Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 65
sowohl statistisch als auch methodisch für den Lesebereich. Denn, noch einmal, und das ist ganz wichtig: Die Ergebnisse unterscheiden sich ja nicht.
Ich würde Ihre Kritik verstehen, wenn der Wiener Lesetest herausgebracht hätte: Eigentlich haben wir keine Risikoschüler, in Wien sind wir eh super, und wir haben, im Gegensatz zu acht anderen Bundesländern, ganz andere Voraussetzungen. Sie unterscheiden sich nicht. Also kann man sehen, dass bei so einer Quantität Schummeln nicht ausgeschlossen werden kann, man soll daraus aber nicht eine große Dimension machen, denn ich glaube, es würde sich jeder in die Tasche lügen, wenn er nicht wüsste, dass das halt auch einen Bestandteil des Schülerlebens darstellt.
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von GR Dr Aigner gestellt.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank.
Herr Stadtrat, ich möchte zu Beginn, bevor ich zu meiner Frage komme, nur das zurückweisen, was die grüne Kollegin da in den Raum stellt, dass in österreichischen Schulen militärische Strukturen herrschen. Es fehlt ja gerade noch, dass behauptet wird, dass in den Schulhöfen im Turnunterricht exerziert wird. Ich glaube, Sie sind auch noch nicht in der Realität angekommen. Es wird in Kleingruppen gearbeitet, es gibt Teamworks, es gibt Projektmanagement und so weiter. Also ich glaube, Sie sollten mit Ihrer Propaganda die Kirche im Dorf lassen.
Wir nehmen aber zur Kenntnis, dass die Grünen den Kindern die Schulferien nicht gönnen, dass sie eigentlich quasi militärische Kasernen und Internatsstrukturen herbeireden wollen, gerade vor dem Hintergrund, dass vor Kurzem mit einer internationalen Vergleichsstudie hervorgekommen ist, dass die österreichischen Schulferien im Mittelfeld liegen und dass Länder wie Finnland bei Weitem längere Ferien haben. Das ist nur ein Beisatz, der mir gestattet sein möge.
Herr Stadtrat! Wir begrüßen es, wenn es Tests gibt, wenn es auch standardisierte Tests gibt. Es soll natürlich auch die Schulautonomie nicht zu kurz kommen. Dass dann als Reaktion auf die Tests auch individuelle Maßnahmen getroffen werden, ist auch etwas ganz Wichtiges.
Meine Frage an Sie: Gibt es Bestrebungen oder ist geplant – Sie haben ja auch vom Feedback für die Lehrer gesprochen –, sich ein bisschen auch eine Korrelation zwischen den Testergebnissen und der dazugehörigen Deutschnote anzusehen?
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Also es steht jetzt einmal für mich zentral im Mittelpunkt der Lesekompetenz, den Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und Eltern ein unmittelbares Feedback für diesen Bereich und eine sehr individuelle Beurteilung zu geben.
Ich will jetzt nicht die Notendiskussion beginnen, aber wir alle wissen, dass die Note natürlich – und ich sage das auch als betroffener Vater – als solches zwar ein bisschen ein Hinweis ist, aber eigentlich jetzt für den Bereich des Lesens im Speziellen oder auch für bestimmte Bereiche in völlig anderen Fächern natürlich nur sehr, sehr bedingt aussagekräftig ist. Gewisse Korrelationen wird es da geben, aber es geht ja hier speziell um den Bereich Lesen.
Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass gerade hier natürlich auch der Vertraulichkeit der Daten entsprechend hohe Aufmerksamkeit geschenkt wurde, dass sich also der Datenaustausch tatsächlich nur im Bereich Eltern, Schüler und Lehrer bewegt und es hier nicht – das vielleicht auch noch zur vorhergehenden Frage als zusätzliche Anmerkung – zu Vergleichen, Rankings oder sonst was bei Schülerinnen und Schülern und bei den Schulen kommt.
Das war mir ganz besonders wichtig, damit eben genau der hier angesprochene Konkurrenzdruck nicht entsteht, sondern der Test soll sehr individuell dem Lehrer die Möglichkeit bieten einzuschätzen, was habe ich zusammengebracht, der Schüler soll einschätzen können, wo steh ich, und vielleicht kann auch der eine oder andere Elternteil erkennen, es gibt hier Defizitbereiche, denen ich vielleicht ein spezielleres Augenmerk widmen sollte.
Also es geht mir hier wirklich um den Bereich Lesen, es geht hier nicht um eine Zusatzbeurteilung, eine zusätzliche Schularbeit, die dann in Korrelation mit den entsprechenden sonstigen Noten zu sehen ist, sondern um eine sehr spezielle zusätzliche Orientierungshilfe für alle am Schulgeschehen Beteiligten, nicht mehr und nicht weniger, aber es soll jetzt nicht eine Zentralschularbeit in der 4. Schulstufe werden. Ich glaube, gerade durch die lockerer Herangehensweise, die ich ja an vielen Schulen erlebt habe und wo ich von vielen Schulen auch das entsprechende Feedback bekommen habe, hat sich der Lesetest maßgeblich von einer Schularbeit unterschieden. Das möchte ich auch weiterhin beibehalten, das ist mir ganz besonders wichtig dabei.
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die letzte Zusatzfrage wird abermals von der Frau GRin Mag Wurzer gestellt.
GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus): Wie entgegnen Sie der Kritik oder zumindest der Frage nach dem Zeitpunkt der Lesetests, nämlich am Ende der 4. und 8. Schulstufe, wo man auf das erste Hinschauen sich denkt, das ist genau am Ende der jeweiligen Schuleinheiten, also am Ende der Volksschule in einem Fall – das wird dann sozusagen als Rucksack in die nächste Schulform mitgegeben – und am Ende der 8. Schulstufe, wo das häufig in die Oberstufe mitgegeben wird oder in die 9. Schulstufe. Das wirkt auf das erste Hinschauen als unpassender Zeitpunkt, um noch Sofortmaßnahmen ergreifen zu können. Also mir würde spontan eher einfallen, zumindest am Anfang der 4. Schulstufe oder in der 3. Schulstufe zu testen, um am Schulstandort noch Maßnahmen ergreifen zu können.
Wie reagieren sie auf diese Kritik?
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Gerade die Frage des Zeitpunkts der Testung war durchaus eine, die sehr intensiv vor allem auch mit den Expertinnen und Exper
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