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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 30.05.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 59

 

eine andere Form der Organisation von Lernen, und das wird nicht gehen, indem Leute aus Schulen, wie sie es bisher Jahrzehnte gewohnt sind, von heute auf morgen einen anderen Unterricht machen.

 

Der intensive Wunsch vieler ist also ein bisschen ein Bruch mit der bisherigen Tradition, dass man wirklich sehr, sehr frühzeitig sagt - nach einem Verfahren -, wer der geeignete Schulleiter oder die geeignete Schulleiterin ist, wer das Kernteam ist, und vielleicht ein, eineinhalb Jahre Zeit hat, sich auf dieses Projekt vorzubereiten.

 

Wenn das nämlich gelingt - und ich hoffe intensiv, dass dies gelingt, füge aber hinzu: Es ist nicht ohne Risiko, so zu unterrichten. Das sind wir in Wien nicht wirklich gewöhnt, dafür gibt es wenig Tradition. Einige Schulen versuchen im Umbau, derartige Raumsituationen herbeizuführen, aber nicht viele. Schule hat auch - ich nenne es einmal so - etwas Tradiertes: Das ist man gewohnt, so hat man das immer gemacht.

 

Das ist nun ein ziemlich scharfes Konzept! Es ist ein mutiges Konzept, es ist auch, werden manche sagen, ein überraschendes Konzept. Und wenn ich das sagen darf: Ja, es kann auch schiefgehen! (GR Mag Wolfgang Jung: Und dann sagt man gleich fünf Generationen der Schüler: Ihr habt Pech gehabt, es ist schiefgegangen!)

 

Okay, kurzer Exkurs über das Politische im Allgemeinen: Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man Politik machen kann. Man kann zu 100 Prozent auf Nummer sicher gehen, alle Risken ausblenden und sagen: Wir wollen es so machen, dass auf keinen Fall etwas schiefgeht! Dann muss man das bestehende System einfrieren, dann kann man eigentlich fast nichts ändern. (GR Mag Wolfgang Jung: Nein, aber für Ihre Experimente sind sie mir zu gut! - Weitere Zwischenrufe.) Und dann geht erst recht viel schief!

 

Oder man versucht Dinge - das ist eben meine Einschätzung, eine sehr subjektive Einschätzung, die muss der Herr Stadtrat nicht teilen. (GR Mag Wolfgang Jung: Tut er auch nicht!) Das finde ich ein beachtliches Konzept. Ja, ein derart radikales Raumprogramm - ich nenne es jetzt so - setzt eine völlig andere Form von Unterricht voraus, und ja, das muss nicht am ersten Tag funktionieren!

 

Darum ist es mein Wunsch, mein dringlicher Wunsch, dass man frühzeitig Lehrerinnen und Lehrer und vor allem die Schulführung darauf einstellt. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage, das wäre ja klass - ich zeige das dritte Bild, so schaut das von außen aus, mit extrem viel Freiraum, wo man mittendrin sagt: He, ihr sieben, geht und bereitet euch vor, nutzt den Freiraum, vom Gartenbau bis zur Tierhaltung! Ich habe das Bild jetzt nicht mit, irgendwo steht eine ... (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das erste! - Weitere Zwischenrufe.)

 

Auf dem ersten, ja - ich weiß nicht, ob ich das erzählen soll. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das Tierschutzhaus!) Da ist mittendrin eine Kuh. Da ist eine Kuh, ja. (GRin Nurten Yilmaz: Das war das Erste, was ich gesehen habe!) Jetzt füge ich hinzu: Warum nicht! Das mag vielleicht eine Visualisierung sein, aber: Warum nicht auf dem Dach einer Schule die Auseinandersetzung mit Tierhaltung! (GR Heinz Hufnagl: Besser draußen als drinnen!) So könnte man leichter erklären, was jetzt in Spanien abgeht. Mich wundert es ja, und man merkt, wie wenig sich Kritiker das angeschaut haben. Ich weiß nicht, ob jeder sozusagen automatisch auf die Idee kommt, was auf einem Schulcampus mitten im 10. Bezirk eine Kuh verloren hat. (GR Mag Wolfgang Jung: Allerdings!)

 

Eines ist mir jetzt auch noch ein Anliegen, das ist mir zumindest so wie die Radlerei ein Anliegen, und da sehe ich auch eine Riesenchance bei diesem Modell: wie wichtig Bewegung für junge Menschen ist! Ich füge hinzu, natürlich für Mädchen und Buben, aber ich sage trotzdem: besonders für Buben! Besonders für Buben, dass man nicht - ein bisschen Leidensdruck noch - sechs Stunden sitzt, sondern dass Bewegung, Sport, Natur etwas ist, was wir zunehmend aus der Stadt im Allgemeinen und aus der Bildung im Besonderen weggenommen haben und dass sehr vieles an - unter Anführungszeichen - Disziplinlosigkeit auch damit zu tun hat, dass junge Leute, Kinder sich nicht entsprechend austoben können.

 

Das sollen Schulen gewährleisten. Der Freiraum, der ganz speziell auch bei diesem Schulprojekt vorkommt, ist total essenziell! Den muss man gar nicht - so wie ich das Konzept verstanden habe - wahnsinnig teuer ausbauen, da kann man auch der Schule sagen: He, baut euch euren Freiraum selber! Ob das jetzt mehr in den traditionellen Sport geht, ob das in etwas anderes geht, ob es für die Kleinen etwas zum Klettern ist, zum Entdecken - der Freiraum ist total wichtig!

 

Alles das bietet dieses Projekt. An die Gutwilligen hier im Haus in allen Fraktionen: Dieses Architekturbüro ist im 6. Bezirk in der Gumpendorfer Straße, die freuen sich rasend, wenn jeder sagt, Herr Gemeinderat, Frau Gemeinderat, bitte erklären Sie es mir im Detail. Schauen Sie sich das an, so eine Sache bekommt man nicht alle Tage. Wenn das gelingt ... (GR Mag Wolfgang Jung: Sind Sie da Lobbyist?) Ja, ich bin der Lobbyist. Ich bin der Lobbyist, ein hemmungsloser Lobbyist für gute Architektur und klasse Bildungskonzepte. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, ja!)

 

Wenn dieses Modell gelingt, glaube ich, dass wir nicht nur im Bereich des Schulbaus sind, sondern im Bereich der Substanz dessen, worum es eigentlich gehen muss. Nämlich: Was findet statt, während Kinder in die Schule gehen? Was ist dieses spannende, extrem schwierige Verhältnis: Lehrer und Jugendliche, Jugendliche untereinander? Die Gesamtschuldiskussion ist wichtig, wir wollen sie, aber: Was findet konkret im Unterricht statt? Das ist das Entscheidende. Und: Bieten Räume hier eher Möglichkeiten für vielfältiges Lernen, oder behindern sie das eher? (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist schon eine eigene ...)

 

Was macht man, wenn Leute dauernd dazwischenrufen? Wie beschäftigt man die? Es gibt sicherlich einen entsprechenden Raum, wo so hyperaktive Personen entsprechend gefördert werden. (Heiterkeit bei Amtsf StR Christian Oxonitsch.) Die sind besonders förderungsbedürftig, und wir treten ja für Förderungswürdige ein. Da gibt es sicherlich einen Raum - vielleicht den mit

 

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