Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 122
Das ist eine interessante Form von Transparenz! Transparenz bedeutet
also, dass es einen riesigen bürokratischen Aufwand geben muss, damit man
sieht, was man im Hinblick auf die Anträge, die man selbst gestellt hat,
bekommt!? – Nicht böse sein! Das ist doch – ich sage das jetzt sehr
höflich und wohlwollend – nicht durchdacht! (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Margulies hat eine spannende Interpretation
von Verpflichtungen, denen dieses Haus unterliegt, gebracht. Er hat nämlich
gesagt, dass es in dem Budget, das wir hier vorgelegt haben, keine zusätzlichen
Ausgaben gibt. – Ich entschuldige mich für meine Bemerkung, ich glaube,
ich darf von hinten nicht dazwischen rufen, aber es lag mir so auf der Zunge
und musste irgendwie heraus! Auf meine Bemerkung betreffend Gratiskindergarten
kam die Antwort, dass dieser ja nicht freiwillig ist, weil wir das ja vorher
beschlossen haben.
Das
heißt: Immer,
wenn wir hier einen politischen Beschluss fassen, dann ist das keine
zusätzliche, durch politische Meinungsbildung entsprechend festgelegte Ausgabe,
sondern eine vom Himmel herab gefallene Verpflichtung! (Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
Natürlich handelt es sich bei diesem
Gratiskindergarten um ein ganz klares politisches Bekenntnis! Natürlich nehmen
wir dazu mehr als 100 Millionen EUR in die Hand, und wir bekennen uns dazu. Ich
habe, glaube ich, auch schon recht ausführlich begründet, warum. Es ist
politische Gestaltung, wenn wir hier sagen: Jawohl! Wir wollen jetzt trotz oder
gerade wegen der schwierigen Zeiten diese wirtschaftliche Maßnahme!
Ehrlich gesagt, konnte ich deiner Argumentation auch
nicht ganz folgen, als du meintest, ich hätte zu wenig zu dieser
längerfristigen Entwicklung Stellung genommen. – Ich denke, ich habe sehr
klar gemacht, wann meiner Meinung nach Zeit für Konsolidierung ist. Ich habe
das sehr ausführlich auch im Zusammenhang mit Verteilungsfragen, mit
Statistiken, mit der letzten Guger-Studie formuliert, und ich habe auch sehr
klar gesagt, was dann notwendig sein wird, wenn es gelungen ist, wieder einen
Wirtschaftsaufschwung herbeizuführen, nämlich einerseits eine effiziente
Verwaltung und andererseits – und genau deswegen machen wir das ja
alles – wieder ein entsprechendes Wirtschaftswachstum.
Meiner Meinung ist nämlich auf dieser Seite eine
Konsolidierung nur durch ein entsprechendes Wirtschaftswachstum möglich. Und
natürlich brauchen wir auch ein gerechtes Steuersystem. Das habe ich mehr als
deutlich gesagt. Ich weiß nicht, wie das an dir vorbeigehen konnte! Ich habe
mehr als deutlich gesagt, dass ich der Meinung bin, dass wir eine
Vermögungszuwachssteuer und eine Transaktionssteuer brauchen, und zwar nicht
als zusätzliche Belastung, sondern um auch im Sinne der Aufforderung der OECD,
eine entsprechende Steuergerechtigkeit zwischen dem Faktor Kapital und dem
Faktor Arbeit zu haben.
Ich kann noch ergänzen und die Kollegen von der ÖVP
beruhigen: Für eine Vermögenszuwachssteuer ist es nicht notwendig, das
Bankgeheimnis aufzuheben. Eine Vermögenszuwachssteuer ist ohne Aufhebung des
Bankgeheimnisses möglich, wenn sie als Quellensteuer gestaltet wird, als
Quellensteuer genauso wie bei der Oma, die für ihr mühsam zusammengespartes
Geld bereits jetzt KESt bezahlt und jetzt gegenüber Finanzstaatenprofiteuren
benachteiligt ist. Diese Benachteiligung wollen wir beseitigen, und das ist ein
vernünftiger Weg. (Beifall bei der SPÖ.)
Zwei Randbemerkungen noch, lieber Martin Margulies:
Vielleicht habe ich dich missverstanden, aber ich habe mitgeschrieben, du
hättest gesagt, die Stadt Wien müsse entsprechend dem Mindestlohn
zahlen! – Mir ist kein Fall bekannt, dass die Stadt Wien unter dem
Mindestlohn zahlt! Das würde mir auch nicht passen. Solltest du einen solchen
Fall kennen, dann nenne ihn mir! Ich war relativ lange Zeit Personalstadträtin,
und wir haben jetzt eine Gewerkschafterin als Personalstadträtin, und ich kann
mir nicht vorstellen, dass es einen solchen Fall gibt! Ich habe mir das extra
aufgeschrieben: Solltest du einen Fall kennen, bitte ich dich, mir das nachher
zu sagen, denn das müsste man sich sofort und sehr genau ansehen. (Zwischenruf
von GR Dipl-Ing Martin Margulies.)
Zweite Randbemerkung: Betreffend Fragen der
Sozialausgaben stimmt das, was du gesagt hast. Natürlich geht das steigende
Sozialbudget teilweise auf entsprechende Fallzahlen in diesem Bereich zurück.
Jawohl, das stimmt! Was aber ist die Message? Sollen wir diesen Leuten das Geld
nicht geben? Natürlich müssen wir ihnen das Geld auch geben, und das tun wir
auch, weil die Leute einen Anspruch darauf haben! Das sind keine Almosen, das
ist ein Anspruch auf Unterstützung!
Das ist aber nicht nur auf erhöhte Fallzahlen
zurückzuführen. Selbstverständlich ist die Sozialhilfe erhöht worden. Es ist in
diesem Bereich einiges geschehen. Das wissen wir doch alle, weil wir es
gemeinsam beschlossen haben! Wir haben den Heizkostenzuschuss sogar verdoppelt.
Das heißt, es wurden natürlich auch zusätzliche Maßnahmen gesetzt. Auch der
Fonds Soziales Wien hat nicht weniger Geld als oder gleich viel Geld wie 2008,
wie du leider in deiner Pressekonferenz behauptet hast! Im Gegenteil! Er hat
viel mehr, sehr geehrte Damen und Herren!
Kollegen Walter möchte ich sagen: Du musst nicht bis
Hamburg fahren, um zu sehen, wie sich Gegenden entwickeln, in die junge Leute,
etwa Studenten, ziehen und wo es viele Zuwanderer gibt. Das geht viel billiger
mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man zum Beispiel nach Ottakring fährt.
Dort gab es einen ganz starken Incentive, dass sich die Gegend rund um den
Brunnenmarkt so positiv entwickelt hat, nicht zuletzt stark unterstützt von
Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, die hier sitzen.
Auch in der Leopoldstadt hat sich durch unsere
Maßnahmen rund um den Markt unglaublich viel getan. Die Gegend Viertel Zwei,
der 2. Bezirk rund um die Messe hat sich ebenfalls unglaublich verändert,
und alle, sowohl die dort ansässigen Unternehmungen als auch die Leute, die
dort wohnen, sagen, dass der Treiber dafür die
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