Der Vergleich macht auch sicher: Wir wollen keine
konservative Politik à la Hamburg für Wien. Das schadet den Wienerinnen und
Wienern, und das werden wir auch ablehnen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich auf ein anderes
Thema eingehen, ebenfalls mit Bezug auf Hamburg. Da habe ich wieder einen
Antrag vor mir ... (GR Günter Kenesei: ... nicht zugehört in der
Früh!) Ich habe zugehört, Kollege Kenesei; ich bitte, den Respekt auch hier
entgegenzubringen. (GR Günter Kenesei: Na ja, du stellst dauernd nur
Fragen ...!) Nein, ich habe ja nicht dich gefragt, ich habe nur
Feststellungen gemacht. Wenn ich dich frage, frage ich dich persönlich. Sind
wir d'accord? - Okay. (GR Günter Kenesei: Jetzt wird eh der Bürgermeister
fragen!)
Da gibt es wieder einen Antrag: 24-Stunden-Betrieb der Wiener
U-Bahn-Linien am Wochenende. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Wieder kann man
sagen: Hamburg! In Hamburg - das wissen Sie - gibt es das de facto am Freitag
und am Samstag: Die U-Bahn fährt rund um die Uhr. Verschwiegen wird aber,
bitte, in allen diesen Aussendungen, dass die Nightlines der Busse an diesen
Tagen nicht fahren. Sie fahren an diesen Tagen nicht! Das muss man fairerweise
dazusagen, wenn man das den Wienerinnen und Wienern suggeriert.
Sie müssen auch dazusagen, wie es mit der Erreichbarkeit ist: Die
Erreichbarkeit durch die U-Bahn ist nie so weit gegeben. (GR Günter Kenesei:
Der Bürgermeister will das ja auch wissen!) Sie ist vielleicht schneller,
aber die Erreichbarkeit ist nie so weit gegeben wie in Wien, mit
95 Prozent der Busse und, ich glaube, derzeit 37 Prozent mit der
U-Bahn.
Zweitens wird oft auch auf das Beispiel Berlin hingewiesen: In Berlin
fahren die U-Bahnen am Wochenende 24 Stunden lang. Ich sage Ihnen, nicht alle
Linien in Berlin fahren rund um die Uhr. (GR Günter Kenesei: Zwei fahren
nicht!) Ich weiß es schon, zwei fahren derzeit nicht. (GR Günter Kenesei:
Eine, weil sie repariert wird, und die andere ...!)
Wenn sie rund um die Uhr fahren, fehlen natürlich die Wartungszeiten in
der Nacht. Wenn diese Wartungszeiten fehlen, gibt es auch untertags einen
Schienenersatzverkehr, da werden die Kundinnen und Kunden, die mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, auf die Busse umgeleitet. (GR Günter
Kenesei: Auf der U4 ...! - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Derzeit gibt
es zwei U-Bahn-Linien, die U1 und die U8, die gestört sind. Das heißt, Busse
kommen im Zehnminutentakt, also fahren die Kundinnen und Kunden eben dort. Das
ist ein sehr großer Qualitätsverlust.
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