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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 102 von 164

 

am Tag der Arbeit, für die Wiener und Wienerinnen.

 

Wenn man bedenkt, dass dort das Lohnniveau bei zirka 300 EUR liegt und es wirklich ein Katzensprung von den Ostländern zu uns ist, dann werden Sie sicherlich auch verstehen, warum diese Leute zu uns kommen, in der Früh hierher fahren, hier arbeiten und am Abend wieder nach Hause fahren. Die heimischen Lehrlinge werden durch Lohndumping vom Arbeitsplatz verdrängt, aber hier war kein Aufschrei der Gewerkschaft zu hören! Sie schweigen, denn Ihnen ist in Wirklichkeit der Lehrling komplett egal, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Im Bildungssystem setzen Sie generell den roten Sparstift an. 160 Lehrer haben Sie schon eingespart. Ich habe es schon vorhin erwähnt: Sie haben deren Posten mitten im Schuljahr gekürzt. – Wissen Sie, was es überhaupt bedeutet, wenn dann Klassen zusammengelegt werden müssen und Nachmittagsbetreuung gestrichen werden muss et cetera? Was Sie hier geleistet haben, ist wirklich kein Ruhmesblatt!

 

Jetzt sollen im kommenden Schuljahr noch einmal 140 Posten gestrichen werden, und es ist wirklich beschämend für Wien, dass Wien als einziges Bundesland die Lehrposten, die vom Bund nicht mehr bezahlt werden, einfach streicht! Alle anderen Bundesländer haben die Kosten übernommen, nur Sie nicht, und auf Grund dieses Personalmangels und der Stundenkürzungen ist es eben zu diesen verheerenden PISA-Ergebnissen gekommen. Nur die Türkei, Chile und Mexiko liegen schlechter als wir, aber wenn Sie so weitermachen, werden auch diese noch vor uns wandern und dann werden wir endgültig absolutes Schlusslicht sein.

 

Dann sind Sie mit der glorreichen Idee gekommen, einmal einen Lesetest zu machen. – Es ist ja schön, dass Sie nach Jahrzehnten draufkommen, das zu tun! Man hat allerdings auch bei diesem Lesetest wieder gesehen, dass Sie den Leistungswillen, die deutsche Sprache zu erlernen, anscheinend in den letzten Jahren konsequent torpediert haben. Dann braucht man sich aber über ein solches Ergebnis nicht zu wundern!

 

Es war wirklich schockierend: Ein Viertel aller jungen Schüler können nicht mehr sinnerfassend lesen. Das ist eine echte Bankrotterklärung für die Wiener Bildungspolitik. Außerdem wurde bekannt, dass beim Lesetest auch geschummelt wurde. Anscheinend wollte man seitens der Stadt Wien die PISA-Pleite ein bisschen verschönern und bessere Ergebnisse erzielen, hat sich aber wirklich tollpatschig verhalten und ist aufgefallen. Betreffend diesen Betrugsverdacht verlangen wir die absolute und lückenlose Aufklärung im Wiener Stadtschulrat! So schlecht, wie der Test ausgefallen ist, ist Präsidentin Brandsteidl anscheinend nicht einmal fähig, richtig zu schummeln! Auch das sollte man einmal überdenken!

 

In Schulen wird auch kein Wort Deutsch mehr gesprochen, das ergibt auch die neueste Publikation der Statistik Austria. Darin wird aufgeschlüsselt, ob Deutsch in den Schulen jetzt als Umgangssprache verwendet wird oder nicht, und diesbezüglich tun sich in Wien wirklich Abgründe auf. Im Durchschnitt ist in dieser Studie davon die Rede, dass zu 72 Prozent in den Schulen in Wien nicht Deutsch gesprochen wird. Auf Seite 27 dieser Studie ist das ganz genau aufgeschlüsselt: Die höchsten Anteile weisen dabei Volksschulen im 5. Wiener Gemeindebezirk auf, dort sind es 86 Prozent, gefolgt vom 15. und 16. Bezirk mit jeweils 78 Prozent.

 

Das ist ein Wahnsinn! Wie soll da jemals Integration funktionieren, wenn Sie nicht einmal die deutsche Sprache als wichtigsten Schlüssel der Integration anerkennen, sondern diese Tatsache vollkommen negieren? Andere Bundesländer sind diesbezüglich schon viel weiter! Sie haben positiv vorgezeigt, wie so etwas funktionieren kann, etwa Schulen in Salzburg. Aber auch in Berlin geht man so vor. Dort wurde das Konzept „Pausensprache“ sowohl von den Schülern als auch von Seiten der Lehrer wohlwollend aufgenommen. Die Anmeldungen haben sich dort seit der Einführung dieser Hausordnung erhöht. Es soll eben nicht nur der Unterricht auf Deutsch erfolgen, sondern es soll auch in den Pausen oder auf Schulveranstaltungen Deutsch gesprochen werden, denn das fördert den Spracherwerb der Zuwandererkinder und somit die Integration, und das ist zuletzt nicht auch ein Gebot der Höflichkeit. Deswegen stelle ich gemeinsam mit den Mitunterzeichnern gemäß § 27 Abs 4 der Geschäftsordnung für den Gemeinderat der Stadt Wien nachfolgenden Beschlussantrag:

 

„Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass in allen Pflichtschulen Deutsch als Pausensprache durch Vereinbarung zwischen Lehrern und Eltern verordnet werden kann.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ.)

 

Neben dem Konzept „Pausensprache Deutsch“ muss in Wien endlich auch unsere urfreiheitliche Forderung „Erst Deutsch, dann Schule!“ umgesetzt werden. Es darf nicht sein, dass Schüler am Unterricht teilnehmen, die kein Wort verstehen und dort einfach nur ihre Zeit absitzen. Es ist notwendig, Deutschlernklassen zu errichten. Das ist, wie gesagt, für beide Seiten positiv, einerseits für die heimischen Schüler, die dann nicht blockiert werden, weil sich der Lehrer dauernd um die Schüler kümmern muss, die die deutsche Sprache nicht verstehen, und andererseits ist es nur fair im Hinblick auf die Integration, dass Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, die deutsche Sprache so schnell wie möglich lernen.

 

Aber all das wollen Sie nicht umsetzen, weil es freiheitliche Ideen sind. Sie haben nur eine Idee und das ist ein Schlagwort beziehungsweise eine leere Worthülse und heißt Gesamtschule. Sie fordern die Gesamtschule nicht, weil Sie die Leistung der Schüler verbessern wollen. Nein! Sie wollen weder die Stärken der Schüler fördern noch deren Schwächen minimieren, sondern Sie wollen nur eines erreichen, und das hat in Wirklichkeit bei Ihnen ganz ideologische Gründe: Sie wollen eine Gleichschaltung aller Schüler, eine sozialistische Zwangskollektivierung. Das ist der wahrlich grausliche Grund, warum Sie das wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ!

 

Aber Sie haben keine Antworten, das zeigen Ihre Forderungen im Rahmen dieser Bildungsmisere. Es gibt dann immer wilde Rundumschläge von selbsternannten

 

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