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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 164

 

Trotzdem gelingt es, diesen Gratiskindergarten aufrechtzuerhalten, der nicht nur eine Förderung für den unteren Mittelstand bedeutet. Gerade Familien bei der Gründung ihrer Familie haben es besonders notwendig, dass man sie unterstützt. Es ist dies aber auch eine Unterstützung für die wissensbasierte Gesellschaft, für das Heranbilden von Kindern im Hinblick auf die Gestaltung einer Gesellschaft, die in einer der wohlhabendsten Städte Europas so gestaltet sein muss, dass es dort vor allem Forschungs- und Entwicklungsarbeit und nicht nur Werkbankarbeit gibt.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Uns geht es nicht nur darum, dass jedes Kind seinen Kindergartenplatz hat, sondern uns geht es dabei auch um eine sozialpolitische und um eine gesellschaftspolitische Komponente. Jawohl, Herr Gudenus, darum geht es uns auch! Uns geht es auch darum, dass die Frau ihre eigene Entscheidungsfindung hat, ob sie ihren Beruf antreten kann oder nicht. In den Bundesländern ist das nicht der Fall. In den Bundesländern, wo der Kindergarten zu Mittag schließt, geht das schon nicht mehr! (Zwischenruf von GR Mag Johann Gudenus, MAIS. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Herr Gudenus! Ich komme schon noch zu Ihnen! Ich komme ganz genau zu Ihnen, weil Sie das alte Schulsystem immer so wunderbar verteidigen! Sie wollen das Gymnasium, und Sie wollen das Durchfallen. Sie wollen das Rohrstaberl – symbolisiert gesprochen – unbedingt haben. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Na, na, na!) Sie wollen auf keinen Fall eine Schule, in der Chancengerechtigkeit in der Bildung hergestellt werden kann. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Bleiben Sie sachlich!)

 

Sie wollen ganz offensichtlich nicht, dass es zu einer Schule kommt, in der die Stärken gestärkt und die Schwächen geschwächt werden. Sie wollen eine Schule, aus der Menschen kommen, die dann am Biertisch Ihren Argumenten folgen können, die Sie aus den Boulevardzeitungen herausnehmen. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Das ist Ihre Politik) Die Worte Abzocke und das andere Geschimpfe möchte ich jetzt gar nicht wiederholen. Man kann im Protokoll nachlesen, was Sie hier von sich gegeben haben.

 

Herr Gudenus! Wir sind für eine Schulpolitik, die jedem Kind die bestmögliche Ausbildung bietet, und zwar wirklich jedem Kind, egal, ob der Vater aus dem ersten, aus dem zweiten, aus dem dritten oder aus welchem Stand auch immer kommt, egal, ob der Vater reich oder weniger reich ist oder ob die Mutter Alleinerzieherin beziehungsweise der Vater Alleinerzieher ist. Herr Gudenus! Uns geht es darum, dass jedes Kind, auch wenn die Eltern Migrationshintergrund haben, die bestmögliche Ausbildung bekommen kann. Deswegen werden die Schulen bei uns ausgebaut. Deswegen sind wir für die gemeinsame Mittelstufe der 10- bis 14-Jährigen. Deswegen sind wir für die Einführung der Ganztagsschule und der Gesamtschule. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – Zwischenruf von GR Mag Johann Gudenus, MAIS.)

 

Herr Gudenus! Wenn Sie hier herausgehen und dann auch noch die komische Geschichte mit der Aufstiegsmöglichkeit mit drei Fünfern erzählen, dann muss ich sagen: Als Politiker sollte man sich informieren! Da hat man eine gewisse Holschuld. Sie hätten zumindest gestern um 10 Uhr den Fernseher aufdrehen und auf ORF 2 schalten können. Dann hätten Sie hören können, wie das Modulsystem funktioniert und dass dabei ein wesentlich höherer Leistungsdruck herauskommt.

 

Ich habe das schon einmal bei einer Diskussion mit Ihnen bei einer öffentlichen Veranstaltung gesagt: Wir als Sozialdemokraten sind sehr wohl für Leistung und für Qualität. Wir sind aber dagegen, wenn gesagt wird, dass man Leistung angeblich nur bei jenen findet, die aus einem reicheren Elternhaus kommen. – Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass Leistung von jedem Kind erbracht werden kann, wir unterstützen das, und wir wollen das in den Schulen auch fördern.

 

Dafür sind zum Beispiel die Lesetests da. Sie können sich sehr gerne darüber lustig machen! Ich kann mich aber gut an eine Zeit erinnern, als Frau Bundesministerin Gehrer die PISA-Tests einfach übergangen hat. Sie hat quasi gesagt: Die gibt es halt! Lassen wir das! Pech gehabt! Wird schon wieder vorbeigehen! In zwei Jahren ist der nächste PISA-Test! Dann werden wir vielleicht besser abschneiden, und man kann sich dann an den ersten Test nicht mehr erinnern.

 

Mit den Lesetests wird das erstmals auf jedes einzelne Kind heruntergebrochen, und die Lehrer haben damit in den nächsten Klassen die Möglichkeit, diese Mängel auch tatsächlich ordentlich zu beseitigen. Wenn Alphabetisierungskampagnen in Ländern, in denen Menschen nicht lesen und schreiben konnten, innerhalb weniger Wochen und Monate zu dem Ergebnis gekommen sind, dass man dort dann lesen und schreiben konnte, dann wird es doch auch in Wien möglich sein, dass wir die wenigen, die das nicht können, so weit bringen, dass sie lesen und schreiben können! Herr Gudenus! Darüber ergehe ich mich nicht in Witzen oder halblustigen Reden!

 

Dasselbe trifft auch auf die Deutschkenntnisse zu. No na! Natürlich muss man Deutsch können, wenn man in dieser Republik etwas werden möchte. Man muss es sogar sehr gut können, wenn man sehr viel erreichen möchte. Und selbstverständlich muss man jedem Elternteil in dieser Stadt klar machen, dass er den Kindern den Erwerb dieser Deutschkenntnisse tunlichst nicht verweigern soll. Das gilt für alle Bereiche der Wissensvermittlung und der Aneignung von Wissen.

 

Allerdings habe ich überhaupt nicht begriffen, warum man in den eigenen vier Wänden, auch wenn das eine Sozialwohnung ist, nur Deutsch sprechen soll! Das habe ich überhaupt nicht begriffen! Ich verstehe nicht, warum Ihr Wohnbaulandesrat sich auch mit einem Rechtsgutachten untermauern lässt, dass das notwendig ist! Das schauen wir uns einmal an! (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Sie verstehen das offenbar nicht!)

 

Herr Gudenus! Wenn Sie ein gutes Thema wie die Frage der Deutschkenntnisse zu einem schlechten Thema machen wollen, dann tun Sie das weiter! Dann werden Sie nämlich merken, dass Sie eher Widerstand ernten und nicht eine positive Entwicklung unterstützen und fördern!

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist fast müßig,

 

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