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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 113

 

kann, wenn Jahre zuvor StRin Pittermann noch gemeint hat, so und nicht anders muss die Zukunft der Pflege in Wien sein. Man ist einen großen Schritt gegangen, und es war ein richtiger Schritt, der Unterstützung und vor allem Input von der Opposition gebraucht hat.

 

Jetzt sind wir soweit, dass wir betreffend die Spitalslandschaft einen ähnlichen großen, richtigen und guten Wurf machen. Es wundert mich, dass du nicht anerkennst, wie viele wichtige Dinge da gemacht werden! Wir ersetzen Häuser, die nicht mehr zeitgemäß sind, durch neue Strukturen. Wir sagen: Nein! Es hat keinen Sinn, Geld in die Renovierung alter Bausubstanz zu stecken, wenn am Schluss zwar ein schön renovierter Pavillon herauskommt, aber keine Struktur, die einer modernen medizinischen Versorgung entspricht. Wieso 130 Prozent in etwas investieren, was dann immer noch alt ist?

 

Also haben wir uns entschlossen, an alten Standorten etwas Neues zu machen und neue Standorte zu bekommen. Ja! Es ist so! Das geht nicht von heute auf morgen, und es braucht Investitionen. Man muss Geld in die Hand nehmen, um Geld zu sparen und um dann vor allem auch bessere Strukturen anbieten zu können.

 

Du warst schon im Pflegehaus in der Leopoldstadt. Das ist doch etwas ganz anderes! Die Leute werden dort in ihrer Privatsphäre ernst genommen und geschätzt. Da sind wir einen langen Weg gegangen von den Acht-Bett-Zimmern aus dem Jahre 2001!

 

Wir sparen nicht um jeden Preis, aber wir müssen sparen. Nicht dass mich das freut! Ich wäre gerne nach dem Motto in die Regierung eingetreten: Jetzt kommen die GRÜNEN, und wir bekommen jetzt ein ziemlich großes Stück vom Gesundheitsbudget für unsere unglaublich wichtigen Projekte! – Faktum ist aber, dass wir um jeden Euro ringen müssen in einer Balance zwischen Innovation und Sicherstellung dessen, was wir für die Versorgung brauchen. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen dabei unter die Räder kommen.

 

Ich verwende das Wort jetzt, weil du von „Essen auf Rädern“ gesprochen hast. Ich darf diesbezüglich, bitte, eine fachliche Kritik anmelden: Es gibt kein Gratisessen bei „Essen auf Rädern“, sondern nur einen Gratistransport. Aber man kann beziehungsweise sollte Inserate gar nicht in Gratismahlzeiten umgießen.

 

Jedenfalls müssen aber alle Dinge, die wir anbieten, darauf überprüft werden, ob sie das richtige Instrument sind, ob sie zeitgemäß sind und ob sie das für die Menschen erfüllen, was diese brauchen. So muss man zum Beispiel im Zusammenhang mit „Essen auf Rädern“ wirklich darüber nachdenken, welches Problem besteht, wenn jemand darauf angewiesen ist, dass der Bote oder die Botin von „Essen auf Rädern“ der einzige soziale Kontakt des Tages sind. Wenn sich das so verhält, dann darf uns das nicht kalt lassen, und wir müssen schauen, ob man die Besucherdienste intensivieren oder die Tagesstrukturen intensivieren kann, um Formen zu finden, um die Menschen sozusagen aus einer Isolation herauszuholen.

 

Ich teile den Anspruch auf Transparenz und Nachhaltigkeit. Transparenz ist den GRÜNEN und wird den GRÜNEN in der Gesundheitspolitik, wie in allen anderen Politikbereichen, ein großes Anliegen sein. Ja! Hinsichtlich des Krankenanstaltenverbundes soll man einige Fakten und Zahlen auf den Tisch legen, die uns auch in der Vergangenheit gefehlt haben.

 

Es geht auch, aber nicht nur um die Frage, ob wir wissen, welche Ergebnisse einzelne Häuser haben. Mir geht es vor allem auch darum, dass wir Ergebnisqualität messen und wissen, welche Gesundheitsleistung wir den Menschen mit welchen Mitteln bieten. Dabei geht es um Wiederaufnahmeraten, um Komplikationsraten, um Liegedauer und, und, und. Da gibt es einige Kriterien, und Herr Dr Brustbauer wird mir in seiner Rolle als PatientInnenanwalt wohl recht geben: Es muss so sein, dass die Menschen, wenn sie in ein Spital gehen, wissen, welche Qualität geboten wird und ob das, was geboten wird für sie, das richtige Angebot ist, damit sie eine mündige und informierte Entscheidung treffen können.

 

Kleiner Einschub: Ein Projekt, das wir in diesem Zusammenhang mit grüner Handschrift realisieren, ist die unabhängige Patienten- und Patientinneninformationsstelle, die künftig beim PatientInnenanwalt angesiedelt werden wird, und bei der es darum geht, dass wir die Gesundheitskompetenz der Menschen erweitern. Gesundheitskompetenz heißt, dass man nicht nur sozusagen das einnimmt, was der Herr Doktor oder die Frau Doktor verschreiben und sagt: Ich bin krank, und ich lasse mich behandeln, sondern dass Patienten und Patientinnen auch zu Handelnden für ihre Gesundheit im positiven Sinn werden.

 

Wer ist denn der größte Kenner beziehungsweise die größte Kennerin der eigenen Befindlichkeit? – Der Patient oder die Patientin selber! Und es ist nicht klug, unter Umständen zu fünf verschiedenen Ärzten zu gehen, die voneinander nichts wissen und daher vielleicht sogar einander widersprechende Medikamente verschreiben. Die Health Literacy, also die Gesundheitskompetenz, der Patienten und Patientinnen soll gestärkt werden. Das ist kein großes Projekt, aber es ist ein wichtiges Projekt, denn es geht uns darum, dass wir insbesondere sozial Benachteiligte im Gesundheitswesen erreichen.

 

Ich habe mich in den letzten Wochen ein bisschen mit Gesundheitsförderung beschäftigt. Dennis Beck ist da ein wichtiger Gesprächspartner. Gesundheitsförderung geht weiter als Prävention, und um diese Gesundheitsförderung muss es uns auch künftig gehen. Wir sprechen immer von Gesundheitsförderung, aber wir tun es selten. Bei der Gesundheitsförderung wird investiert, damit Krankheiten erst gar nicht entstehen.

 

Wo ist Claudia Laschan? – Wir haben im 15. Bezirk ein wirklich wunderschönes Projekt durchgeführt, bei dem wir versucht haben, Müttern und jungen Familien mit extrem schwierigen Lebensbedingungen während der Schwangerschaft Unterstützung zu geben, damit alles nicht schon mit einer schiefen Ebene beginnt, etwa wenn die Mutter raucht, trinkt oder Drogen nimmt oder ganz fern vom österreichischen Gesundheitswesen ist, in das sie vielleicht durch sprachliche Barrieren nicht hineinfindet, und deswegen wichtige Sicherungsmaßnahmen für die Gesundheit des Kindes versäumt.

 

Ich habe dazu in den vergangenen Wochen wissen

 

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