Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 122
Säulenheilige: Wenn er hinuntergesprungen ist, dann sind seinerzeit
alle nachgesprungen! Heute ist es ein bisschen anders.
Aber, bitte, Kärnten hat mit 8,8 Prozent die höchste
Arbeitslosigkeit, und es wird dort noch drastisch schlechter werden, weil die
Kärntner in der Finanzpolitik de facto seit 1999 versagt haben! Das ist die
Handschrift der damaligen freiheitlichen Politik gewesen, das muss man ganz
einfach feststellen. Ich sage, heute ist es in Kärnten anders, und das kommt
euch unter Umständen zugute. Aber es ist nicht Wien das Bundesland mit der
höchsten Arbeitslosigkeit.
Es ist auch angesprochen worden, dass die Jugendarbeitslosigkeit in
Wien so hoch ist. Mir tut die Arbeitslosigkeit bei jedem Jugendlichen
persönlich weh, das ist meine innerste Überzeugung. Es wird viel gemacht, das
ist auch schon dargestellt worden.
Geschätzte Damen und Herren, das habe nicht ich ausgedruckt, sondern
das hat der Drucker des AMS ausgedruckt - da können wir noch so viel
diskutieren, uns vielleicht auf den Kopf stellen, schief schauen oder
irgendetwas anderes tun: Oberösterreich
wird oft zitiert, aber Oberösterreich
ist in der Jugendarbeitslosigkeit mit über 20 Prozent an der Spitze! Wien
hat 14 Prozent und hat de facto den tiefsten Stand von allen Bundesländern
in Österreich. Das ist noch immer zu viel, aber es wird ja sehr viel getan,
meine Damen und Herren.
Wenn man sich nun die Wirtschaftsleistung anschaut - das ist heute auch
schon gesagt worden -, redet man immer nur über den Zuwachs, aber man muss sich
immer die Ausgangsbasen anschauen. Wer ist Gewinner in der Wirtschaftsleistung?
- Ich gebe zu, das liegt jetzt zwei Jahre zurück, eine andere Statistik gibt es
leider noch nicht: Mit 27 Prozent Anteil an der österreichischen
Wirtschaftsleistung, am Bruttoinlandsprodukt, hat Wien, glaube ich, eine stolze
Zahl vorzuweisen. Das sind 68 oder 69 Milliarden EUR, pro Kopf
41 500 EUR. Nehmen wir Niederösterreich her, dort sind es pro Kopf
25 300 EUR. Oder in Oberösterreich:
Dort ist es ein bisschen höher, aber obwohl sie industrialisiert sind,
sind es knapp 30 000 EUR. Was ich damit meine, ist: Man sollte
durchaus so fair sein, immer dann, wenn man Vergleiche zieht, von der richtigen
Basis auszugehen.
Meine Damen und Herren! Ich komme zum Schluss und sage es noch einmal:
Die Wiener Finanz- und Budgetpolitik mit ihrem hohen Investitionsniveau ist ein
stabiler Faktor für unsere Unternehmen, für die ArbeitnehmerInnen und auch für
soziale Gerechtigkeit. Das Budget stärkt - ich habe versucht, es darzustellen -
den beginnenden Aufschwung, den auch renommierte Wirtschaftsexperten sowie die
Zahlen bestätigen, mit hohen Investitionen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit,
mit gezieltem Einsatz der Finanzmittel, um eine hohe wirtschaftliche Effizienz
zu erreichen. Damit werden in schwierigen Zeiten auch die Klein- und
Mittelbetriebe gestärkt, die unbestritten eine Lebensader unserer Stadt
darstellen.
Daher ersuche ich Sie, stimmen Sie diesem Budget 2010 zu, im Interesse
der Lebensqualität in unserer schönen Stadt, im Interesse der Wiener Wirtschaft
und somit auch im Interesse der Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu einer tatsächlichen
Berichtigung zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. - Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Kollege Ekkamp hat behauptet, dass die Verschuldung
Hamburgs auf die CDU-Regierung zurückzuführen ist.
Tatsächlich ist sie darauf zurückzuführen, dass 40 Jahre die SPD
regiert hat. (Beifall bei der ÖVP. -
Zwischenruf von GR Franz Ekkamp. - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das stimmt
aber ...! - Weitere Zwischenrufe.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Univ-Prof Dr Eisenstein. - Bitte.
GR Univ-Prof Dr
Herbert Eisenstein (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich nehme die Debatte zu dieser Geschäftsgruppe zum Anlass, einen ganz
anderen Inhalt anzusprechen als das, was wir gerade gehört haben, einen Inhalt,
der schon lange kein Thema mehr in diesem Hause war. Ich meine die Verwaltung
der Friedhöfe, die ja - ebenso wie die des Krematoriums, das ich aber hier
ausklammere - inzwischen nicht mehr durch die MA 43 erfolgt, sondern im
Rahmen der Wiener Holding, die ein ausgegliederter Betrieb ist. (GR
Dr Herbert Madejski: Das ist etwas ganz Wichtiges! Wir sterben alle
einmal!) Damit ist auch in diesem Bereich eine direkte Kontrolle durch den
Gemeinderat leider nicht mehr möglich. Dass eine solche Kontrolle aber
notwendig ist, zeigt eine Überprüfung der Zustände und Umstände auf unseren Friedhöfen,
und darüber werde ich jetzt referieren.
Zunächst einmal ist nicht einzusehen, warum Friedhofsgebühren nicht
veröffentlicht werden, zum Beispiel im Internet. Meine Fraktion hat bereits im
Vorjahr auf diesen Umstand hingewiesen. Es ist mir schon klar, dass es je nach
Friedhof und je nach Lage eines Grabes unterschiedliche Sätze geben kann, aber
es muss doch so etwas wie einen Katalog geben oder irgendetwas, was eine Art
von Willkür ausschließt. Die Tatsache bleibt jedenfalls bestehen, dass die Bevölkerung,
die über Gebühren auf Friedhöfen Bescheid wissen will, im Vorfeld völlig im
Unklaren gelassen wird.
Überdies sind die Gebühren im Vorjahr drastisch erhöht worden, auch
wenn Herr GR Ekkamp - er hört mich leider nicht, weil er gerade telefoniert -,
wenn ich das recht in Erinnerung habe, von einer bloß moderaten Erhöhung
gesprochen hat. Nach wie vor werden die Friedhofsgebühren auf die Dauer von
zehn Jahren eingehoben, ohne dass hier eine Ratenzahlung möglich wäre, und
damit ist selbst eine relativ geringfügige Erhöhung zu einer echten
Gebührenlawine angewachsen.
Moderate Gebührenerhöhungen: Ich erinnere dabei an
die Erhöhung der Gebühren für die Einfahrt in den Zentralfriedhof. Ich gebe zu,
der Betrag ist in absoluten Zahlen sehr, sehr gering; in Prozenten aber sind es
immerhin doch 22 Prozent mehr, die jemand bezahlen
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