Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 122
es sich, dass vor allem beschäftigungsintensive Betriebe oder Branchen
Wien für immer den Rücken gekehrt haben. Die Wiener Stadtregierung müsste ihren
wirtschaftspolitischen Kurs rasch in Richtung Beschäftigungssicherung ändern.
Frau StRin Brauner hat heute am Vormittag gesagt, dass sich 2008
59 Betriebe neu in Wien angesiedelt haben. – Das mag schon sein, aber
wie viele Betriebe sind inzwischen abgewandert?
Ich nehme jetzt ein Beispiel aus dem Eishockey: Da gibt es immer eine
Plus-Minus-Statistik, nach der ein Spieler bewertet wird, so lange er auf dem Spielfeld
ist. Ein Plus gibt es, wenn die Mannschaft ein Tor schießt, und ein Minus gibt
es, wenn die Mannschaft ein Tor bekommt, so lange er auf dem Feld ist. Wir
würden hier eine Plus-Minus-Statistik der Wiener Stadtregierung und auch der
Wiener Stadtplanung in dem Sinne brauchen, wie viele Betriebsansiedelungen es
unter Abzug jener Betriebe gab, die abgesiedelt wurden. Das wäre eine
interessante Zahl! Ich nehme an, dass wir dann wahrscheinlich im Zehner- oder
Zwanzigerbereich liegen würden!
Die Liste der abgesiedelten Betriebe in den letzten Jahre ist relativ
lang: Inzersdorfer, Unilever, Grundig, Baxter, Novartis, IBM. Viele Unternehmen
haben ihre wirtschaftliche Zukunft eher anderswo und nicht in Wien gesehen,
daher haben nicht weniger als 17 Prozent der Wiener Betriebe in den letzten
Jahren Betriebsstätten an andere Standorte innerhalb oder außerhalb Österreichs
verlegt.
Ich nenne jetzt den LKW-Erzeuger MAN aus der Brunner Straße im
23. Bezirk. Die Geschäftsführung war ein paar Mal hier vor Ort im Rathaus
und hat um ein Grundstück in Wien gebeten. Sie bekamen dann ein Grundstück in
Hennersdorf, und daher wurde ein großer Teil der Produktion nach
Niederösterreich ausgelagert. Diesfalls hätten wir uns schon mehr Engagement
seitens der Stadt erwartet!
Sehr geehrte Damen und Herren! Die mangelnde Kompetenz bei den
Betriebsansiedelungen wirkt sich auch auf die Wirtschaftsdaten aus. Wenn man
sich den Index ansieht, dann stellt man fest, dass Wien bei der Zunahme der
Exporte hinter den anderen Bundesländern nachhinkt. Die Führung haben die
Steiermark und Tirol, und erst an vierter oder fünfter Stelle kommt Wien. Dabei
war der Export in den letzten Jahren der Konjunkturmotor, mit dem in Wien
Arbeitsplätze geschaffen werden können hätten. Wir haben auch von den Vorrednern
der ÖVP gehört, dass Wien relativ großen Aufholbedarf hat.
Standortbewertung ist, glaube ich, ganz wichtig für die Wiener
Stadtentwicklung. In der Bewertungsstatistik kommen wir nicht gut weg. So etwa
weist das City Monitoring der Firma Cushman & Wakefield in Wien ein
Abrutschen der Standortqualität von Platz 20 im Jahre 1990 auf Platz 26 Ende
2008 aus. Allein von 2007 auf 2008 sank in Wien die Standortbeliebtheit um zwei
Plätze. – Da muss man wirklich kein Hellseher sein, sondern nur mit offenen
Augen durch die Stadt gehen, um zu sehen, dass wir uns inzwischen nicht
verbessert haben werden. Auch da wäre mehr Engagement nötig!
Stadtplanung bedeutet nicht nur stupide Wohnraumbeschaffung. Es
bedeutet vielmehr, die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt an das
Bevölkerungswachstum anzupassen. In diesem Bereich – das muss man ehrlich
sagen – hat die Stadt versagt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Abschließend komme ich, weil das die
anderen Fraktionen sehr interessiert hat, zum diesem Hotelprojekt im Zusammenhang
mit der PolAk. – Ich möchte einmal festhalten: Es hat diese
Bürgerversammlung gegeben. Mich hat gewundert, dass Kollege Troch jetzt ganz
wüst gegen dieses Projekt vorgegangen ist. Ich war selbst dort, habe aber
Kollegen Troch dort nicht gesehen. Ich habe die Herren Kollegen Madejski,
Al-Rawi und Maresch gesehen, und es waren auch einige andere Kollegen von der
SPÖ dort, Herr Kollege Troch war jedoch nicht dort.
Bei dieser Bürgerversammlung wurde vom Sprecher der Bürgerinitiative,
Mayr-Harting, ein Konzept präsentiert. Und ich habe genau aufgepasst. Er hat
drei- oder viermal gesagt, dass dieses gemeinsam mit den Kollegen und
Kolleginnen von der PolAk erarbeitet wurde. Hintergrund ist: Die PolAk hat vor
zwei, drei Monaten ein Projekt präsentiert. Die Anrainer waren strikt dagegen.
Daher hat sich die PolAk mit der Bürgerinitiative zusammengesetzt und ein
Konzept erarbeitet. Und ich meine, etwas Schöneres kann der ÖVP nicht
passieren, als wenn dann der Sprecher der Bürgerinitiative vor zirka 200 Leuten
ganz stolz sagt: Ich präsentiere euch jetzt mein Projekt. Mehr kann ich nicht
sagen, liebe Kollegen und Kolleginnen! (Beifall bei der ÖVP. –
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Deshalb möchte ich Kollegen Madejski jetzt etwas sagen, was ich ihm
auch schon vor Ort gesagt habe: Das Ganze ist ein Konzept. Ich gebe auch zu,
dass das Verkehrsgutachten – ich möchte einmal sagen –
diskussionswürdig ist. Da wird man sicherlich noch einiges tun können.
Ich möchte aber festhalten: Der Springerpark wird für die Öffentlichkeit
geöffnet, und der Kinderspielplatz wandert von der Marillenalm in derselben
Größe und mit denselben, ein bisschen modernisierten Geräten in den
Springerpark. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.)
Du warst selbst dort! Wir wissen das noch nicht einmal, weil die MA 69
säumig war – obwohl versprochen war, dass sie das bis zur Bürgerinitiative
hat –, einen Abtretungsvertrag oder Tauschvertrag für die
33 000 m² PolAk-Grund und die 8 000 m² Marillenalm-Grund zu
machen. All das wurde dort gesagt. Lieber Rüdiger Maresch! Die Anrainer dort
haben sich positiv geäußert. Du hast dich sehr negativ geäußert, du warst ja im
Vorwahlkampf, eh klar! Mir ist aber wirklich kein Anrainer in Erinnerung, der
strikt dagegen war. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.)
Lass mich bitte ausreden! Die dortige
Verkehrsordnung ist hinterfragenswert beziehungsweise diskussionswürdig. Das
gebe ich zu. Außerdem muss die Durchgängigkeit des Parks gewährleistet sein,
und es wird nicht so leicht werden, das sicherzustellen. Ich möchte
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