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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 65

 

sind, das Engagement von Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen klar und eindrucksvoll zeigt. In erster Linie sind es Pensionistinnen und Pensionisten, aber nicht nur, die bereit sind, eben in diesem Bereich zu unterstützen.

 

Darüber hinaus werden wir als Konsequenz aus den Lesetests als ersten Schritt an den 5. Schulstufen mit dem Beginn des kommenden Schuljahres flächendeckend eine spezielle Startwoche Lesen haben, um damit auch klar zu signalisieren, wie wichtig Lesen und Lesekompetenz sind, quer über alle Fächer. Das heißt, es soll hier von Anfang an, vor allem in jener Zeit, in der der Lernstress, Prüfungsstress noch nicht so groß ist, sowohl den Schülerinnen und Schülern, aber auch vielen Lehrerinnen und Lehrern bewusst gemacht werden: Es gilt, in der Zukunft dem Lesen ein spezielles Augenmerk zu widmen. Dies dient als Sofortmaßnahme, um bereits zu Schulbeginn eben auf diesen Schwerpunkt entsprechend vorzubereiten.

 

Im Zuge dieses Projekts werden bereits die ersten Schritte auch für gezielte Förderung von leseschwachen Kindern gesetzt, also hier greift auch die zusätzliche Unterstützung durch unsere LesepatInnen. Es geht ja nicht um eine, sage ich einmal, Lese- oder Vorlese- oder sonst irgendeine Stunde für die Klasse, wo halt irgendwie ein ehrenamtlicher Mitarbeiter kommt, der in diesem Bereich engagiert ist – viele davon sind ja auch pensionierte Lehrerinnen und Lehrer –, sondern es geht beim Projekt LesepatInnen tatsächlich um zusätzliche Unterstützung für all jene Kinder, bei denen die Lehrerinnen und Lehrer – hier ist der Lesetest natürlich eine gute zusätzliche Unterstützung – ein entsprechendes Defizit festmachen können. Diesen Kindern soll eine entsprechende zusätzliche Förderung gegeben werden.

 

Genau für diese Gruppe, aber auch für die leseschwachen Schülerinnen und Schüler der 6. bis 9. Schulstufe wird direkt nachfolgend ein Intensivkurs Lesen in lernunterstützenden Kleingruppen angeboten, und parallel zu diesen Maßnahmen gibt es in allen Unterrichtsfächern begleitende Leseförderungen.

 

Für Kinder, die erst später in unser Schulwesen eintreten, zugleich aber auch entsprechende Defizite in Deutsch besitzen, werden sogenannte zusätzliche Crash-Kurse eingerichtet. Ziel dieser Kurse, die wir ja bereits im, wenn man so will, Laborbetrieb im heurigen Jahr auch entsprechend getestet haben, ist es, dass durch sechs- bis achtwöchige Intensivübungen und lebenspraktische Beispiele die Sprach- und somit auch die Kommunikationskompetenz im alltäglichen Leben rasch verbessert werden. Dies ist natürlich eine weitere wichtige Grundlage für den Bereich Lesen.

 

Zu all diesen Maßnahmen werden von der SOKO Lesen auch die entsprechenden Lehr- und Lernmaterialien beziehungsweise Vorschläge entwickelt. Wir haben allen Kindern und Eltern parallel mit dem individuellen Testergebnis des Lesetests auch Ferienbroschüren mitgegeben, abgestimmt auf 1. bis 4. beziehungsweise 5. bis 8. Schulstufe, mit entsprechenden Lesetipps, Anregungen, um hier auch die Sommermonate zu nutzen.

 

Wir haben darüber hinaus natürlich auch das Angebot der städtischen Büchereien sehr intensiv in den Fokus gestellt, weil wir wissen, dass natürlich gerade die Ferienmonate gute Monate sind, in denen zusätzlich Angebote in Anspruch genommen werden können.

 

Unabhängig von all diesen Neuerungen werden selbstverständlich die Sprachförderkurse für außerordentliche SchülerInnen unverändert in entsprechend großer Zahl weitergeführt.

 

Ich glaube, dass die Lesetests eine wirklich gute Grundlage sein werden, vor allem auch deshalb, weil ich überzeugt bin, das gerade auch die Lehrerinnen und Lehrer, vor allem in der Zeitreihe dieser Lesetests, in die Lage versetzt werden, selbst zu erkennen: In welchen Bereichen habe ich gut gearbeitet? Mit welchen Methoden habe ich Erfolge erzielt und mit welchen vielleicht weniger?

 

Also ich glaube, der Lesetest ist – und das ist ja auch wichtig gewesen für uns – keine punktuelle Maßnahme, wo wir sagen, wir testen jetzt alle, und das war's dann, sondern es finden diese Lesetests ja zukünftig jährlich statt, um damit auch den Lehrerinnen und Lehrern ein bisschen ein Instrumentarium in die Hand zu geben, selbst feststellen zu können: Wo habe ich gut gearbeitet? Was war vielleicht gut gemeint – was ja nicht immer automatisch mit gut gleichzusetzen ist –, und wo hat vielleicht eine Maßnahme nicht gegriffen?

 

Daher halte ich gerade diese Standardisierung für wesentlich – wir haben ja bei den Lesetests auch auf Standardisierungen internationaler Art zurückgegriffen, und hier gibt eben die entsprechenden Standardisierungen für die 4. beziehungsweise 8. Schulstufe, um hier Vergleichbarkeiten auch für die Zukunft zu haben –, damit wir mit diesen Lesetests einfach für die Zukunft sicherstellen können, dass es eine überprüfbare gute Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer gibt und der Lehrer und die Lehrerin, natürlich auch Eltern und Schüler, durch das entsprechende individuelle Feedback in die Lage versetzt werden, ihre eigene Arbeit zu hinterfragen und gegebenenfalls auch zu verbessern.

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Wurzer gestellt.

 

10.10.24

GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Vielen Dank, für die bisherige Beantwortung. Seit gestern liegt ja auch die Zusatzuntersuchung der PISA-Studie vor, das Lesen elektronischer Medien betreffend, und auch da haben wir wieder dasselbe Ergebnis, wie wir es schon kennen. Die Zahl der RisikoschülerInnen ist im OECD-Vergleich besonders hoch, aber auch die Zahlen der guten, der bestleistenden SchülerInnen besonders niedrig im OECD-Vergleich.

 

Ich bin ja der Meinung, dass das starre Festhalten am Frontalunterricht, an dieser militärischen Form des Unterrichts ein Grund dafür ist, warum gerade das sinnerfassende Lesen in Österreich so wenig und so schlecht ausgeprägt ist.

 

Was können wir seitens der Stadt Wien den PädagogInnen anbieten, um hier Methodenvielfalt zu entwickeln, um andere Unterrichtsformen anzugehen? – Danke.

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Herr Stadtrat.

 

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