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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 26.01.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 81

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag Gudenus gemeldet. Ich erteile ihm das Wort

 

10.31.28

GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wie man sieht, ist die bildungspolitische Kompetenz der GRÜNEN anscheinend mit Frau Jerusalem in Pension gegangen! (GRin Dr Sigrid Pilz: Das ist eine Frechheit!) Was hier an kommunistischen Ansätzen zu hören war, ist kaum zu überbieten! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)

 

Und Kollege Vettermann ist zwar sehr schwungvoll zum Rednerpult geeilt, aber umso weniger schwungvoll und ohne Pathos war seine Rede. Wirklich zukunftsweisend war das nicht! Zu dem, was Sie heute präsentiert haben, möchte ich sagen: Nichts Neues bei der SPÖ. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wenn es um mehr Lehrer, bessere Räumlichkeiten und Gebäude und bessere Strukturen geht, schlage ich vor, dass wir zum Beispiel die Hauptschule in der Geblergasse betrachten, wo seit einem Jahr ein Wasserschaden im Turnsaal besteht, der noch immer nicht behoben wurde, und der Turnsaal noch immer nicht benützt werden kann. Im Hinblick darauf frage ich mich, wo denn die Investitionen in die Räumlichkeiten und in Schulgebäude wirklich stattfinden!

 

Meine sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Sie von der inneren Differenzierung schwärmen, dann kann ich nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube!

 

Die traurigen Ergebnisse der PISA-Studie und vieler anderer Studien, mit denen wir in den letzten Jahren vor allem hier in Wien konfrontiert waren, sprechen Bände. Aber man braucht gar nicht Studien zur Hand zu nehmen, man braucht nur in die Realität, in die Schulklassen hineinzuschauen. Dort beweist sich das jahrzehntelange Versagen der SPÖ vor allem in Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Die Ergebnisse der Studien waren traurig genug, noch trauriger ist jedoch die Diskussion, die im Anschluss an die Studien jetzt stattfindet. Es ist noch viel trauriger, welche Schlussfolgerungen aus den Studien gezogen werden! Kaum war der erste Schock der Studie verdaut, konzentriert sich die Bundesregierung wieder auf ihre Kernkompetenz, nämlich Streiten. Das ist das Einzige, was sie anscheinend können! Und das Einzige, was Sie hier als Therapie heranziehen, ist eine Veränderung der Schulform. – Das kann ja wohl nicht das Einzige sein! Es muss über Inhalte diskutiert werden, über die wichtige Lehrerausbildung, den Stellenwert der Lehrer, die Lehrpläne, das wichtige Thema der sprachlichen Integration in den Schulen und vor allem der Integration in den Schulen in der Bundeshauptstadt Wien. Das sind die Themen, die diskutiert werden müssen. Sie aber streiten in gewohnter Weise am Thema vorbei. Sie streiten über die Schulform und bezeichnen die Gesamtschule als das neue Allheilmittel der Schulproblematik. Damit befinden Sie sich aber auf dem falschen Dampfer, meine sehr geehrten Damen und Herrn!

 

Es werden ja regelrecht Glaubenskriege über die Schulform geführt, anstatt dass man sich wirklich einmal Gedanken darüber macht, was unsere Kinder nach vorne in die Zukunft bringt und sie gescheiter macht. Zukunftsfähig sollte die Jugend sein, und es sollten nicht ewiggestrige Konstrukte über sie darübergestülpt werden! Das lehnen wir ab, meine sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die PISA-Studie bietet natürlich sehr viel Grund nachzudenken. Es gibt viel Reformbedarf, aber wenn Sie jetzt mit einer „Soko Lesen“ aufwarten, die jetzt in den Zeitungen präsentiert wird, sehr geehrte Frau Kollegin Wehsely, dann frage ich mich wirklich: Da wird eine „Soko“ eingerichtet. Sind die Schüler jetzt Kriminelle? Ich weiß nicht! Sie sind ja nicht schuld daran, dass sie im Lesen teilweise versagen. Schuld ist vielmehr das System! Schuld sind die Politik und vor allem die SPÖ-Wien, aber nicht die Schüler! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Eigentlich sollte es eine „Soko SPÖ-Bildungspolitik“ geben, damit einmal die Versäumnisse und die Mängel aufgeklärt werden, die Sie in den letzten Jahrzehnten verbrochen haben! Dafür bräuchte man eine „Soko“, aber nicht eine „Soko Lesen“ und schon gar keine „Soko Schüler“!

 

Wir brauchen nachhaltige Lösungen. Es ist Tatsache, dass die Gesamtschule, wie Sie sie fordern, viele Milliarden kostet, aber keinen Mehrwert bringt. Sie ziehen immer das finnische Model heran. Wir haben uns dieses sehr genau angeschaut, weil Finnland unter den europäischen Staaten sehr oft an der obersten Spitze der Studien liegt. Im Hinblick darauf sage ich: Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Schauen wir uns Finnland kurz an! Finnland hat kein Zuwandererproblem in den Schulen, denn Finnland hat keine verantwortungslosen Politiker, die eine Integrationsmisere zugelassen haben. Finnland hat nicht solche SPÖ-Politiker. Dort funktioniert es eben! Finnland hat kein Integrationsproblem an den Schulen. Das hat Finnland Wien voraus, und das muss man sehen. Und auch viele andere Faktoren sprechen dafür, dass nicht die Gesamtschule in Finnland dafür verantwortlich ist, dass das Ergebnis dort so gut ist, sondern dass eben das Schulsystem insgesamt gut ist.

 

Ich komme schon zu den Schlussfolgerungen, die aus der Debatte, der Bildungsmisere und den negativen Ergebnissen der Studien zu ziehen sind. Wichtig ist vor allem die sprachliche Integration vor Schuleintritt. Es sollte nichts dem Zufall überlassen werden.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Herr Kollege Gudenus! Ich bitte, zum Schlusssatz zu kommen!

 

GR Mag Johann Gudenus, MAIS (fortsetzend): Ich komme schon zum Schlusssatz: Zuerst Deutsch, dann Schule! Das sollte das Moto sein, das wir beherzigen müssen. Der Stellenwert der Lehrer sollte gehoben werden. Und es darf, bitte, keine sozialistische bis kommunistische Bildungspolitik auf die Schüler losgelassen werden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster

 

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