Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 122
die man als verschwendet betrachten kann und zumindest 10 Prozent
davon sollten unverzüglich eingespart werden. Das ist für uns eine wichtige,
eine alarmierende Zahl, denn wir wissen, dass die demographische Entwicklung,
die Entwicklung der Medikamentenpreise und so weiter ohnehin schon einen schwer
abzubremsenden Kostenfaktor darstellen. Hoch an der Zeit, dass wir dort, wo wir
es können, endlich effizient arbeiten.
Was das IHS in dem Zusammenhang noch festgestellt hat, ist, dass
Spitäler in der Größe zwischen 200 und 400 Betten die effizientesten sind. Wir
setzen in Wien im Gegensatz zu dieser nachvollziehbaren Erkenntnis seit dem AKH
auf Megastrukturen. Das Krankenhaus Nord mit seinen mehr als 750 Betten ist ein
weiterer Weg in eine Richtung, die zu Recht kritisiert wird und wo wir im
Interesse von Effizienz und auch Menschlichkeit in unseren Institutionen längst
auf kleinräumlichere Strukturen in den Spitälern setzen sollten.
Betreffend das Krankenhaus Nord müssen wir das nicht wiederholen, was hier
schon allerorts und immer wieder gesagt wurde, hinsichtlich der noch unklaren
Situation, was den Zuschlag für die Bieter oder den Ankauf überhaupt des
Grundstücks betrifft. Wir meinen, hier sollte endlich effizient und vor allem
unabhängig kontrolliert werden.
Wir bringen daher heute einen Antrag ein, dass es ein unabhängiges
Expertengremium geben soll, das vom Kontrollamt eingesetzt wird und in einer
begleitenden Kontrolle sicherstellt, dass die Dinge nicht im Nachhinein
aufklärungswürdig, sondern von vornherein richtig eingehängt und abgewickelt
werden. Wir hoffen sehr, dass im Interesse der Effizienz der Spitäler und der
Spitalsweiterentwicklung diesem Antrag zugestimmt wird.
Das zweite Thema, das ich in dem Zusammenhang besonders betonen möchte,
sind die Baustellen, die es in ganz zentralen Versorgungsbereichen weiterhin
gibt. Damit kommen wir ein weiteres Mal zur Psychiatrie. Der
Regionalstrukturplan für Gesundheit hat hier scharfsichtig festgestellt, dass
es eine engere Vernetzung zwischen ambulanter und stationärer Arbeit geben
sollte. Dem ist nichts hinzuzufügen, das ist bloß umzusetzen. Mit dem Umstand,
dass endlich der längst überfällige Wechsel im Chefarztbüro des Psychosozialen
Dienstes stattfinden wird, wird es jetzt die Voraussetzung geben, dass der
Reformstau im Psychosozialen Dienst bewältigt werden kann und dass wir endlich
eine Situation haben, wo wir einen integrativen Ansatz in der Psychiatrie
umsetzen können.
Wir bringen daher einen entsprechenden Antrag ein, dass der Vorrang der
ambulanten vor der stationären Versorgung, eine Koordination aller an der
psychiatrischen Versorgung beteiligten Dienststellen und die Eingliederung der
psychiatrischen Versorgung in die allgemeine soziale und medizinische
Versorgung endlich vorangetrieben werden soll. Wir ersuchen in diesem
Zusammenhang um die sofortige Abstimmung des Antrages.
Noch ein weiterer Punkt, der, meine ich, jetzt insbesondere im
Zusammenhang mit der Verlagerung der psychiatrischen Abteilungen in die
Schwerpunktspitäler dringend umgesetzt werden soll, ist die Abschaffung der
Netzbetten, die international und in Westeuropa insbesondere längst schon im
Museum vorzufinden sind. Nur in Wien und in einigen osteuropäischen Ländern
setzt man noch auf diese überkommene Form der Behandlung von psychisch Kranken.
Die SPÖ missversteht unsere Anträge zum Schaden der Patienten und Patientinnen
immer als einen Vorschlag, wir würden für geschlossene Psychiatrie
argumentieren. Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen, dass Menschen nicht
gedemütigt und nicht unzulässig durch Netzbetten in eine Situation gebracht
werden, die sie in ihrer psychischen Situation, in ihrer schwierigen
Ausnahmesituation noch entwürdigt und, so sagen mir Psychiater und
Psychiaterinnen, in eine noch viel schrecklichere gesundheitliche Situation
bringt. Räumlichkeiten, die wohnlich sind, wo Menschen vor sich oder für andere
geschützt werden sollen, wo sie auch die Möglichkeit haben, sich zu bewegen,
sind dem vorzuziehen, sagt die internationale Psychiatrie. Es ist Zeit, dass wir
in Wien auch so weit kommen. Mit dem Neubau und der Eingliederung der
Psychiatrieabteilungen in die Schwerpunktspitäler wäre dazu jetzt endlich ein
Anlass gegeben.
Es gefällt uns in dem Zusammenhang auch nicht, dass man, und das ist
eine richtige und gute Entscheidung, wenn man in den Schwerpunktspitälern
Rudolfstiftung und Krankenhaus Hietzing die psychiatrischen Abteilungen
eingliedert, nicht ernst macht mit einer sozialen Eingliederung der Patienten
und Patientinnen in die Spitäler, sondern dass man hier wieder auf Absonderung
setzt. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum man, wenn man in der Rudolfstiftung
neu baut, darauf verzichtet, im Krankenhausareal selbst zu bauen, sondern über
die Straße an den Häuserblocks am ehemaligen Grundstück der Schule die
psychiatrische Abteilung einrichtet, damit dann jeder weiß, dass diejenigen,
die links von der Juchgasse hineingehen, die Psychiatriepatienten und deren
Besucher sind und diejenigen, die rechts hineingehen, Hals-, Nasen- oder
Ohrenentzündungen oder sonst irgendetwas haben. Diese Aussonderung ist wieder
der Beweis einer Haltung, die längst schon der Vergangenheit angehören sollte.
Im Krankenhaus Hietzing ist es noch schlimmer. Dort wird ein Pavillon vom
Geriatriezentrum am Wienerwald schlicht und einfach als Psychiatrie
eingerichtet. Wir halten das für eine verfehlte Politik. Wir appellieren in
diesem Zusammenhang an die Vernunft und an den Weitblick der Politik und
erwarten uns, dass man entsprechende räumliche Vorkehrungen trifft, die es
ermöglichen, dass Menschen, die in die Psychiatrie als Patienten kommen, nicht
ausgesondert, sondern integriert sind. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ein weiterer Antrag, der sich mit der Integration
psychiatrischer Patienten beschäftigt, wo wir meinen, dass mit dem Neubau und
der Neuorientierung des PSD auf Chefarztebene ein Zeitfenster gegeben ist,
richtige Entscheidungen zu treffen, betrifft die Eingliederung der
sozialpsychiatrischen Ambulatorien in eben genau diese beiden neuen
Schwerpunktabteilungen. Wir glauben,
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