Gemeinderat, 6. Sitzung vom 31.03.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 100
auch eine psychische Frage, ist da schon wesentlich. Das heißt, auf der einen Seite können wir uns mit den Pavillonstrukturen niemals mit den anderen Bundesländern benchmarken oder auch mit einem Zentralbau, weil es einfach kostenaufwändiger im Betrieb ist.
Und die konkrete Frage, die Sie gestellt haben, ist auch relativ dramatisch zu beantworten, nämlich: Damit ich eine Generalsanierung eines derartig alten Pavillons zustande bringe, kostet mich das zwischen 120 und 130 Prozent, also 20 bis 30 Prozent mehr als der Neubau.
Der Vorteil ist - und jetzt könnte man sagen: „Na, warum habt’s ihr das nicht schon ewig gemacht?“ Da gibt es mehrere Gründe. Auf der einen Seite ist ein Grund der Denkmalschutz, zweitens ist ein Grund genau das, was Sie gesagt haben, dass viele sagen: „Es ist aber eigentlich wunderschön.“, dass sozusagen das System auch eine hohe Sympathie hat. Und das muss man auch ganz offen sagen, dass natürlich die Generalsanierung eines Pavillons weniger kostet, als ein neues Spital zu bauen. Daher aber jetzt auch der Plan bis zum Jahr 2030, dass das Wilhelminenspital gemeinsam mit dem Otto-Wagner-Spital geführt wird, was auf der einen Seite ja eine große Veränderung durch die Dezentralisierung der Psychiatrie mit sich bringen wird, und auf der anderen Seite das Krankenhaus Hietzing zu einer geschlossenen Bauweise zu bringen, jetzt mit einem Masterplan zu beginnen. Da wird eine hohe Investitionssumme notwendig sein, aber es wird dann auch über 2030 hinaus auf der einen Seite medizinisch hochqualitativ sinnvoll sein und zweitens werden das auch Investitionen sein, die nicht frustrierte Aufwendungen sind, weil sie am Ende des Tages mehr kosten, als ein Neubau kosten würde. Aber man muss da ehrlich sein, es muss natürlich für einen quasi Neubau mehr Geld auf einmal in die Hand genommen werden und daher ist die Sanierung immer das Einfachere, aber nicht das Nachhaltige.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Univ-Prof Dr Frigo gestellt. Bitte schön.
GR Univ-Prof Dr Peter Frigo (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadtrat!
Sie haben in Ihrem Spitalskonzept die Schließung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals. Ich habe als Student die hunderttausendste Schilddrüsenoperation dort assistiert, natürlich nur assistiert, und mir tut da das Herz sehr weh. Die Schilddrüsenerkrankung ist nämlich prinzipiell eine gender-spezifische Erkrankung, Mann zu Frau 1 zu15. Und dass Sie dieses wirkliche Kompetenzzentrum nun ins Krankenhaus Rudolfstiftung stecken möchten, das aus den Nähten platzt, verstehe ich nicht ganz. Ist da was geplant, was dieses Kompetenzzentrum betrifft, das hohe Qualität hat, in ganz Österreich bekannt ist, wenn nicht sogar international? Das ist, finde ich, eigentlich ein schlechter Lohn für die gute Arbeit, die dieses Zentrum leistet.
Darf ich Sie jetzt nun fragen: Wie ist das dann gedacht? Dass das ins KH Nord kommt oder ist das vorübergehend in der Stiftung? Wie ist da der genaue Plan, weil es mir wirklich leid tut?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich bin ja fast ein bissel, wie soll ich sagen, sprachlos, weil ich nicht glaube, dass Sie diese Frage ernst meinen. Aber ich werde sie ganz ernst beantworten.
Es bleibt selbstverständlich die hochqualitative Leistung Schilddrüsenchirurgie erhalten, sie bekommt nur einen anderen Ort. Und Sie als Universitätsprofessor und Mediziner wissen mindestens so gut wie ich, wenn nicht besser, dass sozusagen die Frage einer solchen Spezialleistung nicht an den Ort gebunden ist, sondern dass es wichtig ist, dass es sie gibt. Und ob das im 15. Bezirk ist oder im 3. Bezirk, wo mit demselben Team diese Leistung auf diesem hohen Exzellenzniveau erbracht wird, ist hier für die Versorgung der Wienerinnen und Wiener eigentlich sehr egal. Was allerdings durchaus wichtig für die Menschen im 15. Bezirk und für die Region ist, ist, dass wir zusätzliche Pflegeplätze brauchen, weil da ist nämlich unser Konzept das, dass im Gegensatz zum Spital, wo man zwei Tage, drei Tage, von mir aus manchmal sieben Tage ist, es uns bei der Pflege wichtig ist, dass zwar nicht in jedem Bezirk eine Pflegeeinrichtung sein muss, aber dass man wohnortnahe seinen Lebensabend verbringen kann, weil man in der Pflegeeinrichtung nicht einen, zwei, drei, vier, sieben Tage ist, sondern zum Teil jahrelang. Daher ist es für den 15. Bezirk ganz wichtig, dass dort ein Pflegewohnhaus hinkommt. Und die Versorgung der Wienerinnen und Wiener ist auf genau demselben Niveau, wie es jetzt im Kaiserin-Elisabeth-Spital möglich ist, zukünftig in der Rudolfstiftung möglich. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage wird von GR Florianschütz gestellt. Bitte schön.
GR Peter Florianschütz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich bedanke mich herzlich für die bisherigen Ausführungen. Das klingt ja nach einem guten Plan und einem großen Wurf, zumal das ja auch von Teilen der Opposition mitgetragen wird, was erfreulich ist. Ich denke mir, das ist eine gute Weiterentwicklung für das hohe Niveau des Wiener Spitalwesens. Dieses Spitalwesen lebt aber von einem wesentlichen Faktor, einer wesentlichen Ressource: Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in diesen Spitälern arbeiten und sich den Menschen widmen. Und Sie haben darauf hingewiesen, dass sich auch die Arbeitsbedingungen für diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch das Abgehen vom Pavillonsystem verbessern sollten.
Ich frage Sie daher, sehr geehrte Frau Stadträtin: Welche Rolle werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitalwesens in Wien für die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzepts spielen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke, Herr Gemeinderat, das ist ein ganz, ganz wesentlicher Punkt. Ich möchte hier auch vorausschicken, weil das immer die Vorgangsweise ist, die ich grundsätzlich wähle, dass,
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