Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 122
Ursachen davon bedroht sind, von einer weiterführenden Ausbildung und
Beschäftigung ausgegrenzt zu bleiben. Im Fokus stehen Jugendliche, die das
Bildungssystem frühzeitig verlassen und Gefahr laufen, erst nach längerer
Unterbrechung oder gar keine weitere arbeitsmarktpolitische Unterstützung zu
erhalten. Durch frühzeitige und jugendgerechte Angebote sollen diese
Jugendlichen an Qualifizierung und Beschäftigung herangeführt werden. Insgesamt
19 Millionen EUR werden 2010 über den Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds ganz gezielt für Jugendförderung ausgegeben.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist gespannt, das erkennt man auch
daran, dass heuer die Nachfrage nach den Unterstützungsangeboten des
WAFF-Beratungszentrums enorm gestiegen ist. Das zeigt, dass gerade in
wirtschaftlich unsicheren Zeiten berufliche Weiterbildung die individuellen
Chancen der ArbeitnehmerInnen stärkt. Wiener Beschäftigte erhalten im
WAFF-Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung Informationen über das
Weiterbildungsprogramm in Wien und individuelle Unterstützung bei der
beruflichen Standortbestimmung.
Abgesehen von den Jugendlichen, stehen für arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen im kommenden Jahr insgesamt rund 58 Millionen EUR zur
Verfügung. Das sind Zahlen und Fakten, niemand kann sich so schnell
58 Millionen EUR wirklich vorstellen. Was heißen diese investierten
58 Millionen EUR in Wirklichkeit? Sie bewirken, dass zirka
26 000 Wienerinnen und Wienern vom WAFF beim Wiedererlangen eines neuen
Jobs oder beim Weiterkommen im Beruf geholfen wird.
193 Millionen EUR investiert die Stadt auch in diesem Jahr
nachhaltig, und zwar in eine moderne Infrastruktur und für Neuansiedlungen. Die
Stadt unterstützt GründerInnen und UnternehmerInnen aus allen Branchen im
Produktions- und im Dienstleistungssektor. Die Stadt fördert die
Internationalisierung und insgesamt die Innovation der Wiener Wirtschaft.
Spezialagenturen wie „departure“ und ZIT fördern die Ideen und die Kreativität
der Klein- und Mittelbetriebe in unserer Stadt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Nach einem Minus des
Wirtschaftswachstums im heurigen Jahr soll es 2010 wieder bergauf gehen, nicht
zuletzt wegen der Investitionen der Stadt. So prognostizieren IHS und WIFO für
Österreich 2010 ein reales Wachstum von zirka 1 Prozent. Es ist aber bei
der Wirtschaftskrise immer so wie in einem Bahntunnel: Vorne sieht man schon
das Licht am Ende des Tunnels, aber hinten ist alles noch immer dunkel. Hinten,
da sind die Menschen ohne Arbeit - daher auch unser heftiges Engagement für
diese Menschen!
Sehr geehrte Damen und Herren! Wien ist auch eine Tourismusstadt, und
Wien ist eine Kongressstadt. Damit unsere Stadt ihre Position als
erfolgreichste Kongressstadt der Welt weiter behaupten kann, muss diese
Fähigkeit beworben werden. Da muss fleißig akquiriert werden, denn die
Konkurrenz um die potenten KongressteilnehmerInnen ist enorm. Wien ist in
diesem Match sehr erfolgreich. Höhepunkt des kommenden Jahres wird die
18. Internationale AIDS-Konferenz im Juli mit 20 000 TeilnehmerInnen
sein.
Vielleicht einige Sätze zur Feuerwehr: Übrigens wird in Hamburg eine
Feuerwehrzentrale gesperrt; hier in Wien bauen wir sie aus, wir renovieren und
sanieren den Fuhrpark. Es werden Abschleppfahrzeuge, ein Wechsellader, ein
Universal-Löschfahrzeug sowie ein neues Mehrzweckfahrzeug für die Rathauswache
erstanden. Geschlossen wird in Wien keine Feuerwehrwache!
Es garantiert die Frau Stadträtin, und es garantiert auch die SPÖ, dass
in Wien weiterhin ein soziales und zukunftsorientiertes Arbeiten und Leben
möglich sein wird. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Lachkovics. Ich erteile es
ihr.
GRin Mag Eva Lachkovics (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben ja heute schon mehrmals gehört -
und da sind wir uns alle einig -, dass es in Krisenzeiten wie der derzeitigen
konjunkturbelebende Maßnahmen braucht. Darüber, wie diese ausschauen sollen,
sind wir uns nicht einig. Aber angesichts des Klimawandels und der steigenden
Armut in Wien und in Österreich sind wir GRÜNEN der Meinung - wie schon Kollege
Margulies ausgeführt hat -, dass wir jetzt in nachhaltige Wirtschaft
investieren müssen, in sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige
Wirtschaft.
Dazu gehört die Nahversorgung in Wien. Die Förderung der Nahversorgung
hätte auch entlastende Auswirkungen auf das Budget der Stadt Wien. Weniger
Autoverkehr heißt auch weniger Ausgaben für den Straßenbau und zusätzlich
weniger CO2-Ausstoß, was wiederum dem Klima zugute kommt.
Kleinteilige Nahversorgung schafft neue, gute Arbeitsplätze, mehr Arbeitsplätze
als große Einkaufszentren.
Nahversorgung kurbelt die Wirtschaft an und schafft
mehr Kaufkraft in der Stadt. Dafür könnte man sich auch Geldbeschaffungsmaßnahmen
überlegen, indem man etwa die Kosten, die große Einkaufszentren verursachen,
nicht auf die Allgemeinheit überwälzt, sondern entsprechende
Flächenverbrauchsabgaben und Verkehrserregerabgaben einhebt.
Nahversorgung hat natürlich auch noch ganz andere wichtige Auswirkungen
auf das Leben in der Stadt, vor allem für wenig mobile und für ältere Menschen.
Und es werden in der nächsten Zeit immer mehr ältere Menschen in Wien leben.
Durch Nahversorgung werden Straßen belebt, man fühlt sich wohler, man fühlt
sich auch sicherer in der Nacht, wenn die Auslagen beleuchtet sind. Es geht
einfach um eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums und Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben.
Die Bevölkerung wünscht sich Nahversorgung. Ich habe
erst kürzlich bei der SeniorInnenmesse im Messezentrum eine kleine Umfrage
gemeinsam mit unseren grünen SeniorInnen gemacht. Das ist ein Anliegen, das
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