Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 122
anderen Bereichen haben. Nehmen Sie sich ein Beispiel!
Ich komme jetzt noch zu den ÖBB. Ich kann mir dieses Thema leider nicht
entgehen lassen. Es gibt nur SPÖ-Mandatare beziehungsweise SPÖ-Verantwortliche
für die ÖBB in Wien. Wir haben eine Liesinger Mandatarin als
Verkehrsministerin. Wir haben in dieser Stadt einen SPÖ-Verkehrsstadtrat. Wir
haben eine Eigentümervertreterin von der SPÖ. Und es gelingt Ihnen jetzt
wirklich, dass wir mit dem neuen Fahrplan in Wien einen weniger dichten
ÖV-Verkehr haben als zuvor! Sie haben das immer verteidigt und gesagt, dass Sie
in den ÖV investieren. Jetzt kommen wir aber erstmals in eine Situation, dass
es weniger Angebote gibt als zuvor.
Früher hatten Sie es ja leicht: Da konnten Sie sagen: Die schwarz-blaue
Bundesregierung ist schuld! Kollege Madejski hat das schon eingeworfen. Und
diesbezüglich können wir Sie nicht aus der Ziehung nehmen! Sie haben jetzt in
der Bundesregierung jemanden sitzen, der sogar aus Liesing kommt, und ich kann
überhaupt nicht verstehen, dass jemand aus dem Westen Wiens sich nicht gegen
die Intervallverschlechterungen für die Bürger aus dem Westen Wiens, wie sie
nun kommen, engagiert! Bis zu 40 Züge sollen für alle, die westlich von
Hütteldorf unterwegs sind, ausfallen. Das ist unglaublich, meine Damen und
Herren!
Und es geht sogar so weit, dass die Intervalle der S50 von 30 Minuten
auf einen Stundentakt erhöht werden. Ich glaube, es ist den meisten Leuten in
der Stadt überhaupt noch nicht bewusst, dass dieser Schnellbahnverkehr von 30
Minuten auf eine Stunde erweitert wird! Und dann wollen Sie uns noch
weismachen, dass Sie für den öffentlichen Verkehr sind? (GR Karlheinz Hora:
Was macht denn Herr Pröll?)
Wenn Sie hier Herrn Pröll ansprechen: Das ist genau der Punkt: Warum
setzen Sie sich nicht zusammen und diskutieren gemeinsam mit den ÖBB? Sie mit
Ihrer Parteigenossin müssten sich ja viel leichter tun, mit ihr auszumachen,
wie Sie den ÖV in dieser Stadt verbessern!
Aber Sie machen es anders: Sie glauben den ÖBB, dass nicht so viele
Fahrgäste dann direkt zum Hauptbahnhof kommen werden und wir keine zweite
U-Bahn-Linie brauchen werden. Ich prophezeie Ihnen: Die Leute, die aus dem 16.,
17., 18., 19. Bezirk et cetera nach Salzburg fahren wollen, werden in der Stadt
genau die Zeit verlieren, die sie auf der Westbahn mit einem milliardenteuren
Ausbau nun gewinnen, weil die Wiener Linien keine entsprechende Anbindung an
die neue Westbahnverbindung in Meidling oder mit einer S45-Verlängerung haben
werden. Es wird noch nicht einmal angedacht, das innerstädtische Verkehrssystem
zu ändern, weil es auf der anderen Seite ein neues Hauptverkehrssystem geben
wird. Ich weiß, welche Kontakte Sie zu den ÖBB haben. – Offensichtlich gar
keine! Es funktioniert nämlich hinten und vorne nicht. Ich hoffe, ich wühle im
Moment nicht in Ihren Wunden! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Zur Verbindung Wien – Bratislava. Das muss
man sich vorstellen: Wir reden von der Region Wien und davon, dass wir Grenzen
abschaffen und dass wir den Verkehr insgesamt verdichten wollen. Dann streichen
wir jedoch bei der Verbindung Wien – Bratislava fünf Zugspaare! Das ist
doch das vollkommen falsche Signal! Wir wollen den Leuten bessere Angebote im
ÖV bringen und streichen gleichzeitig solche Züge
Ebenso werden Züge auf der Verbindung St Pölten – Wien bis
zur Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes gestrichen. Das heißt, drei Jahre lang
werden nun die Pendler, die aus dem Westen nach Wien kommen, von St Pölten
verstärkt mit dem Auto in die Stadt hereinfahren. Dafür sind Sie verantwortlich
und nicht Herr Pröll! Dafür sind Sie verantwortlich, wenn Sie nicht gemeinsam
mit Herrn Pröll und mit den ÖBB sicherstellen können, dass wir den Pendlern ein
entsprechendes Angebot machen, anstatt dieses so auszudünnen, dass danach viel
mehr Leute mit dem Auto nach Wien kommen müssen. Meine Damen und Herren! Das
kritisiere ich bei Ihnen: Ihre Sonntagsreden sind anders als Ihre tatsächliche
Politik. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Kommen wir noch zu den U-Bahnen, wie es sich
mein Kollege Hora gewünscht hat. An den Hamburger Hauptbahnhof sind drei
U-Bahnen und sieben S-Bahnen angebunden, an den Frankfurter Hauptbahnhof drei
U-Bahnen, sieben S-Bahnen und drei Straßenbahnen, der Hauptbahnhof in Amsterdam
hat drei U-Bahn-Verbindungen und der Hauptbahnhof in München vier
U-Bahn-Verbindungen. (Zwischenruf von GR Karlheinz Hora.)
Herr Kollege Hora! Meine Damen und Herren! Ich glaube, das sind genug
Beispiele, damit Sie wissen, wo Sie Ihre Prioritäten in Zukunft setzen sollen!
Ich glaube, dass das dringend notwendig ist!
Kollege Ekkamp hat zum Abschluss gesagt: Das bisschen, das in Hamburg
in der Nacht mit der U-Bahn gefahren wird, ist eh nur eine Kleinigkeit. Ich
schlage Ihnen vor: Schauen Sie sich das einmal an!
Wenn Sie so viel U-Bahn-Betrieb in Wien machen würden, wären wir
dankbar. Mehr brauchen Sie nicht zu machen. – Ich danke Ihnen herzlich. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Troch. Ich erteile es ihm.
GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich glaube, eine Partei, die Wien mit absoluter Mehrheit regiert, kann
sich glücklich schätzen, wenn die Opposition in der Debatte zur
Stadtentwicklung und Verkehr Folgendes ausführt.
Ich möchte zunächst Herrn Madejski zitieren: Er bezeichnet die Seestadt
Aspern als „sehr herzeigbares Projekt“. – Das finde ich interessant, und
ich stimme mit ihm absolut überein!
Madejski sagt dann weiter, dass es aber in Wien zu
viele Projekte gibt. – Ich meine, es gibt überhaupt nicht zu viele
Projekte! Es geschieht einfach etwas in Wien mit den Steuergeldern der
Wienerinnen und Wiener, und das belebt auch die Wirtschaft. Ich glaube, Kollege
Madejski, es ist an Ihnen ganz einfach vorbeigegangen, dass wir
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