Gemeinderat, 7. Sitzung vom 29.04.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 69
passte Einstiegsphase in der Musikausbildung. Ebenso wird das elementare Musizieren für die Kleinsten deutlich verstärkt. – Also das ist ja nicht nichts, was da passiert.
Weiters werden – das ist ganz wichtig, vor allem in einer multikulturellen Stadt wie Wien – interkulturelle und multikulturelle Aktivitäten ausgebaut. Zum Beispiel finde ich es extrem wichtig und richtig, dass man in den Wiener Musikschulen auch Saz lernen kann oder Tamburin und so weiter.
Weiters: Wir holen die Kinder nicht zu uns, sondern die Wiener Musikschulen kommen zu den Kindern. Das heißt, es gibt – wiederum um den niederschwelligen Zugang sicherzustellen – Kooperationen mit den Volksschulen und den neuen Campusstandorten.
Die Angebote im Gesangs- und Instrumentalunterricht werden weiter ausgebaut und verbessert. Es gibt jetzt Wien-weite Chöre, Orchester und Ensembles, deren Mitwirkung bei öffentlichen Konzerten stark ausgebaut wurde, was natürlich vor allem für junge Künstler und Künstlerinnen schön ist, wenn sie sich einem breiten Publikum präsentieren können.
Etwas, wovon ich weiß, dass sehr viele Kinder davon profitieren, weil es quasi eine Orientierungsphase ist, ist das sogenannte Instrumentenkarussell, wo man über einen gewissen Zeitraum, zum Beispiel über ein Jahr, bestimmte Instrumente ausprobieren kann, und dann entscheidet man sich schlussendlich für eines.
Natürlich gibt es einen kombinierten Unterricht, wie zum Beispiel einen halbe Stunde Einzelunterricht, eine halbe Stunde Doppelunterricht oder Unterricht mit drei Kindern. Von wem Sie gehört haben, dass Gruppenunterricht beim Musizieren angeblich schlecht sein soll, würde mich interessieren. Also diese Experten würde ich gerne einmal kennenlernen. Ich als ehemaliger Musiker weiß, am meisten habe ich immer gelernt beim Musizieren, wenn ich mit anderen musiziert habe. Das ist ja auch das Wesen des Musizierens, dass man gemeinsam singt, dass man gemeinsam musiziert. Ein Schlagzeuger wird es, sage ich einmal, ein bisschen fad haben, wenn er ständig allein Schlagzeug spielt, aber extrem interessant wird es dann, wenn ein Bass dazukommt, eine Gitarre und vielleicht dann sogar eine Sologitarre und ein Sänger oder eine Sängerin. Das macht dann auch wirklich Spaß. Also Gruppenunterricht kann und wird ... (StRin Veronika Matiasek: Ja, wenn man es kann!) Natürlich, wenn man es kann, aber davon gehe ich aus. (StRin Veronika Matiasek: Dazu muss man es einmal lernen!)
Ich weiß – im Gegensatz zu Ihnen befasse ich mich auch mit diesem Thema, aber ich weiß nicht, ob Sie es wissen –, dass es zum Beispiel in Wien eine Schul-CD gibt, die extrem erfolgreich mit dem Wiener Volksbildungswerk erstellt wurde und wo mittlerweile über 100 Schulklassen eine eigene CD aufgenommen haben. Das geht an Ihnen natürlich auch total spurlos vorbei, weil Sie sich starr nur mit dem Musikschulwesen befassen.
Ich sage nur, zusätzlich zu den 11 000 SchülerInnen – nicht 9 000, sondern 11 000 mittlerweile; in den letzten 4 Jahren haben wir um 1 600 SchülerInnen mehr in den Wiener Musikschulen – haben wir noch 20 000 in den Wiener Volkshochschulen, zusätzlich haben wir noch Unterricht in unseren Jugendzentren, wir haben privaten Unterricht und so weiter und so fort. Das heißt, es gibt extrem viel.
Es gibt natürlich Herausforderungen, die bewerkstelligt werden müssen. Die drei Säulen, über die ich vorhin gesprochen habe, gehören natürlich weiter ausgebaut. Je stärker jede dieser Säulen ist, umso besser stehen wir in Zukunft noch als Musikstadt da. Wir müssen den Zugang natürlich noch niederschwelliger gestalten. Wir müssen ein noch breiteres Angebot an Musikerziehung schaffen, als wir es ohnehin schon haben. Das bedeutet natürlich auch eine Durchmischung mit neuen, jungen, innovativen Musikschullehrern und Musikschullehrerinnen.
Und – etwas, worum ich Sie bitte, ganz konkret die Opposition – natürlich muss auch das Image der Musikschulen verbessert werden. Da bitte ich vor allem Sie um Mithilfe. Reden Sie das Musikschulwesen in Wien nicht ständig schlecht, sondern überlegen Sie sich: Wie können wir das wirklich machen? Wie können wir es wirklich verbessern und auf die Höhe der Zeit bringen?
Ein nebuloser Antrag der FPÖ, in dem zwar steht, wir wollen das Musikschulwesen irgendwie besser machen, aber in dem nicht einmal drinnensteht, um wie viel Geld es sich handelt, das ist sehr unseriös, und wir können diesem Antrag klarerweise nicht zustimmen.
Musikstadt Wien. Dass wir Musikstadt sind und dass wir Musikstadt bleiben wollen, ist natürlich aber auch kein Selbstzweck. Wir Sozialdemokraten vor allem, wir behaupten und wir glauben daran, dass Musik und Musikerziehung sowohl einen integrativen Effekt in der Bevölkerung hat als auch einen gewaltpräventiven Effekt und dass sie eine sehr starke soziale Funktion erfüllt. Das heißt, Musikerziehung ist in erster Linie eine Bildungsnotwendigkeit.
Da möchte ich ein Zitat eines sehr umtriebigen Mitarbeiters aus dem Wiener Stadtschulrat bringen: „Musik ist Teil der menschlichen Existenz, musikalische Bildung Teil der Allgemeinbildung, der Lebenskultur und persönlicher Kompetenzen. Jedes Kind soll daher im Laufe seiner Bildungskarriere auf lebendige, aktive, erlebnisorientierte Weise mit Musik in Berührung kommen und seinen Anlagen entsprechend gefördert werden können." – Ich kann dem nur hundertprozentig zustimmen.
Deswegen müssen wir das Wiener Musikschulwesen auch weiterhin und in Zukunft absichern, und deswegen müssen wir jetzt die Gebühren erhöhen. Ich stehe voll dazu, das gebe ich auch offen zu. Es ist weiterhin wichtig, dass das Musikschulwesen ausgebaut und natürlich adaptiert wird. Deswegen bitte ich um Ihre Zustimmung – im Interesse der Musikstadt Wien und auch im Interesse von mindestens 11 000 Schülerinnen und Schülern, die auf unsere Musikschulen angewiesen sind. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer der Post
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