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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 31.03.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 100

 

manche Projekte mehr Geld und für andere kein Geld gibt. Und wir sagen auch Nein dazu, dass die Container immer mehr zur Regel und immer weniger zur Ausnahme werden. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dr Sigrid Pilz: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Sie haben ebenfalls 40 Minuten zur Verfügung.

 

14.23.52

GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Jugendliche! Meine Damen und Herren!

 

Ich freue mich, dass wir in Wien einen Schulstandort bekommen, der in einem Berufszweig sehr wichtig ist, nämlich für Verwaltungsberufe. Der Standort ist deshalb so wichtig, weil sich der Arbeitsmarkt dahin gehend verändert hat, dass sich die berufliche Lehre im Dienstleistungsbereich noch wichtiger einbringen kann und dass in diesem Bereich auf dem Arbeitsmarkt noch mehr Arbeit zu finden ist.

 

Wenn man sich den Schulunterricht in der Berufsschule anschaut, dann kann man feststellen, dass sich gerade die Schule für Verwaltungsberufe dahin gehend entwickelt, dass auch sehr viele europäische Themen eingeflossen sind. Der Einsatz von Arbeitskräften in diesem Bereich ist auch deshalb europäisiert worden, weil die Stadt Wien als Standort zu einer Drehscheibe in diesem Raum nach der EU-Osterweiterung geworden ist.

 

Ich denke, dass sich die Aufgabe der Berufsschulen auch dahin gehend entwickelt hat, dass Interkulturalität zu einer sehr wichtigen Kompetenz für die Berufsschulen geworden ist, die jeder Schülerin und jedem Schüler in entsprechender Form beigebracht werden kann, dass aber die interkulturelle Kompetenz jeder Schülerin und jedes Schülers auch anerkannt werden kann.

 

Wovon spreche ich? – Wir wissen ganz genau, dass in Wien mehr als 200 Sprachen gesprochen werden und diese auch in sämtlichen Berufen zum Tragen kommen können. Die interkulturelle Kompetenz innerhalb von Berufsschulen zu stärken bedeutet, dass wir diesen Jugendlichen mehr Chancen geben. Wenn jemand zum Beispiel Serbokroatisch, Türkisch, Ungarisch oder Slowakisch beherrscht, kann er sich im weiteren Berufsleben besser einbringen.

 

Aber ich möchte mich jetzt einmal in die Situation eines weiblichen beziehungsweise männlichen Lehrlings versetzen: Wie geht es einer Person, die sich schon mit zehn Jahren entscheiden muss beziehungsweise für die entschieden werden muss, welchen Beruf sie in Zukunft ausüben kann oder welche Schule diese Person besuchen kann? Wenn sich jemand schon mit zehn Jahren entscheiden muss oder für sie oder ihn entschieden wird, dass er oder sie entweder eine Hauptschule oder eine gymnasiale Schule besuchen wird, dann entscheidet dieser Schritt auch über die berufliche Zukunft dieser Person, und ich glaube, dass diese Unterscheidung zu einer ungerechten Aufteilung der beruflichen Chancen von Jugendlichen führt. Das müssen wir verhindern! Uns ist jeder Jugendliche und jede Jugendliche gleich viel wert, daher meinen wir, dass alle Jugendlichen dieselbe Chance bekommen sollten, in einer gemeinsamen Schule Bildung zu genießen, anstatt mit zehn Jahren in verschiedene Zweige gehen zu müssen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Warum sage ich das? Wir wissen ganz genau, dass wir heute bei der Lehrstellensuche größtenteils Probleme mit PflichtschulabsolventInnen beziehungsweise Pflichtschulabbrechern und –abbrecherinnen haben. Das ist für uns deshalb ein großes Problem, weil diese Personen auch mit großer Angst in die Berufsschule kommen und die ersten Jahre beziehungsweise vor allem das erste Jahr sehr bestimmend für den weiteren Erfolg in den Berufsschulen sind. Wir wissen auch aus empirischen Daten, dass diese Jugendlichen hauptsächlich an Fächern wie Mathematik scheitern und dann nicht mehr weiterkommen, obwohl sie großes Interesse an dem Beruf haben, den sie sich ausgesucht haben.

 

Wir haben also einen großen Kompensationsbedarf in der Berufsschule, das heißt, wir müssen in diesem Bereich die Lernhilfe stärken. Wir müssen den Jugendlichen Mut machen, dass sie ihre Probleme überwinden können, und wir müssen in der Berufsschule auch die sozialarbeiterischen Aktivitäten stärken, damit diese Jugendlichen nicht zu Lehreabbrechern werden, sondern ihre Lehre erfolgreich abschließen können.

 

Außerdem müssen wir die Chancen von lehrstellensuchenden Jugendlichen erhöhen, indem wir die Unsicherheiten der Jugendlichen auf der Suche nach einer Lehrstelle beseitigen. Wir müssen sie unterstützen, wenn es um Fragen geht wie: Werde ich eine Antwort auf meine Bewerbung bekommen? Was geschieht, wenn ich eine Antwort auf meine Bewerbung bekomme? Kann ich dann den Einstellungstest schaffen oder nicht? – Das sind fundamentale, ernst zu nehmende Ängste einer 15-Jährigen oder eines 15-Jährigen, die wir abbauen müssen.

 

Ich meine daher, dass wir diesen Jugendlichen in diesem Sinne Hilfe und Unterstützung auch von sozialarbeiterischen Seite geben müssen, damit diese Jugendlichen nicht bei ihrem ersten Ansuchen schon scheitern. Wenn ein Jugendlicher oder eine Jugendliche 500 Bewerbungen ausschickt und keine einzige Antwort von einer Firma bekommt, dann ist diese Person einfach entmutigt, dann hat diese Person keine Lust mehr. In solchen Fällen ist die Schuld nicht bei dem Jugendlichen oder bei der Jugendlichen zu suchen, sondern in der Struktur, bei jenen Firmen, die diesen Jugendlichen nicht antworten. Daher muss die Bewusstseinsarbeit bei jenen Firmen, bei denen die Jugendlichen um Lehrstellen ansuchen, verstärkt werden, damit die Jugendlichen ernst genommen werden und eine Antwort von diesen Firmen bekommen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ich möchte noch auf ein weiteres Thema zu sprechen kommen, nämlich auf das, was 2008 geschehen ist. 2008 ist ein Schritt gesetzt worden, mit dem der Kündigungsschutz für Jugendliche gelockert wurde. Diese Lockerung des Kündigungsschutzes war ein weiterer Schritt der neoliberalen Entwicklung, der die Interessen – wie ich jetzt einmal sagen möchte – der Arbeitgeberseite in den Vordergrund gestellt hat und den Arbeitgebern ermöglicht hat, Jugendliche zu kündigen, wann sie wollen, sogar im Falle eines Krankenstandes. – Das war ein

 

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