Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 121 von 122
gefunden haben.
Inhaltlich ganz anderer Meinung, als in Ihrem Antrag zum Ausdruck
kommt, bin ich persönlich bei der Forderung der Eingliederung der
Regionalstellen des PSD ins Spital. Ich halte das nicht für einen richtigen
Weg. Ich bin sehr der Meinung - und da gibt es auch in Schnittstellenfragen
immer sozusagen Optimierungsbedarf -, dass wir noch besser darauf schauen
müssen, wie Patientinnen und Patienten begleitet werden von der ambulanten
Psychiatrie in die klinische Psychiatrie und auch wieder zurück. Wofür ich nicht
bin, ist, sozusagen örtlich den PSD im Spital anzusiedeln. Ich denke, es war
ganz wichtig, ihn sozusagen herauszubringen, und ich würde das für einen ganz,
ganz großen Rückschritt halten.
Einige Worte noch zu den Schulärztinnen und Schulärzten. Es ist immer
sozusagen alles relativ, und so ist es auch hier. Die Schularztzimmer – nur
damit es hier zu keiner Legendenbildung kommt - sind nach ganz klaren Kriterien
eingerichtet. Es gibt ein Schema der Stadt Wien, das hier auf die
Schulärztinnen und Schulärzte anzuwenden ist. Bei allem, was Sie gesagt haben,
darf man eines nicht vergessen: dass die Schulärztinnen und Schulärzte alle
Ferien haben, wie sie auch in der Schule sind, aber 14 Mal ihr Gehalt beziehen
- und ich stehe auch dazu und halte das auch für gut und für richtig – und dass
Sie diese Ausstattung mit Schulärztinnen und Schulärzten in keinem anderen
Bundesland finden werden.
Einige Punkte zum zweiten großen Bereich - man könnte und müsste hier
noch viel länger über sowohl den Gesundheits- als auch den Sozialbereich
sprechen, ich bemühe mich aber trotzdem, mich kurz zu fassen -, zum Thema
Soziales. Kollege Ellensohn, die Frage, die Sie hier immer stellen, ist: Was
machen wir mit der Armut? Und ich stehe nicht an, hier immer zu sagen:
Österreich ist eines der reichsten Länder, Wien ist eine der reichsten Städte,
und wir dürfen uns mit keiner einzigen und keinem einzigen Armen in dieser
Stadt abfinden, sondern das muss immer zu Unzufriedenheit führen und muss immer
dazu führen, dass man schaut, dass man noch besser wird. Ich empfinde nur zwei
Dinge immer als problematisch. Das eine ist, dass Sie sich immer hier
herausstellen und quasi dozierend und als Oberlehrer sagen, was man alles
machen müsste und könnte und was alles nicht stattfindet - was nicht der
Realität entspricht. Und der zweite Punkt ist, dass Sie das zwar immer
bestreiten, aber trotzdem immer ein bisschen so unterschwellig mitgeben, dass
die Inanspruchnahme von Sozialleistungen ja eigentlich zeigt, wie arm die
Menschen sind.
100 000 Menschen, die Sozialhilfe beziehen, das ist natürlich eine
Zahl, die sehr, sehr hoch klingt. Tatsache ist, dass sozusagen die Differenz
zwischen 90 000 und 95 000 und die zwischen 95 000 und
100 000 an sich gleich ist, es aber trotzdem sozusagen anders klingt und
wir uns damit auch nicht zufriedengeben können und auch nicht einfach sagen
können, das ist so. Aber wenn ich mich entscheiden kann, ob ich in Wien lebe,
mit 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, wo immerhin 100 000
Menschen Sozialhilfe beziehen und wo wir auch wissen, dass es uns durch viele
Maßnahmen in dieser Stadt gelungen ist sicherzustellen, dass die Zahl jener
Menschen, die ausschließlich von Sozialhilfe leben, in den letzten Jahren nicht
signifikant angestiegen ist, sondern ausschließlich die Zahl jener, die neben
Transferleistungen noch Sozialhilfe brauchen, oder ob ich in Oberösterreich
lebe, wo es 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gibt, aber nur
zwischen 4 000 und 6 000 Menschen Sozialhilfe beziehen, weil die soziale
Schwelle eine so hohe ist, um diese Leistung in Anspruch zu nehmen, dann weiß
ich genau, wofür ich mich entscheide.
Und wir wissen auch, was es ist, was Städte und Staaten armutssicher
macht: Es ist eine gute Mischung von Sachleistung und Geldleistung. Und da,
denke ich, sind wir in Wien genau auf dem richtigen Weg. Denn: Der
Gratiskindergarten ist eine Maßnahme, die allen zugute kommt, und ein gegen
Armut sichernder Wohlfahrtsstaat ist auch einer, der allen zugute kommt, der
aber ganz besonders jene unterstützt, die es besonders schwer haben. Wir
wissen, dass ein niederschwelliger Zugang zur Gesundheitsversorgung ganz
besonders den sozial Schwachen zugute kommt, ihnen viel mehr zugute kommt, als
das Geldleistungen jemals können. Wir wissen ebenso – auch wenn das heute nicht
das Thema ist -, dass der kommunale Wohnbau in dieser Stadt nicht wegzudenken
ist aus der Sozialpolitik, denn er führt ganz stark dazu, dass Menschen von
Armut verschont bleiben. Und das gilt für viele, viele andere Maßnahmen auch
noch.
Ein Punkt, der mir hier auch ganz besonders wichtig erscheint, ist,
dass wir gerade in der Zeit der Krise sehen, dass der Wohlfahrtsstaat
funktioniert. Denn wenn man sich anschaut – liebe Monika Vana, das ist nicht
lustig, sondern das ist die Wahrheit! -, wie die Situation in anderen Staaten
und Städten Europas aussieht - und es ist auch den GRÜNEN zumutbar, nicht nur
in Wien zu leben, sondern auch ein bisschen im Vergleich -, dann sieht man, wie
es in anderen Millionenstädten zugeht, dann sieht man, wie dort die Armut
steigt (GR Mag Gerald Ebinger: Aber der
Strom ist billiger dort!), dann sieht man, wie dort die Arbeitslosigkeit
steigt, dann sieht man, wie dort der Konsum einbricht, und dann sieht man, dass
das in Wien und in Österreich nicht der Fall ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke - und möchte mit dieser Zahl schließen,
die, meine ich, sehr gut zeigt, wie der Wohlfahrtsstaat funktioniert -, dass
wir eine dreimal so hohe Armutsrate hätten, hätten wir nicht den Sozialstaat
und hätten wir nicht die Sozialleistungen. Das bedeutet nicht, dass wir uns
zurücklehnen können und nichts mehr zu tun brauchen, aber, lieber Kollege
Ellensohn, es ist ein Leichtes, die Liste jener Delegationen zu organisieren,
die nach Wien kommen, um sich die Leistungen der MA 40 oder die Leistungen
eines FSW oder die Leistungen des Wiener Wohnbaus anzuschauen. Also dass es
mittlerweile so sein sollte, dass Wien hier nicht Vorzeigestadt ist, diese
Illusion kann ich dir gerne nehmen, denn du findest keine andere Stadt in
Europa, die das in diesem Ausmaß
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