Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 122
(GR Karlheinz Hora: Wo bleibt der Antrag, in dem die U-Bahn in Zürich vorkommt?) Den bekommen Sie schon
noch! Nur mit der Ruhe! Ich habe noch 12 Minuten 46 Sekunden. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Der Antrag kommt schon!
Über die partizipative Demokratie haben wir schon geredet. Ich hoffe,
sie kommen der Sauberkeitsumfrage einmal nach!
Zur partizipativen Demokratie möchte ich noch einen Punkt einbringen,
den alle hier im Hause sehr gut kennen. Sie haben in den vergangenen Jahren viele
Betriebe dieser Stadt Wien ausgegliedert, Krankenanstaltenverbund, Wien Kanal,
Wiener Linien et cetera. Wenn wir von der Opposition eine Anfrage an Sie
stellen, was in diesem Bereich geschieht, dann bekommen wir als Antwort: Bei
uns besteht keine Zuständigkeit! – Ist das partizipative Demokratie? Sie
geben nicht einmal den Mandataren Auskunft. Und dann sagen Sie, dass Sie mit
den Bürgern auf einer Ebene stehen, diese um ihre Meinung fragen und sie
wirklich ernst nehmen wollen. Glauben Sie, dass Sie das wirklich ernsthaft
vermitteln können, wenn Sie nicht einmal den Parlamentariern, die hier ein
Fragerecht haben, die Auskunft geben, die ihnen in Wirklichkeit zusteht, meine
Damen und Herren?
Ich bin schon am Schluss. Ich komme zur Frage, wie viel der U-Bahn
Nachtbetrieb kosten würde? – StRin Brauner meint, dass dieser mehrere
Millionen kosten würde. Ich sage: Legen Sie uns die Studie der Wiener Linien
vor! Zeigen Sie uns diese! Zeigen Sie uns, welcher Betrag darin wirklich
genannt wird! Rechnen wir dann alle Kosten durch, und ich garantiere Ihnen: Es
kostet nicht mehr als 1 Million EUR! Und wenn es 2 Millionen sind, dann sind
wir noch immer im Promille-Bereich, damit wir bei Ihrer Argumentation bleiben.
Es geht sich also locker aus!
Meine Damen und Herren! Zum Schluss meint die Frau Vizebürgermeisterin,
ihr Wunschkoalitionspartner für das nächste Mal sei die Sozialdemokratie. Und
auf die Frage der Zeitung, was geschehe, wenn diese nicht mehr allein regieren
kann, meint sie: Das ist keine Option. – Wir nehmen zur Kenntnis, dass es
keine Option für Sie mehr ist, danach der Wiener Stadtregierung anzugehören!
Meine Damen und Herren! Ich glaube, es ist einfach notwendig, dass wir
hier eine neue, zukunftsorientierte Verkehrspolitik machen. Kollege Chorherr hat
das zuvor schon angeschnitten, indem er gemeint hat, dass wir im Bereich
Verkehr und Umweltschutz noch einiges zu tun haben. Ich bin zwar mit ihm nicht
einer Meinung, dass man alles über den Radfahrverkehr regeln kann. Man kann
damit einiges regeln, aber ich bin der Meinung, dass man nicht nur im
Radfahrverkehr, sondern in vielen anderen Bereichen tätig werden muss.
Wir können auch im Autoverkehr vieles machen, etwa mit einer Förderung
von Kfz mit alternativen Antrieben. Diesbezüglich hat die Stadt Wien eindeutig
Nachholbedarf. Es gibt kein anderes Bundesland, in dem es so wenige Förderungen
gibt. Sie fördern Elektroautos nicht mehr, Sie fördern Hybridautos nicht, und
Sie fördern keine Nachrüstung für Partikelfilter. Das Einzige, was Sie noch
fördern, sind gasbetriebene Kfz, sonst nichts. Der Anteil an alternativen Kfz
in dieser Stadt beträgt 0,16 Prozent.
Meine Damen und Herren von der Regierungsfraktion! Ich würde Ihnen sehr
gerne ins Stammbuch schreiben: Wenn Sie den Individualverkehr und den Verkehr
insgesamt noch ernst nehmen, dann tun Sie hier nachhaltig etwas! Es gibt ein
ganz kleines Bundesland ganz im Westen, das ein ganz großes und tolles Projekt
für elektrobetriebene Kraftfahrzeuge bereits ins Leben gerufen hat. Bei Ihnen
stößt man jedoch auf taube Ohren! Sie tun nichts dazu. Hier bestünde dringender
Nachholbedarf!
Ich nenne Ihnen jetzt ein paar mögliche Ziele, die Sie vielleicht
einmal aufnehmen könnten. Bis 2025 sollte ein Drittel der neu zugelassenen
Kraftfahrzeuge einen alternativen Antrieb haben. Eine andere Möglichkeit ist,
dass wir nicht nur eine Bikecity fördern, sondern auch eine E-City. Außerdem
könnten Sie auch die C & K-Taxis, die in Ihrem Eigentum stehen,
auf Gas-, Hybrid- oder Elektroantrieb umstellen. Geben Sie auch für andere Taxiunternehmen
entsprechenden Förderungen dazu. Warum stellen Sie Ihre Dienst-Kfz Flotte nicht
auf Hybridfahrzeuge oder E-Fahrzeuge um? Warum haben Sie noch immer kein
Elektrofahrradverleihsystem eingerichtet? Warum befreien Sie Elektroautos oder
andere Autos mit Alternativantrieb mit einem CO2-Ausstoß von weniger
als 90 g/km nicht von den Parkgebühren? Warum bringen Sie nicht
alternative Ideen dazu ein?
Sie könnten zum Beispiel wie die Stadt Ulm ein Verleihsystem für
Elektrofahrzeuge errichten. Auch das haben Sie bis heute nicht getan.
Elektrofahrzeuge sind das ideale Kraftfahrzeugsystem gerade in einer Stadt.
Wenn wir es nicht in einer Stadt machen, wo sollen wir es dann machen? Gerade
in der Stadt haben wir eine Chance, mit Elektrofahrzeugen, die geringe Reichweiten
haben, effizient durchzukommen. Ich glaube daher, dass es ein wichtiger Punkt
wäre, hier etwas zu tun.
Ich habe Vorarlberg schon genannt. Schauen wir uns auch die Stadt
Salzburg an, wo man zusätzlich zur Jahreskarte für den Stadtbus auch ein Elektrofahrzeug
günstig mieten kann. Es gibt also auch andere Bundesländer, wo das besonders
interessant gestaltet ist. Sogar in Großbritannien, das Sie wegen der
Privatisierung immer wieder kritisieren, sind bereits 100
Smart-Elektrofahrzeuge in einem Großversuch im Einsatz. Und man hat sich das
Ziel gesetzt, bis 2025 100 000 Elektroautos mit 25 000
Ladestationen in Betrieb zu nehmen. Das wäre etwas, was Sie in Wien auch tun
könnten!
Sie könnten sich zum Beispiel auch das Projekt
E-Mobile in Berlin anschauen. Aber ich sage Ihnen auch, weil Kollege Ekkamp in
einem vorherigen Debattenbeitrag sehr pingelig war, ob das jetzt bei unseren
U-Bahnen ganz genau so oder anders ist: Es kommt nicht darauf an, dass wir die
Dinge eins zu eins übernehmen. Und ich bin auch kein Verfechter der Übernahme
von Best Practice. Ich sage: Best fit, es muss am besten passen. Das ist das
Entscheidende. Aber lassen Sie sich nicht abhalten von guten Möglichkeiten, die
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