Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Danke!
Die
2. Frage (FSP - 03817-2011/0001/GM) von
Herrn GR Dr Aigner an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Gesundheit und Soziales wurde zurückgezogen. Daher kommen wir zur 3. Frage.
Die
3. Frage (FSP - 03816-2011/0001 - KVP/GM)
wurde von Herrn GR Ing Mag Bernhard Dworak gestellt und ist an die Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr,
Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. (Sie haben sich immer für Bürgerbeteiligung
ausgesprochen, dieses Wort steht sogar im Namen Ihres Ressorts. Insbesondere
setzten Sie sich in der Vergangenheit auch für Bürgerbefragungen ein, so zum
Beispiel regelmäßig bei der Errichtung von Wohnsammelgaragen und vielen anderen
Projekten und politischen Grundsatzfragen. Teilen Sie nun auch die entlarvende
Haltung Ihres grünen Parteikollegen, Gemeinderat Rüdiger Maresch, der sich
strikt gegen Volksentscheide bezüglich der Ausweitung der
"Parkpickerl-Zone" in Bezirke außerhalb des Gürtels ausspricht?)
Frau
Vizebürgermeisterin, bitte um die Beantwortung!
VBgmin
Mag Maria Vassilakou: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Bei
der Ausstellung der Parkraumbewirtschaftung gibt es eine klare Aufteilung der
Zuständigkeiten. Die Bezirksvertretungen beschließen die Ausweitung auf von
ihnen definierte Gebiete im Bezirk. Mehrere Bezirke haben eine prinzipielle
Untersuchung beantragt. Auf Basis dieser Untersuchung werden nun mögliche Lösungen
und Grenzen für die Ausdehnung analysiert. Einmal mehr geht es mir darum, hier
zwei Dinge auseinanderzuhalten. Das eine sind Instrumente direkter Demokratie
wie etwa BürgerInnenversammlungen oder BürgerInnenbefragungen wie zum Beispiel
im Zusammenhang mit neuen Wohnsammelgaragen. Sie stellen ein wichtiges und
ausbaufähiges Instrument zur Information, Diskussion und Mitentscheidung der
BürgerInnen über Entwicklungen in den Bezirken dar. In der Wiener Stadtverfassung
sind darüber hinaus Volksbefragungen, Volksabstimmungen und Volksbegehren als
Instrument der direkten Demokratie festgeschrieben. Das andere sind
partizipative Ansätze und hier komme ich wieder zur Parkraumbewirtschaftung.
Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung ist eine verkehrspolitische Maßnahme.
Ebenso wie es bei Tempolimits oder über die Farbe von Verkehrszeichen keine
Volksbefragungen abzuhalten, Sinn macht, halte ich das auch in diesem Fall für
wenig zielführend. Aber es ist mir wichtig, partizipative Ansätze und Prozesse
in den Bezirken in die Wege zu leiten, damit der zusätzliche Platz, der durch
die zu erwartende Abnahme der Verparkung entsteht, gemeinsam mit der
Bevölkerung entwickelt werden kann. Hier geht es um den Rückbau und die
qualitative Aufwertung des öffentlichen Raums in Wien.
Lassen
Sie mich vielleicht abschließend eines festhalten: Unabhängig davon, was ich
meine, ist die Entscheidung, ob es zu einer Befragung kommt oder nicht, im
Zusammenhang mit der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung eine, die auf
Bezirksebene getroffen werden muss und auch getroffen wird.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Ich
darf vorausschicken, dass sich die ÖVP für mehr Bürgerrechte in dieser Stadt
einsetzt und dass Sie die zuständige Stadträtin sind. Ich weiß nicht, ob Sie
dieses Flugblatt kennen. (GR Mag Ing Bernhard Dworak zeigt ein Flugblatt.)
Es ist von Ihrer Partei im 16. Bezirk herausgegeben worden und dort steht:
„Einführung des Parkpickerls im gesamten 16. Bezirk inklusive einer
Sonderregelung für die KleingärtnerInnen“. Auf das gestrige
Otto-Wagner-Bürgerforum angesprochen beziehungsweise auf die Bürgerversammlung
nach § 104c der Stadtverfassung, hier steht kein Wort über eine Befragung.
Generell bin ich der Meinung, dass in den Bezirken Befragungen stattzufinden
haben. Ich habe das nicht so von Ihnen jetzt gehört.
VBgmin
Mag Maria Vassilakou: Werter
Herr Gemeinderat!
Einmal
mehr: Die Entscheidung, ob über die Ausweitung des Parkpickerls im 16. eine
Befragung abzuhalten ist oder nicht, obliegt nicht mir. Sie obliegt auch nicht
den GRÜNEN in Ottakring. Sie obliegt dem Herrn Bezirksvorsteher Prokop. Das ist
nun mal auf Grund der Aufgabenteilung, die wir uns hier gegeben haben, schon
seit Jahren der Fall. Das kann ich nicht ändern. Ich will aber auch nicht mit
meiner persönlichen Meinung hinterm Berg halten. Wenn Sie sie kennen wollen,
dann kann ich sie einmal mehr hier wiederholen: Instrumente direkter Demokratie
sind nun mal mit einer gewissen Vorsicht anzuwenden. Das heißt, je nach
Gegenstand ist tatsächlich vorsichtig abzuwägen, wie die Fragestellung gefasst
sein muss und wie und mit welcher Vorbereitung man überhaupt eine Befragung
einleiten will. Mir ist es zunächst wichtig, die Bevölkerung in partizipative
Prozesse von vornherein einzubinden, das heißt, in einer Vielzahl von
Gestaltungsfragen bereits in sehr, sehr frühen Planungsphasen die Bevölkerung
mitsprechen zu lassen, mitentscheiden zu lassen, sich einbringen zu lassen,
sodass wir bestmögliche Ergebnisse erreichen, das heißt, sodass wir auch die
Bevölkerung bei vielen dieser Prozesse von vornherein mitnehmen können. Man
kann übrigens darüber hinaus durchaus auch entscheiden, zum Schluss eine
Befragung durchzuführen. Aber selbst auch die Fragestellung, mit der man
konkret die Bevölkerung konfrontiert, sollte auch eine sein, die optimalerweise
sogar gemeinsam erarbeitet werden sollte.
Unbeschadet
dessen sind Angelegenheiten der Verkehrspolitik ein schwieriges Terrain für das
Instrument der Volksbefragungen und das wissen Sie genauso wie ich. Ein ganz
besonderes Problem gerade bei Fragen der Verkehrspolitik ist zum Beispiel die
Frage des Eingrenzens, wer soll denn befragt werden zu einem bestimmten Thema.
Bei Wohnsammelgaragen tun wir uns zum Beispiel leicht, wenn wir versuchen, hier
einzugrenzen, aus einem sehr simplen Grund: Diejenigen, die die Nutznießer der
Wohnsammelgaragen sein werden, sind auch diejenigen, also es ist der idente
Personenkreis, die auch die Betroffenen der Unannehmlichkeiten sein würden, die
etwa durch den Bau der Garage entstehen.
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