Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 112 von 122
dann frage ich mich eigentlich: Was ist in Wien in Wahrheit noch
sozial? Ich werde einige Punkte ansprechen, und Sie werden sehen, es ist nicht lustig,
wie es in Wien mit dem Sozialen derzeit zugeht.
Ich gehe einmal auf das Krankenhaus Nord, das jetzt ja viel besprochen
worden ist, ein; schauen wir uns das Krankenhaus Nord an. (GR Kurt Wagner:
Kann man noch nicht hingehen, weil es das noch nicht gibt! - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das
steht ja noch nicht!) Es wird viel gerühmt, was alles dort hinkommt. Man
verwechselt es schon: Einmal kommt es nicht hin, dann kommt es wieder hin. Es
ist also ein reines Phantomspital, dieses Krankenhaus Nord. (StR David
Ellensohn: Es gibt auch Phantomschmerzen! - Weitere Zwischenrufe.)
Was passiert? Eines - das muss ich sagen, Frau Stadträtin - habe ich
von Ihnen noch nicht gehört, zum Beispiel, dass wir im Krankenhaus Nord auch
einmal eine Urologie brauchen. Das ist nämlich ganz wichtig, genau in
Floridsdorf! Sie wissen auch ganz genau, dass es zum Beispiel im SMZ-Ost zu
sehr langen Wartezeiten kommt, bei OPs oder auch bei Ambulanzen. Ich erinnere
Sie zum Beispiel nur - das habe ich Ihnen schon einige Male gesagt - an den
viel gepriesenen Linearbeschleuniger, der jetzt hoffentlich bald kommen wird.
Ich sage Ihnen, Sie werden auch in diesem Krankenhaus Nord die Urologie
brauchen, das ist ganz wichtig. Sie wissen, das ist einer der größten Bezirke
Wiens, und die demographische Entwicklung sagt Ihnen ja alles noch dazu. Es
wird immer mehr Zuzug erfolgen, aber, wie gesagt, eine Urologie gibt es derzeit
nicht. Allerdings sind Sie ja noch in der Planungsphase, Sie können noch
planen. Ich hoffe, Sie planen um und denken auch in diese Richtung.
Erreichbarkeit dieses Krankenhaus: Wie werden wir das Krankenhaus Nord
erreichen? U-Bahn-Anbindung gibt es bis heute keine, man spricht ja gar nicht
mehr darüber. Wie kommt man dort hin? Mit einem Auto; ja, okay, man fährt dort
hin. (Ruf bei der ÖVP: Mit dem Fahrrad!) Oder mit dem Fahrrad, ja, das
wäre auch eine Möglichkeit. Dann fährt man die kranken Leute dort mit dem
Fahrrad oder mit der Rischka hin. (Ruf bei den GRÜNEN: Rikscha! - Weitere
Zwischenrufe.)
Aber es ist ja gar nicht lustig. Sie bauen dort über 900 Parkplätze,
und 186 davon sind für die Ambulanz und für die Besucher da, also wieder einmal
viel zu wenig! Aber, wie gesagt, Sie sind ja noch in der Planungsphase, Sie
können auf jeden Fall noch umplanen. Vielleicht wird sich das auch ändern, und
es werden dort bis 2015 noch mehr hinkommen.
Wie schaut es zum Beispiel mit der Rehabilitation von Kindern und
Jugendlichen aus? Die findet an und für sich größtenteils in Akutspitälern
statt. Von einer kindergerechten Atmosphäre oder Ausstattung oder gar einer
Unterbringung mit Gleichaltrigen oder psychologischer Betreuung oder
Vermittlung von Lerninhalten können Kinder und Jugendliche in Wien in Wahrheit
ja nur träumen, Frau Stadträtin! Aber da gibt es vielleicht heute eine Antwort
von Ihnen, und auf die bin ich sehr gespannt.
Kommen wir zum Drogenbeirat, zu den Drogen. Es wurde vorhin schon kurz
angesprochen, ich bleibe es Ihnen nicht schuldig: letzter Drogenbeirat, Sie
kennen die Delikte, von August bis Oktober, 36 Prozent aller
Suchtmitteldelikte in Wien passieren im 1. Bezirk. Was machen Sie, Frau
Stadträtin? Drogenbeirat - Sie wissen ganz genau, über
17 Millionen EUR gibt es an Budget für den Drogenbeirat und
Therapien. Was machen Sie gegen diesen ... (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sie machen eine Umfrage, und Sie wissen ganz genau, 76 Personen haben
Sie in 77 Gesprächen befragt. Jetzt werden mich aber viele fragen: Wie kann das
passieren, dass 76 Personen 77 Mal befragt worden sind? Dann wird die Frage,
wie das passieren kann, so beantwortet: Da hat sich jemand zweimal angestellt,
dass er zweimal befragt worden ist. Aber ich frage Sie, Frau Stadträtin:
Vielleicht waren das fünf, sechs, sieben oder acht?
Jetzt werden Sie mich fragen, warum das passiert: Wer lässt sich drei,
vier oder fünf Mal interviewen? Na ja, ganz einfach: Sie haben nämlich diesen
Leuten 7 EUR bezahlt, 7 EUR für ein Interview. Jetzt wissen Sie ganz
genau, wie seriös Sie in Ihrer Drogenpolitik überhaupt sind: nämlich gar nicht!
Wenn Ihre Umfragen in Zukunft, mit Hausmeistern und so weiter, ebenso
ausschauen, wenn Sie da auch noch 7 EUR zahlen - na, dann Pfiat di Gott!
Das sind also Ihre sozialen Gedanken, die sich in Wien regen. (Zwischenrufe
bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Frau Stadträtin! Ganz kurz nur zur MA 70: Was haben Sie in der
Zwischenzeit getan? Sie wissen ganz genau, hier hat es diese Briefe an die
Sanität und andere gegeben, die im Krankenstand waren, diese so genannten
Drohbriefe, sage ich, die Beamten und Vertragsbediensteten zugegangen sind und
in denen drinsteht: „Wir sehen uns daher gezwungen, Sie auf die mögliche
dienstrechtliche Folge der Auflösung des Dienstverhältnisses für den Fall
aufmerksam zu machen, dass in absehbarer Zukunft kein maßgeblicher Rückgang der
genannten Dienstabwesenheiten feststellbar ist."
Da frage ich Sie auch: Das machen Sie - weil Sie ja so sozial sind -
für Ihre Sanitäter und für die Wiener Rettung? Da hätte ich Sie auch gern um
eine Antwort gebeten. (GR Kurt Wagner: Die hast du aber bekommen, als wir
uns das letzte Mal die Rettungszentrale angeschaut haben!) Nein, da habe
ich genau die Antwort bekommen, die ich gern heute von der Frau Stadträtin
hören möchte. Es ist nämlich bis heute gar nichts passiert! Sie schauen wieder
weg - das ist ja euer Problem. (GR Kurt Wagner: Es schaut kein Mensch weg!)
Na, wo schaut ihr denn hin? Nur weg! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Kurt
Wagner.)
Ja, Herr Wagner, ich weiß, es tut weh, wenn man sich
als Sozialpartei bezeichnet und dann so handelt. Das tut natürlich weh. Aber,
Frau Stadträtin, jetzt vielleicht ... (Zwischenruf von GRin
Dr Sigrid Pilz.) Frau Dr Pilz, gerade Sie! Sie nehmen wirklich
nicht einmal irgendetwas ernst. Das ist ja ganz wichtig. (StR David
Ellensohn: Sie redet immer zur Sache!) Gerade Sie, Frau
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