Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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wollen. Nur jenen Teil, der immer schon auch ein zentraler Teil der Stadt Wien
war, haben wir versucht zusammenzufassen, sichtbarer und nachhaltiger zu
machen.
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Die
nächste Zusatzfrage wird von der Frau GRin Meyer gestellt, bitte sehr.
GRin Uta Meyer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr
Stadtrat!
Ich
darf Sie einmal fragen: Was ist für Sie so das Wiener Grätzel und nach welchen
Kriterien beurteilen Sie die Subventionswürdigkeit dieser Wiener Grätzeln? Das
würde mich schon interessieren, denn ist das ein Marktplatz, ist das eine
Straße, ist das ein Verein? Was ist das Wiener Grätzel, das klassische Wiener
Grätzel? Das hätte ich gerne von Ihnen gewusst. Und wie bemessen Sie den Erfolg
dieser Wiener Grätzel auf Grund dieser hohen Kosten, die das ja letztlich
ausmacht?
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Herr
Stadtrat!
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Na ja, also ein Wiener Grätzel in dem Sinne, der hier wichtig ist, nämlich
sozusagen die Kleinteiligkeit der Kulturförderung und der kulturellen
Aktivität, das kann alles sein, aber nicht beliebig alles, sondern das kann
selbstverständlich ein Verein sein, der einen Stadtteil belebt, beispielsweise
der Kulturkreis Augarten oder SOHO in Ottakring. Das können Initiativen sein. Das kann auch eine
Einzelveranstaltung sein, die den Namen eines Stadtteils hinausträgt, das kann
zum Beispiel „Das Dorf“ sein, ein kleiner Verein in einem Lokal, der dort
Lesungen veranstaltet, der Musik veranstaltet, der versucht, die umliegende
Straßengegend zu beleben. Das kann eine Initiative auf einem Markt wie zum
Beispiel am Genochmarkt im 22. Bezirk sein, von dem was ausgegangen ist, was
heute noch Bestand hat, also die Bespielung beispielweise von leerstehenden
Geschäftslokalen, von einzelnen Studios und so weiter. Das können temporäre
Initiativen sein, weil man darf ja nicht vergessen, SOHO zum Beispiel war
temporär. Es gibt auf verschiedenen Wiener Märkten immer wieder temporäre
Aktivitäten.
Also
ich glaube, wenn man von der geographischen Zuordnung absieht, Grätzel ist ja
eigentlich ursprünglich eine geographische Zuordnung, und zur Frage geht, was
bedeutet Stadtteilkultur, was bedeutet Niederschwelligkeit, was bedeutet aber
auch Nachhaltigkeit in einem bestimmten Stadtteil, dann gibt es gerade auch in
Wien die unterschiedlichsten Formen, wie man damit umgeht und was letztendlich
einen Stadtteil auch kulturell belebt. Wenn Sie sagen, das kostet viel Geld –
ja, das kostet viel Geld, aber ich glaube, es ist ein gut investiertes Geld.
Selbst solche Initiativen, die man gemeiniglich nicht unter Grätzel- oder
Stadtteilinitiativen rechnen würde wie zum Beispiel das Volkstheater in den
Bezirken sind eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Die spielen meistens in
Sälen der Volkshochschulen, manchmal auch woanders, haben 7 000 Abonnenten.
Das ist eine riesengroße Anzahl, das wird von der Stadt unterstützt. Die touren
sozusagen durch die Bezirke und beleben damit natürlich auch einzelne
Kulturstätten, beispielsweise auch die Tschaunerbühne, die mittlerweile ein
fixes Theater ist.
Also
Sie sehen, es gibt eine große Anzahl von verschiedensten Möglichkeiten, wie man
Stadteile, wie man Grätzel kulturell beleben kann, und wir haben eine ganz
große Menge davon in Wien.
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Danke. Die letzte Zusatzfrage wird vom Herrn GR Christian Hursky gestellt.
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Jetzt
haben wir über die Vergangenheit und über die Gegenwart gesprochen, aber wie
schaut es in der Zukunft aus? Was wird sich in den Grätzeln abspielen,
dezentral, die Orte, welche Projekte gibt es da?
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Gerade diesbezüglich ist natürlich die Zukunft schwer vorherzusagen, weil man
ja sieht, dass sich die Dinge sozusagen auch vor Ort entwickeln und ich glaube,
dass man gerade, was die dezentralen Stadtteilinitiativen, die Kulturinitiativen
anbelangt, da auch nicht allzu viele Vorgaben machen kann und machen soll. Als
Fördereinrichtung muss man offen sein dafür. Als Fördereinrichtung muss man
schauen, dass natürlich erstens genügend Geld dafür da ist und zweitens einmal,
dass auch die Förderbedingungen rasch und unkompliziert möglich sind. Natürlich
verhehle ich nicht, das hat immer auch etwas mit ausreichend Geld zu tun.
Wir
werden schauen, dass wir diese Bereiche auch in Zukunft ausreichend
finanzieren, aber natürlich auch engen Kontakt mit den jeweiligen Veranstaltern
und den Initiatoren und Initiatorinnen halten, weil es ja wichtig ist, da
jeweils auch Erfahrung mitzunehmen. Man kann durch vielerlei, das auch oftmals
nicht monetärer Natur ist, Aktivitäten entwickeln. Gestern erst habe ich das
Waves-Festival eröffnet. Das ist ein, wenn man so will. zweites wichtiges
Festival für Popmusik in Wien, das sich aber vor allem auch der Verbindung mit
den osteuropäischen Nachbarländern und den verschiedenen Musiken dort widmet.
Das ist ein Festival, das in verschiedensten Locations vornehmlich entlang des
Donaukanals und im 2. Bezirk stattfindet. Das ist neu, das war gestern zum
ersten Mal, und ich halte das für eine ganz besonders wichtige Initiative,
nicht nur, was die neue Musik in Wien anbelangt, sondern auch, was die Locations
anbelangt, weil das ja auch wichtig ist. Wir haben in Wien momentan eine
wirklich boomende Musikszene, die in den verschiedenen Klubs bei den
verschiedenen Musikveranstaltern auch entsprechende Auftrittsmöglichkeiten
bietet. Da haben wir sowohl finanziell, zu einem kleinen Teil, aber natürlich
auch organisatorisch auf verschiedenste Art und Weise geholfen und unterstützt.
Das muss und wird auch in Zukunft sein, gepaart mit unseren verschiedenen
Initiativen, wo wir versuchen, jüngere Menschen vor allem auch mit Migrationshintergrund
in die kulturelle Bespielung hineinzubringen. Danke sehr.
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