Gemeinderat, 8. Sitzung vom 30.05.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 59
der Kuh? Es könnte ja sein, dass Zwischenrufer sich in einem Raum mit der Kuh beschäftigen und, wenn sie dann melken, irgendwie ein bisschen zu sich kommen. Bitte, und einen Streichelzoo kann es entsprechend auch geben! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat! Ich wünsche mir, dass es möglich ist, alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dieses Schulmodell lebt und funktioniert. Darum noch einmal mein inständiger Wunsch, frühzeitig die Führungs-Crew dieser Schule zu ernennen, die Lehrer frühzeitig zu ernennen, dass es ihnen möglich ist, sich auf dieses Konzept einzustellen. Denn für uns alle ist es peinlich und schlecht, wenn auf Grund schlechter Vorbereitung - für die aus heutiger Sicht nichts spricht - dieses Modell nicht funktioniert. Im Positiven ist es ein Einstieg in eine skandinavische Entwicklung, und über die würde ich mich sehr freuen.
Wer sich diese Modelle noch anschauen will: Ich habe sie hinten bei mir in der Bank. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Nepp.
Herr Kollege Nepp, verzeihen Sie, vorher hat sich noch Herr Kollege GR Dr Aigner - ich danke meiner Schriftführerin für den Hinweis - zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet. - Bitte.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine Damen und Herren!
Ich weiß jetzt nicht, nachdem ich Herrn Kollegen Chorherr gehört habe, ob in Skandinavien wirklich alles so ganz anders ist. Als wir die Ausschussreise gemacht haben, haben wir uns ausführlich so eine Gesamtschule angeschaut; die hat zu meinem Erstaunen eigentlich ganz genau so wie unsere Schulen ausgeschaut. Es ist in Klassen unterrichtet worden, es hat einen normalen Stundenplan gegeben.
Die haben uns eben gesagt: Die nächste Schule ist die beste Schule. Zu Mittag war es aus; Nachmittagsbetreuung, hat man gesagt, haben in Helsinki - das ist eine sichere Stadt - die Eltern zu machen. Im Lehrerzimmer hat es genau so ausgeschaut und gerochen wie in allen anderen Lehrerzimmern. Aber für mich besonders beeindruckend war damals ... (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wer hat eines gehabt? Und wie groß war es?)
Wir sind ja im Lehrerzimmer gesessen und haben einen Kaffee bekommen. Als wir dann in die Klassen, in den Unterricht gegangen sind, sind die Schüler brav aufgestanden. Kollege Wutzlhofer war so großzügig zu sagen: „Bleibt sitzen!", woraufhin die Lehrerin in perfektem Deutsch gesagt hat: „Die stehen ja nicht wegen Ihnen, die stehen wegen mir auf!" (Heiterkeit und demonstrativer Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Kollege! Ich bitte um die tatsächliche Berechtigung, wegen der Sie sich gemeldet haben.
GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Die tatsächliche Berichtigung besteht darin, dass die skandinavischen Schulen - zumindest die, die wir auf der offiziellen Ausschussreise gesehen haben - nicht ausschauen wie Ihre Campusschulen, sondern wie ganz normale Schulen, und offenkundig findet auch der Unterricht genau so statt. Vielleicht ist der geringere Migrantenanteil eine Ursache dafür, dass die Ergebnisse in Skandinavien besser sind. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Jetzt, bitte, Herr Kollege Nepp; ich bitte noch einmal um Verzeihung. Sie sind am Wort.
GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin wirklich dankbar, dass uns Herr Chorherr seine Ansichten der finnischen Arbeitsweise erklärt hat. Jetzt wird mir nämlich so einiges klar: Anscheinend hat sich Rot-Grün das abgeschaut. Denn die Bürgerinnen und Bürger fragen auch ständig: wann wird hier gearbeitet?, aber Sie sitzen nur stumm da und malen anscheinend Bilder wie in der Montessori-Schule, wo man Aufsätze zur Maturaaufgabe malen darf.
Herr Kollege Vettermann! Sie haben vorhin anscheinend etwas anderes verstanden. Wir sind für die Errichtung des Bildungscampus - das ist auch gut so -, aber was wir bekritteln, ist, dass jedes Mal, wenn es um ein rotes Prestigeprojekt für eine Gesamtschule geht, im Bildungsbereich die Frage, ob so etwas in der momentanen budgetären Situation und Lage überhaupt finanzierbar ist, nie gestellt wird. Aber wenn es im Gegensatz dazu um die Sanierung, den Ausbau und Neubau von Gymnasien geht, die von den Roten anscheinend nicht gewollt werden, scheitert das jedes Mal am Geld, und man stellt neue Containerklassen auf.
Jetzt so zu tun, als ob nur auf Grund dieses Bildungscampus das Ende des SPÖ-Bildungsdesasters gekommen wäre, ist mehr als kurzsichtig. Denn dass es an den Wiener Schulen, den allgemeinen Pflichtschulen wirklich nicht zum Besten steht, belegt ja schon die international durchgeführt PISA-Studie. Aber anstatt eine ordentliche und anständige Bildungsoffensive dagegenzusetzen, macht der SPÖ-Bürgermeister Häupl eines: Er ist ja oberster Dienstherr der Landeslehrer und tut nichts anderes, als Planstellen zu reduzieren und die Situation an den Wiener allgemeinen Pflichtschulen dadurch zu verschärfen. Das ist die bittere Wahrheit, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Aber die Häupl-SPÖ setzt eben trotz PISA-Schwäche weiter den Rotstift im Bildungssektor an. Um die Mindeststandards zu sichern, muss jedoch endlich eine langjährige freiheitliche Forderung umgesetzt werden, nämlich die Forderung nach mehr Lehrpersonal. Denn eine weitere Reduktion der Lehrer wäre eine Katastrophe für Wiens Schulen und ein völlig falscher Lösungsansatz!
Aber die SPÖ spart die Wiener Schulen kaputt: 160 Lehrer wurden in diesem Schuljahr bereits eingespart, es wurde mitten im Schuljahr gekürzt. Stundenpläne mussten umgeschrieben werden, Klassenunterrichtsstunden mussten zusammengelegt werden, und im kommenden Schuljahr sollen noch einmal 140 Posten gestrichen werden. Als einziges Bundesland hat Wien die Lehrer, die der Bund nicht mehr finanziert, gestrichen, alle anderen Bundesländer haben die Kosten übernommen. Die Folge von Personalmangel und Stundenkürzungen sind
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